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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kam und dann wieder verschwand, als wäre es nie da gewesen. Doch der Himmel über mir blieb blau, klar und leer.
    Als wir die anderen erreichten, standen sie im Schutz eines schmalen Felsvorsprungs. Outislander-Runen waren in einer Welle in den Stein gemeißelt, die bis unter das Eis reichte. Die Hetgurd-Zeugen standen nahe am Fels, und ihr Missfallen, hier zu sein, stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Gleichzeitig wirkten sie jedoch auf gewisse Art amüsiert. Ich fragte mich warum. Einer von ihnen kniete im Schnee und grub in dem Eis, das den Felsen hochgewandert war. Als Werkzeug benutzte er sein Messer, und er hackte auf das Eis ein, als wolle er es erstechen. Er machte ein Dutzend Schläge und wischte dann eine vernachlässigbare Menge Eis beiseite. Eine sinnlose Aufgabe, aber er war voll darauf konzentriert.
    Langschopfs Männer hatten ihre Werkzeuge mitgebracht. Sie trugen Schaufeln, Spitzhacken und Brecheisen, doch keiner von ihnen hatte sich damit schon an die Arbeit gemacht. Sie standen bereit, gelangweilt und desinteressiert, wie es gute Soldaten nun einmal sind, und warteten darauf, dass man ihnen einen Auftrag erteilte. Ich musste mich nicht lange fragen, warum sie noch nicht begonnen hatten. Als wir näher kamen, standen Chade und Pflichtgetreu Peottre und der Narcheska von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dick hatte sich hinter ihnen in den Schnee gesetzt, summte laut vor sich hin und nickte mit dem Kopf im Takt.
    »Ja, aber wo?«, verlangte Chade zu wissen, und sein Tonfall verriet mir, dass er diese Frage nicht zum ersten Mal stellte.
    »Hier«, antwortete Peottre geduldig. »Hier.« Er machte eine weit ausholende Armbewegung und deutete damit auf das kleine Plateau, auf dem wir standen. »Wie die Runen auf dem Fels sagen: >Hier schläft Eisfeuer<. Ich habe euch zu ihm gebracht, wie wir vereinbart haben, und die Narcheska hat uns begleitet, um die Erfüllung eurer Aufgabe zu bezeugen. Jetzt liegt es an euch. Ihr seid diejenigen, die ihn ausgraben und ihm den Kopf abschlagen müssen. War es nicht das, dem der Prinz in seinem eigenen Mütterhaus zugestimmt hat?«
    »Ja, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass wir dafür einen ganzen Gletscher abtragen müssen! Ich dachte, es gäbe einen Hinweis darauf, wo genau er sich befindet. Hier ist aber nichts, nur Eis, Schnee und Felsen. Wo sollen wir anfangen?«
    Peottre zuckte mit den Schultern. »Wo ihr wollt.« Einer der Hetgurdmänner lachte leise. Chade schaute sich erregt um. Mit einem kurzen Blick registrierte er, dass ich da war, schien iber zu glauben, dass ich nicht von großem Nutzen sein würde. Erneut versuchte er es mit Peottre.
    »Als Ihr das letzte Mal hier wart, konntet Ihr den Drachen sehen. Wo war er?«
    Peottre schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin nur einmal hier gewesen, mit meiner Tante, als ich noch ein kleiner Junge war. Sie hat mich hierher gebracht, um mich den Weg zu lehren. Den Drachen haben wir jedoch nie gesehen, nur die Worte, die seinen Ruheplatz markieren. Es ist länger als eine Generation her, seit der Drache zum letzten Mal durch das Eis zu sehen war.«
    Der Mann des Eulenclans fühlte sich wohl irgendwie angesprochen, denn er löste sich von den anderen Hetgurdmännern und trat vor. Mit einem schwachen Lächeln nickte er vor sich hin. »Meine Großmutter hat ihn gesehen, als sie noch ein Mädchen war. Ich werde euch erzählen, was sie mir erzählt hat, und vielleicht werdet ihr Weisheit daraus gewinnen. Sie ist mit der Mutter ihrer Mutter hierher gekommen, um Eisfeuer ein Geschenk zu bringen und ihn um mehr Fruchtbarkeit für unsere Schafe zu bitten. Als sie hierher kam, zeigte die Mutter ihrer Mutter ihr einen dunklen Schatten, der nur zu erkennen war, wenn die Sonne hoch am Himmel stand. >Da ist er<, hat sie meiner Großmutter gesagt. >Einst war er viel einfacher zu sehen, doch das Eis wächst ständig, und er sinkt immer tiefer hinunter. Nun ist er nur noch ein Schatten, und es wird eine Zeit kommen, da die Menschen bezweifeln, dass er je existiert hat. Schau ihn dir also gut an, und sorg dafür, dass keiner unserer Nachkommen uns dadurch beschämt, dass er an der Weisheit seines Volkes zweifelte« Der Barde beendete seine Geschichte genauso unvermittelt, wie er sie begonnen hatte. Er stand einfach nur da, die Wangen vom Wind gerötet, und nickte zufrieden vor sich hin.
    »Und wisst Ihr dann vielleicht auch, wo wir mit der Suche nach dem Drachen beginnen sollten?«
    Die Eule lachte. »Nein. Und selbst wenn

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