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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zurückgenommen, wenn es mir möglich gewesen wäre. Wie konnte es diesem Jungen auch so viel bedeuten, wie es mir bedeutet hatte? Pflichtgetreu schaute es sich an und blickte dann entsetzt zu mir. »Ich verstehe nicht. Du gibst mir ein Schwert?«
    Ich stand auf. »Das ist das Schwert deines Vaters. Veritas hat es mir gegeben, als wir uns zum letzten Mal voneinander verabschiedet haben. Es gehört jetzt dir«, sagte ich leise.
    Der Ausdruck, der daraufhin auf Pflichtgetreus Gesicht erschien, löschte das Gefühl der Reue in meinem Herzen sofort aus. Er streckte die Hand nach der Waffe aus, zog sie wieder zurück und schaute mich erneut an. Ungläubiges Staunen lag in seinem Gesicht. Ich lächelte.
    »Ich habe gesagt, es gehört dir. Nimm es. Ich habe es gerade erst geputzt und geschärft; also sei vorsichtig.«
    Pflichtgetreu legte die Hand auf das Heft. Ich wartete darauf, dass er es hochhob und feststellte, wie hervorragend es ausbalanciert war. Aber er zog seine Hand wieder zurück.
    »Nein.« Das Wort entsetzte mich. »Warte hier. Bitte. Warte einfach.« Und dann drehte er sich um und floh aus dem Raum. Ich hörte seine schnellen Schritte im Geheimgang verhallen.
    Seine Reaktion verwirrte mich. Zuerst hatte er so erfreut gewirkt. Ich ging zum Tisch und schaute mir die Klinge noch einmal an. Frisch geölt und poliert funkelte sie. Sie war schön und elegant, doch keine Verzierung lenkte von ihrem eigentlichen Zweck ab. Dieses Schwert war ein Werkzeug des Todes. Hod hatte die Waffe für Veritas gemacht, dieselbe Waffenmeisterin, die mich den Umgang mit Schwert und Pike gelehrt hatte. Als Veritas zu seiner Queste aufgebrochen war, hatte sie ihn begleitet und war für ihn gestorben. Dieses Schwert war eines Königs würdig. Warum hatte Pflichtgetreu es abgelehnt?
    Ich saß vor dem Kamin, einen Becher dampfenden Tees in den Händen, als Pflichtgetreu wieder zurückkehrte. Er trug ein langes, in Stoff gehülltes Bündel in den Armen. Noch in der Tür begann er, die Lederschnüre zu lösen, mit denen es zusammengebunden war, und sagte: »Ich weiß nicht, warum ich nicht schon längst daran gedacht habe, damals, als meine Mutter mir gesagt hat, wer du in Wahrheit bist. Ich schätze, ich habe es schlicht vergessen, weil man es mir vor so langer Zeit gegeben und meine Mutter es seitdem für mich verwahrt hat. Hier!«
    Der Stoff fiel herunter, und Pflichtgetreu hielt es in die Höhe. Er grinste über das ganze Gesicht, änderte seinen Griff und bot es mir an, das Heft auf dem linken Unterarm. Seine Augen funkelten vor Freude und Erwartung. »Nimm es, Fitz-Chivalric Weitseher. Das Schwert deines Vaters.«
    Ein Schauder lief mir über den Rücken, und jedes einzelne Haar auf meinem Körper richtete sich auf. Ich stellte den Becher beiseite und stand langsam auf. »Chivalrics Schwert ? «
    »Ja.« Ich hätte es nie für möglich gehalten, doch Pflichtgetreus Grinsen wurde tatsächlich noch breiter.
    Ich starrte die Waffe an. Ja. Auch ohne Pflichtgetreus Worte hätte ich die Klinge erkannt. Dieses Schwert war der ältere Bruder jenes, das Veritas getragen hatte. Es ähnelte dem anderen Schwert, doch diese Waffe war leicht verziert und die Klinge länger, gemacht für einen größeren Mann als Veritas. Das Stichblatt zierte ein stilisierter Bock. Plötzlich wusste ich, dass dieses Schwert für einen Prinzen gemacht worden war, der eines Tages König hätte werden sollen, und ich wusste auch, dass ich es niemals würde tragen können. Nichtsdestotrotz sehnte ich mich danach. »Wo hast du das her?«, fragte ich atemlos.
    »Philia hatte es natürlich. Sie hat es in Weidenhag gelassen, als sie nach Bocksburg gekommen ist. Als sie dann nach dem Krieg der Roten Schiffe >ihren Kram durchkämmt< hat, wie sie es nennt, als sie ihren Hausrat nach Handelsfort gebracht hat, da hat sie es wiedergefunden. In einem Schrank. >War wohl ganz gut, dass ich es nie nach Bocksburg gebracht habe<, hat sie mir gesagt, als sie es mir gegeben hat. >Edel hätte es sich geschnappt und verkauft - oder für sich selbst behaltene«
    Das war typisch Philia, und ich musste unwillkürlich lächeln. Das Schwert eines Königs bei ihrem >Kram<.
    »Nimm es!«, befahl Pflichtgetreu mir ungeduldig, und ich folgte seiner Aufforderung. Ich musste zumindest einmal spüren, wie meine Hand auf das Heft passte, das einst die Finger meines Vaters umschlossen hatten. Als ich es von Pflichtgetreu entgegennahm, fühlte es sich nahezu schwerelos an. Es lag in meiner Hand wie ein

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