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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ergriff die Initiative. »Dachsenbless, bring den Korb. Dick, du kommst jetzt mit mir in die Kabine. Sofort.«
    »Ich will aber nicht«, stöhnte der kleine Mann und erhob sich langsam. Er taumelte einen Schritt, blickte auf die Wellen hinaus und schien sich dann zu erinnern: »Ich bin seekrank.«
    »Deshalb will ich dich ja in die Kabine bringen. Dort wird es dir besser gehen«, sagte der Prinz.
    »Nein, ich will nicht«, wiederholte Dick, doch als Pflichtgetreu sich in Richtung Kabine in Bewegung setzte, folgte er ihm langsam. Sein Gang war unsicher, sowohl aus Schwäche als auch vom Schwanken des Decks. Ich sprang neben ihn, stützte ihn unterm Arm und führte ihn über die Planken, in der anderen Hand den voll beladenen Korb. Dick schlurfte neben mir her. Zweimal mussten wir stehen bleiben, weil er einen Hustenanfall bekam, und als wir schließlich die Tür zur Kabine des Prinzen erreichten, machte ich mir ernsthafte Sorgen.
    Pflichtgetreus Kabine war eleganter und besser möbliert als sein Schlafzimmer daheim. Offensichtlich hatte jemand sie nach seinen eigenen Vorstellungen von dem, was einem Prinzen gebührte, eingerichtet. Aus den weiten Heckfenstern konnte man auf das Meer hinausblicken. Prachtvolle Teppiche schmückten den polierten Holzboden, und die schweren Möbel waren zur Sicherheit fest verankert. Vermutlich hätte mich das Ganze mehr beeindruckt, wenn ich längere Zeit dort geblieben wäre, doch Dick rannte in seine eigene, kleine Kabine, die unmittelbar an Pflichtgetreus angrenzte. Ihre Ausstattung war allerdings weit bescheidener; Dick musste sich mit einem engen Wandschrank und einem schmalen Bett mit ein wenig Stauraum darunter begnügen. Der Schiffsbauer hatte das Ganze wohl mehr als Abstellraum für einen Kammerdiener gedacht denn als Schlafzimmer für den Lieblingstrottel des Prinzen.
    Dick fiel erschöpft aufs Bett. Er stöhnte und murmelte, während ich ihn von seinen schmutzigen, verschwitzten Sachen befreite. Als ich ihn mit einer dünnen Decke zudeckte, drückte er sie an sich und beschwerte sich mit klappernden Zähnen über die Kälte. Ich holte ihm die dicke Tagesdecke herüber, die am Fußende von Pflichtgetreus Bett lag. Nun war ich mir sicher, dass Dick Fieber hatte.
    Der Tee hatte sich inzwischen ein wenig abgekühlt; dennoch goss ich Dick einen Becher ein und setzte mich neben ihn, während er trank. Auf meinen Gabenvorschlag hin schickte der Prinz nach Weidenrindentee für das Fieber und Himbeerwurzelsirup gegen den Husten. Als der Diener die Sachen schließlich brachte, kostete es mich einige Zeit, Dick dazu zu überreden, sie zu nehmen. Zum Glück hatte das Fieber seine Sturheit aufgeweicht, und schlussendlich gab er nach.
    Der Raum war so klein, dass ich die Tür nicht schließen konnte, während ich auf der Bettkante saß, und so beobachtete ich das Kommen und Gehen in Pflichtgetreus Kabine, während ich mich um unseren Trottel kümmerte. Nur wenig, was sich dort abspielte, interessierte mich, bis Pflichtgetreus >Zwiehafte Kordiale< eintraf. Es waren Gentil, Web, der Barde Kräusel und Flink. Pflichtgetreu saß gerade am Tisch, als sie den Raum betraten, und ging noch einmal seine Rede an die Outislander durch. Nachdem der Diener sie hineingelassen hatte und anschließend entlassen worden war, schob Pflichtgetreu die Schriftrollen sichtlich erleichtert beiseite. Gentils Katze folgte ihrem Partner auf den Fuß und machte es sich sofort auf dem Bett des Prinzen bequem. Niemand schien sich um das Tier zu kümmern.
    Web schaute mich amüsiert an, bevor er den Prinzen begrüßte. »Oben steht alles zum Besten, Prinz Pflichtgetreu.« Das schien mir ein merkwürdiger Gruß zu sein, bis mir dämmerte, dass der alte Mann nur eine Information seines Vogels weiterleitete. »Außer den unseren ist kein weiteres Schiff in Sicht.«
    »Hervorragend.« Der Prinz lächelte anerkennend, bevor er seine Aufmerksamkeit auf die anderen richtete. »Wie geht es deiner Katze, Gentil ? «
    Gentil hob die Hand. Der Ärmel rutschte hinunter, und ein dicker roter Kratzer war auf seinem Unterarm zu sehen. »Ihm ist langweilig, und die Enge ärgert ihn. Er freut sich schon, endlich wieder Land zu sehen.« Die Zwiehaften lachten nachsichtig wie Eltern über den Starrsinn eines Kindes. Mir fiel auf, wie wohl sich alle in Gegenwart des Prinzen zu fühlen schienen. Nur Flink wirkte noch ein wenig steif, was vermutlich entweder an meiner Anwesenheit oder am Altersunterschied zu den anderen lag. So hatten sich

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