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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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stöhnte Dick und rettete mich so vor Webs Vortrag.
    »Da wäre deine erste Aufgabe«, sagte ich brüsk zu Flink. »Frag den Diener des Prinzen, wo du noch zwei Decken für Dick finden kannst. Wolldecken. Und bring ihm auch einen Krug Wasser.«
    Ich glaube, Flink fühlte sich in seiner Würde verletzt, Besorgungen für einen Schwachkopf machen zu müssen; doch er zog den Botengang ohne Zweifel meiner Gesellschaft vor. Als Flink davonhuschte, stieß Web einen Seufzer aus.
    »Die Wahrheit, Tom«, riet er mir. »Das ist die einzige mögliche Brücke zwischen euch beiden. Nur so kannst du ihn erreichen. Und du musst ihn erreichen. Das erkenne ich erst jetzt. Er ist von Zuhause fortgerannt und von dir. Jetzt ist es an der Zeit, dass er aufhört davonzulaufen, sonst wird er sich niemals seinen Problemen stellen.«
    Web hielt mich also für mitverantwortlich für Flinks Probleme. Ich wandte den Blick ab. »Ich werde mich um ihn kümmern«, sagte ich.
    Er seufzte müde. »Dann überlasse ich ihn dir.« Web kehrte an den Tisch und zum Gespräch der Zwiehaften Kordiale zurück. Nach einiger Zeit verließen sie die Kabine wieder, und der Prinz widmete sich erneut seiner Rede. Als Flink schließlich mit Decken und einem Krug Wasser für Dick zurückkehrte, schaute ich Pflichtgetreus Schriftrollen durch und wählte einige aus, von denen ich glaubte, dass Flink von ihrem Studium profitieren würde. Zu meiner Überraschung fand ich dabei auch einige, die ich nie zuvor gesehen hatte; Chade musste sie erst kurz vor unserem Aufbruch bekommen haben. Sie beschäftigten sich mit Gesellschaft und Sitten der Äußeren Inseln. Ich suchte mir die einfacheren für Flink heraus.
    Ich machte es Dick so bequem wie möglich. Sein Fieber stieg. Je heißer er wurde, desto fantastischer wurde seine Gabenmusik. Er hatte noch immer nichts gegessen, aber wenigstens hatte er seinen Willen verloren, sich gegen mich zu wehren, und so hielt ich ihm den Becher an den Mund und zwang ihn, ihn zu leeren. Dann ließ ich ihn sich wieder hinlegen, zog die Decken um ihn zurecht und fragte mich, warum die Fieberhitze einen Mann glauben ließ, ihm sei kalt.
    Als ich fertig war, hob ich den Blick und sah, wie Flink uns angewidert anschaute. »Er riecht komisch«, beschwerte sich der Junge auf meinen tadelnden Blick hin.
    »Er ist krank.« Ich deutete auf den Boden und setzte mich wieder auf Dicks Bettkante. »Setz dich da hin, und lies uns diese Schriftrolle vor, aber nicht zu laut. Nein, die mit dem ausgefransten Rand da. Ja, die.«
    »Was ist das?«, fragte Flink unnötigerweise, als er die Schriftrolle aufband.
    »Das ist eine Beschreibung von Geschichte und Volk der Äußeren Inseln.«
    »Warum soll ich das lesen?«
    Ich zählte die Gründe an meinen Fingern ab. »Weil du deine Lesefähigkeit üben musst. Weil wir dorthin fahren, und es sich für dich schickt, wenigstens etwas über die Menschen dort zu wissen, damit du deinen Prinzen nicht blamierst. Weil die Geschichte der Sechs Provinzen mit der der Äußeren Inseln verbunden ist, und weil ich es dir sage.«
    Flink senkte den Blick, doch ich hatte nicht das Gefühl, als würde er nachgeben. Ich musste ihn noch einmal auffordern, bevor er begann; doch schon nach wenigen Zeilen hatte ich den Eindruck, als würde der Text ihn interessieren. Der Klang seiner jugendlichen Stimme wirkte beruhigend. Ich ließ meine Gedanken mit den Tönen treiben; die Worte flössen weitgehend an meinem Bewusstsein vorüber.
    Flink las noch immer, als Chade den Raum betrat. Ich tat so, als würde ich den alten Mann gar nicht bemerken, während ich die Gabe nutzte, um mit dem Prinzen zu sprechen.
    Chade möchte, dass du den Jungen eine Weile wegschickst, sagte Pflichtgetreu, damit wir in Ruhe miteinander reden können.
    Einen Augenblick.
    Ob dessen, was Flink gerade gelesen hatte, nickte ich vor mich hin. Als er Luft holte, um weiterzumachen, legte ich ihm die Hand auf die Schulter. »Das reicht für heute. Du kannst gehen. Aber ich werde auch morgen wieder hier sein und das solltest du auch. Ich werde dich erwarten.«
    »Ja, Herr.« Weder Resignation noch Erwartung schwangen in seiner Stimme mit; er klang vollkommen nüchtern. Ich unterdrückte ein Seufzen. Flink ging zum Prinzen, verneigte sich und wurde entlassen. Auf einen Gabenstups von mir hin ließ Pflichtgetreu ihn wissen, dass er eine gute Erziehung für jeden Mann als wünschenswert erachtete, und dass auch er Flink deshalb jeden Tag beim Unterricht sehen wolle. Darauf

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