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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wert.«
    »Aber ich wusste nicht, wie viel Ärger es verursachen würde, als ich es gab. Behende läuft herum, als wäre er nur ein halber Mensch. Ich wusste weder, dass Mama Papa die Schuld daran geben, noch, dass Papa darüber mit dem Trinken anfangen würde, weil er sich selbst noch viel größere Vorwürfe macht als sie.«
    Ich blieb stehen. Das war gefährlich, doch ich drehte mich zu Nessel um. Tatsächlich hatten ihre Worte mich sogar noch in größere Gefahr gebracht, als mir von dem Abgrund drohte. Vorsichtig sagte ich: »Und du glaubst, einen Weg gefunden zu haben, dein Wort zu umgehen. Indem du mir anvertraust, worüber du zu schweigen versprochen hast.«
    Sie legte die Stirn auf die Knie, und ihre Stimme klang gedämpft, als sie erwiderte: »Du hast gesagt, du hättest Papa vor langer Zeit gekannt. Ich weiß nicht, wer du wirklich bist, aber vielleicht kennst du ihn ja immer noch. Du könntest mit ihm sprechen. Nachdem Flink das letzte Mal fortgelaufen war, hast du mir Bescheid gesagt, als er und Papa wieder auf dem Heimweg waren. Oh, bitte, Schattenwolf! Ich weiß nicht, was dich mit meiner Familie verbindet, aber ich weiß, dass diese Verbindung existiert. Bei dem Versuch, Flink zu helfen, habe ich unsere Familie fast zerrissen. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Und ich habe Flink nie versprochen, dass ich es dir nicht sagen würde.«
    Ich blickte auf meine Füße. Nessel hatte mich in ihr Bild von mir verwandelt. Ihr Traum verschlang den meinen. Nun war ich ein Wolfsmensch, und meine schwarzen Krallen gruben sich ins Geröll. Auf allen Vieren krallte ich mir einen Weg den Hang hinauf zu ihr. Als ich nahe genug herangekommen war, um die getrockneten Tränen auf Nessels Wangen zu sehen, knurrte ich: »Sag es mir.«
    Das reichte ihr. »Sie glauben, dass Flink weggelaufen ist, um zur See zu fahren, denn so haben wir es aussehen lassen, er und ich. Oh, schau mich nicht so an! Du weißt nicht, wie es hier gewesen ist! Papa war die reinste Sturmwolke, und Flink war nicht weniger schlimm. Der arme Behende schlich umher wie ein geprügelter Hund. Er schämte sich, wenn er von Papa gelobt wurde, weil sein Zwilling es nicht teilen konnte. Und Mama ... Mama war wie eine Wahnsinnige. Jeden Abend verlangte sie zu wissen, was sie quälte, und beide weigerten sich zu antworten. Es gab keinen Frieden mehr in unserem Haus, keinen Frieden ... Als Flink also zu mir gekommen ist und mich gebeten hat, ihm bei der Flucht zu helfen, schien mir das eine gute Idee zu sein.«
    »Und
wie
hast du ihm geholfen?«
    »Ich habe ihm Geld gegeben, mein Geld, mit dem ich tun konnte, was ich wollte, Geld, das ich mir letzten Frühling verdient habe, als ich Gossoin beim Lammen zur Hand gegangen bin. Mama hat Flink oft in die Stadt geschickt, um Honig oder Kerzen auszuliefern. Ich habe mir einen Plan für ihn ausgedacht und ihm gesagt, er solle die Leute in der Stadt nach Booten, der Fischerei und dem Meer ausfragen. Und dann habe ich schließlich einen Brief für ihn geschrieben und mit Papas Namen unterzeichnet; das war ich ja gewohnt. Seine Augen ... Papa kann zwar noch schreiben, aber seine Hand schweift öfter ab, da er die Buchstaben nicht mehr sehen kann. Deshalb habe ich in letzter Zeit viel für ihn geschrieben, wenn es galt, ein Pferd oder dergleichen zu verkaufen. Alle sagen, dass meine Schrift fast ist wie seine; vermutlich liegt das daran, weil er mich das Schreiben gelehrt hat. So ...«
    »So hast du Flink einen Brief geschrieben, in dem stand, sein Vater habe ihn entlassen, auf dass er in die Welt ziehen und tun könne, was immer ihm gefällt.« Ich sprach langsam. Jedes Wort aus Nessels Mund belastete mich mehr. Burrich und Molly stritten sich, und er hatte wieder mit dem Trinken begonnen. Sein Augenlicht ließ ihn im Stich, und er glaubte, dass er seinen Sohn vertrieben hatte. Diese Dinge zu hören, zerriss mir das Herz, denn ich wusste, dass ich nichts dagegen tun konnte.
    »Es ist schwer für einen Jungen, Arbeit zu finden, wenn die Leute ihn für einen weggelaufenen Lehrling halten oder glauben, seine Arbeit gehöre noch immer seinem Vater.« Nessel sprach zögernd, versuchte, ihre Fälschung zu entschuldigen. Ich wagte es nicht, sie anzusehen. »Mama hatte sechs Gestelle Kerzen vollgepackt und Flink in die Stadt geschickt, um sie dort auszuliefern und das Geld wieder zurückzubringen. Als er sich von mir verabschiedet hat, wusste ich, dass er die Gelegenheit nutzen wollte. Er ist nie

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