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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatte ich es für schwarz gehalten. »Du lebst, und du bist in Sicherheit. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas Böses widerfährt. Und du weißt, dass du mir vertrauen kannst, denn ich liebe dich.«
    Bei ihren Worten schnürte sich mir die Kehle zu. Ich fragte mich, woher sie wusste, dass sie genau das sagen musste. Ohne mir dessen bewusst zu sein, hatte ich mir mein ganzes Leben lang gewünscht, dass jemand diese Worte zu mir sagte und es tatsächlich ehrlich meinte. Nun hatte ich das Gefühl, zusehen zu müssen, wie jemand ein Geschenk bekam, nach dem ich mich schon immer gesehnt hatte. Und doch empfand ich weder Bitterkeit noch Neid. Alles, was ich fühlte, war Verwunderung darüber, dass Nessel mit sechszehn Jahren schon so viel in sich hatte, um es einem anderen zu geben. Selbst wenn ich Dick in seinem Traum hätte finden können, selbst wenn man mir gesagt hätte, dies seien genau die Worte, die man sagen müsse, die Worte, die er so verzweifelt hören wollte, ich hätte sie nicht sagen und so wahrhaftig klingen lassen können wie sie. Nessel war meine Tochter, Blut von meinem Blut, und doch machte das Staunen, das ich in diesem Augenblick empfand, sie zu einem Geschöpf, das nichts, aber auch gar nichts mehr mit mir zu tun hatte.
    Das Kätzchen bewegte sich in ihrer Hand und schaute sich blind um. Als das kleine rote Maul sich öffnete, war es bereit zu miauen, doch stattdessen fragte es mit heiserer Stimme: >Mama?«
    »Nein«, antwortete Nessel. Meine Tochter war mutiger als ich. Sie dachte noch nicht einmal daran zu lügen. »Aber jemand wie sie.« Nessel ließ ihren Blick über das Meer schweifen, als bemerke sie es jetzt erst. »Und das hier ist nicht gut für jemanden wie dich. Lass es uns verändern, ja? Wo würdest du gerne sein?«
    Dicks Antworten überraschten mich. Nessel lockte die Informationen aus ihm heraus, jede noch so kleine Einzelheit. Als sie schließlich fertig waren, saßen wir in Puppengröße mitten auf einem riesigen Bett. In der Ferne konnte ich verschwommen die Wände eines Reisewagens ausmachen, wie ihn viele Puppenspieler und Straßenkünstler benutzten, wenn sie von einer Stadt in die nächste fuhren. Ich roch getrockneten Pfeffer und Zwiebeln, die in einer Ecke von der Decke hingen. Jetzt erkannte ich auch die Musik, die uns umgab. Das war nicht nur Dicks Mutterlied, sondern auch die einzelnen Elemente, aus denen es bestand: das gleichmäßige Atmen einer schlafenden Frau, das Knarren der Wagenräder und das stete Klappern von Pferdehufen gemischt mit dem Summen einer Frau und einem auf der Flöte gespielten Kinderlied. Es war ein Lied der Sicherheit, der Akzeptanz und der Zufriedenheit. »Es gefällt mir hier«, sagte Nessel zu Dick. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich gerne noch einmal hier besuchen kommen. Wäre dir das Recht?«
    Das Kätzchen schnurrte und rollte sich dann zusammen. Es schlief nicht, sondern fühlte sich schlicht wohl und sicher inmitten des riesigen Betts. Nessel stand auf und wandte sich zum Gehen. Ich glaube, in diesem Augenblick erkannte sie, dass ich Dicks Traum beobachtete, aber nicht länger ein Teil davon war. Zusammen mit all den anderen unharmonischen und gefährlichen Elementen war ich aus ihm verschwunden. Für mich gab es keinen Platz in der Welt seiner Mutter.
    »Ich sage dir erst einmal Lebwohl«, sagte Nessel und fügte dann hinzu: »Nun vergiss nicht, wie leicht es ist, hierher zu kommen. Wenn du schlafen willst, musst du nur an dieses Kissen denken.« Sie berührte eines der bunt bestickten Kissen auf dem Bett. »Erinnere dich daran, und du wirst sofort hierher gelangen. Kannst du das?«
    Das Kätzchen schnurrte zur Antwort, und dann verblasste Dicks Traum um mich herum. Einen Augenblick später stand ich wieder auf dem Hügel neben dem geschmolzenen Glasturm. Die Dornen und der Nebel waren verschwunden, und zurückgeblieben waren grüne Täler und schimmernde Flüsse, die sich durch sie hindurchwanden.
    »Du hast ihm nicht gesagt, dass er nicht mehr seekrank sein würde«, erinnerte ich mich plötzlich. Dann zuckte ich unwillkürlich zusammen, als ich erkannte, wie undankbar dar klang. Nessel funkelte mich an, und ich sah Überdruss in ihren Augen.
    »Glaubst du wirklich, dass es so einfach war, all diese Dinge zu finden und zusammenzufügen? Er hat ständig versucht, sie wieder in kaltes Seewasser zu verändern.« Sie rieb sich die Augen. »Ich schlafe, und doch glaube ich, erschöpft aufzuwachen.«
    »Bitte, entschuldige«,

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