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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erwiderte ich ernst. »Ich weiß sehr wohl, welchen Preis diese Magie von einem abverlangen kann. Ich habe nicht nachgedacht, bevor ich den Mund aufgemacht habe.«
    »Magie«, schnaufte Nessel. »Das Formen von Träumen ist keine Magie. Das ist schlicht etwas, das ich tue.«
    Und mit diesem Gedanken verließ sie mich. Ich schob meine Angst davor beiseite, was wohl gesagt werden würde, wenn sie Burrich meine Worte übermittelte. Daran konnte ich ohnehin nichts ändern. Ich setzte mich an den Fuß des Turms, doch ohne Nessel als Anker verblasste der Traum rasch. So versank ich in meinen eigenen traumlosen Schlaf.

Macht nicht den Fehler, euch die Äußeren Inseln als das Königreich eines einzigen Herrschers vorzustellen - so wie es bei uns in den Sechs Provinzen der Fall ist oder auch nur als Allianz von Völkern wie im Bergreich. Noch nicht einmal die einzelnen Inseln, so klein sie auch sein mögen, stehen unter der Herrschaft eines einzelnen Fürsten oder sonstigen Edelmannes. Tatsächlich gibt es keine >Edelmänner< unter den Outislandem. Die Männer erwerben sich ihren Status aufgrund ihrer Fähigkeiten als Krieger und der Beute, die sie nach Hause bringen. Einige von ihnen behaupten diesen Ruf nicht nur mit dem Rückhalt ihrer matriarchalisch organisierten Clans, sondern auch mit der Kraft ihrer Waffen. Die Clans beanspruchen gewisse Territorien auf den Inseln; doch bei diesen Ländereien handelt es sich um Felder, Weiden und Strände, die ausschließlich den Frauengehören und von den Müttern an ihre Töchter vererbt werden.
    Städte, besonders Hafenstädte, gehören keinem einzelnen Clan, und für gewöhnlich ist
es der
Pöbel, der in ihnen herrscht. Die Stadtmiliz wird Euch nicht zu Hilfe kommen, wenn Ihr in einer Outislander-Stadt ausgeraubt oder angegriffen werdet. Von jedem Mann erwartet man, sich den Respekt der anderen selbst zu erkämpfen. Jeder, der dabei um Hilfe bettelt, wird als schwach betrachtet, nicht wert, dass man auch nur Notiz von ihm nimmt. Manchmal jedoch verfügt ein dominanter Clan über einen >Sitz< in der Stadt und übernimmt die Rolle eines Richters bei Streitigkeiten.
    Die Outislander bauen keine Burgen oder Festungen, wie wir sie in den Sechs Provinzen haben. Im Falle einer Belagerung übernehmen feindliche Schiffe lediglich die Kontrolle über einen Hafen oder eine Flussmündung, nie aber über die Dörfer oder Städte; Land eignet man sich nur selten mit Gewalt an. Es ist jedoch nichts Ungewöhnliches, in einer größeren Stadt ein, zwei >Sitze< jedes bedeutenden Clans zu finden. Dabei handelt es sich um durchaus befestigte Gebäude, die einem Angriff ohne weiteres standhalten können; auch besitzen sie häufig tiefe Keller mit einem Brunnen und genug Lagerraum für beachtliche Mengen an Vorräten. Diese >Sitze< sind allerdings eher als sicherer Unterschlupf im Falle von Straßenkämpfen gedacht und weniger, um Angriffen von Außen standzuhalten.
    Shellbyes Reise zu den Äusseren Inseln

    Als ich wieder aufwachte, bemerkte ich sofort die Ruhe, die auf dem Schiff eingekehrt war. Zwar hatte ich nicht sonderlich lange geschlafen; dennoch fühlte ich mich ausgeruht. Um mich herum lagen noch immer die anderen Männer. Sie schliefen, als hätten sie das schon seit Tagen nicht mehr getan, was bei vielen auch sicherlich der Fall war.
    Vorsichtig stand ich auf, rollte meine Decke zusammen und suchte mir einen Weg zwischen meinen Kameraden hindurch. Ich legte meine Decke wieder in die Seekiste, zog mir ein sauberes Hemd an und ging dann an Deck. Die Nacht neigte sich ihrem Ende entgegen, und die Dämmerung eines neuen Tages zog herauf. Durch erste Lücken in der sich auflösenden Wolkendecke waren noch schwach die Sterne zu sehen. Der Wind hatte gedreht, und barfüßige Seeleute eilten schweigsam und effektiv übers Deck, um die Segel neu zu trimmen. Es war eine Atmosphäre wie am Morgen nach einem Sturm.
    Ich fand Dick zusammengerollt und schlafend auf dem Deck; sein Gesicht machte einen friedlichen Eindruck und seine Atmung war heiser, aber gleichmäßig. Neben ihm döste Web, die Stirn auf die angezogenen Knie gelegt. Ich erkannte nur schwach den dunklen Umriss eines Seevogels, der auf der Reling hockte. Ich hatte Risk in Webs Nähe vermutet; sie glich einer Möwe, nur dass sie viel größer war als ihre Artgenossen. Risk beobachtete mich mit funkelnden Augen. Ich nickte ihr freundlich zu und trat vorsichtig näher. Web öffnete langsam die Augen. Als er mich sah, lächelte er.
    »Er

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