Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Abend auf dem Fest sein würde, und ich antwortete ihm, dass das nicht sicher sei, aber dass ich hoffe, er würde es genießen. Das würde er mit Sicherheit, erwiderte er, und wir verabschiedeten uns voneinander.
Auf dem Heimweg ging ich über den Marktplatz. Ich kaufte Blumen an einem Stand und Süßigkeiten an einem anderen und zermarterte mir das Hirn darüber, was ich sonst noch alles kaufen könnte, um Philias Wohlgefallen zurückzuerlangen. Mir fiel jedoch nichts ein, und zu guter Letzt war ich entsetzt, wie viel Zeit ich damit verschwendet hatte, von einem Stand zum anderen zu gehen. Auf dem Rückweg war ich bei weitem nicht der Einzige, der in die Burg wollte. Eine wahre Menschenmasse drängte dorthinauf. Ich ging hinter einem Wagen mit Bierfässern und vor einer Gruppe von Gauklern, die noch auf dem Weg übten. Eines der Mädchen aus der Gruppe fragte mich, ob die Blumen für meine Süße seien, und als ich sagte, nein, die seien für meine Mutter, lachten alle mitleidig.
Ich fand Philia in ihren Gemächern. Sie funkelte mich an und weinte ob der Herzlosigkeit, mit der ich ihr Sorgen bereitet hatte, während Litzel die Blumen in eine Vase stellte und die Süßigkeiten mit Tee für uns servierte. Die Geschichte dessen, was mir widerfahren war, sicherte mir tatsächlich wieder ihre Gnade, obwohl sie sich noch immer beschwerte, dass nach wie vor mehr als ein Dutzend Jahre meines Lebens fehlten.
Ich versuchte gerade, mich daran zu erinnern, wo ich in meiner Erzählung stehen geblieben war, als Litzel sagte: »Molly hat uns vor ein paar Tagen besucht. Es war sehr schön, sie nach all den Jahren wiederzusehen.« Als ich wie benommen schwieg, bemerkte Litzel: »Selbst im Witwenkleid ist sie noch immer eine schöne Frau.«
»Ich habe ihr gesagt, sie hätte meine Enkelin nicht vor mir verstecken dürfen!«, erklärte Philia plötzlich. »Oh, sie hatte hundert gute Grunde dafür, aber nicht einer davon war gut genug für mich.«
»Hast du dich mit ihr gestritten?«, fragte ich verzweifelt. Konnte es denn noch schlimmer werden?
»Nein, natürlich nicht. Am nächsten Tag hat sie das Mädchen zu mir geschickt. Nessel. Was für ein Name für ein Kind! Aber sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Das gefällt mir bei einem Mädchen. Sie hat gesagt, sie wolle Weidenhag nicht oder sonst irgendetwas, das sie bekommen würde, nur weil du ihr Vater bist. Ich habe ihr gesagt, das hätte nichts mit dir zu tun, sondern nur mit der Tatsache, dass sie Chivalrics Enkelin sei, und wem sonst sollte ich es geben? So. Ich denke, sie wird bald herausfinden, dass ich sturer bin als sie.«
»Aber nicht viel«, bemerkte Litzel herausfordernd. Ihre krummen Finger spielten an der Tischkante. Ich vermisste ihr ständiges Klöppeln.
»Hat Molly auch von mir gesprochen?«, fragte ich und fürchtete mich vor der Antwort.
»Nichts, was du aus meinem Munde hören willst. Sie wusste, dass du noch lebst. Damit hatte ich allerdings nichts zu tun. Ich weiß, wie man ein Geheimnis wahrt. Jnd das offensichtlich besser als du! Ich glaube, sie war zu einem Streit bereit, als sie hierher gekommen ist. Aber als sie herausfand, dass auch ich all die Jahre leiden musste, weil ich dich für tot gehalten habe ... Nun, so hatten wir viel gemeinsam, worüber wir reden konnten. Und der liebe Burrich natürlich. Der liebe, sture Burrich. Wir haben beide um ihn geweint. Er war meine erste Liebe, weißt du, und ich glaube, jeder lässt ein Stück von seinem Herz bei seiner ersten Liebe. Es hat ihr nichts ausgemacht, als ich ihr gesagt habe, dass ich immer noch irgendwie an diesem schrecklich dickköpfigen Mann gehangen habe. Ich habe ihr gesagt, egal, wie schlecht sich die erste Liebe auch benimmt, sie nimmt immer einen besonderen Platz im Herzen ein. Da hat sie mir zugestimmt.«
Ich rührte mich nicht und schwieg.
»Ja, das hat sie«, bestätigte Litzel, und ihre Augen funkelten mich an, als wolle sie abschätzen, wie dumm ich eigentlich sein konnte.
Philia plapperte weiter über dies und das, doch es fiel mir schwer, mich auf ihre Worte zu konzentrieren. Mein Herz war woanders; es wanderte über die windgepeitschten Klippen einem Mädchen in rotem Rock hinterher. Irgendwann bemerkte ich dann, dass sie mir sagte, ich müsse jetzt gehen. Sie wolle sich für das Fest umziehen, und in ihrem Alter dauere das nun einmal etwas länger. Sie fragte mich, ob ich dort sein würde, und ich antwortete ihr, vermutlich nicht, da ich noch immer Versammlungen des Adels mied,
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