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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dem Kessel, um zu sehen, wie viel darin Platz fand. Rasch musste ein Behältnis gefunden werden, das passte und möglichst viel Pulver enthalten konnte. Fanden wir so ein Gefäß, würden wir vermutlich noch nicht einmal gezwungen sein, das Feuer aufs Leder zu kippen. Schließlich wählten wir einen verschließbaren Tonkrug, der normalerweise Tee enthielt. Ich vermutete, dass es sich um einen besonders guten Tee handelte, denn Chade knurrte mürrisch, als er ihn in den Schnee entleerte. Nachdem das erledigt war, öffnete er eines der Fässer und füllte das grobe Pulver vorsichtig um. Dabei hielt er sich sorgfältig von der kleinen Kerzenflamme fern, drückte das Pulver mit den Fingern fest und murmelte vor sich hin. »Es ist ein wenig feucht. Aber die Flasche, die wir in deinen Herd gelegt haben, war ja auch innen ein wenig feucht, und es hat trotzdem funktioniert. Nicht dass ich mit einer derart vehementen Explosion gerechnet hätte, aber nur so kann man diese Dinge ja lernen. So. Halt das jetzt von dem Kessel fern, bis das Feuer richtig brennt. Dann steck den Krug in den Kessel, mitten rein, damit er das Feuer nicht löscht. Anschließend mach, dass du rauskommst.«
    Diese Anweisungen waren für mich gedacht. An den Prinzen gewandt, sagte Chade: »Ihr müsst den Tunnel verlassen, sobald das Feuer im Kessel entzundet ist. Wartet nicht, bis Fitz das Pulver reingelegt hat, sondern seht zu, dass Ihr rauskommt, und wartet auf ihn am Rand der Grube. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Ja, ja«, erwiderte der Prinz ungeduldig. Er packte Zunder in einen Sack.
    »Dann versprecht es mir. Versprecht mir, dass Ihr den Tunnel verlassen werdet, sobald das Feuer entzundet ist.«
    »Ich habe gesagt, dass ich den Drachen töten werden. Ich sollte zumindest so lange bleiben, bis das Pulver im Kessel ist.«
    »Er wird gehen, bevor das Pulver im Kessel ist«, sagte ich zu Chade und nahm den Krug.
»Ich
verspreche es dir. Lass uns gehen, Pflichtgetreu. Die Nacht ist bald vorbei.«
    Als wir zur Zeltklappe traten, stand Burrich auf. »Willst du, dass ich etwas davon trage?«, fragte er mich.
    Kurz schaute ich ihn mit leeren Augen an. Dann verstand ich ihn. »Du wirst nicht mitkommen, Burrich.«
    Er setzte sich nicht wieder. »Wir müssen reden. Du und ich. Über viele Dinge.«
    »Und das werden wir auch, und zwar lange und ausführlich. Es gibt auch viel, was ich dir sagen will. Aber nachdem wir nun schon Jahre gewartet haben, können wir uns auch noch gedulden, bis diese Aufgabe erledigt ist. Dann werden wir Zeit haben, uns zusammenzusetzen. Unter vier Augen.« Letzteres betonte ich.
    »Junge Männer sind stets so selbstbewusst und glauben, dass sie später noch viel Zeit haben werden«, bemerkte er an Chade gewandt und nahm Pflichtgetreu einige Sachen ab. »Alte Männer wissen es besser. Wir erinnern uns an all die Male, da wir geglaubt haben, wir hätten noch viel Zeit, und dem nicht so war. All die Dinge, die ich deinem Vater eines Tages sagen wollte, bleiben nun für alle Zeiten ungesagt in meinem Herzen. Lass uns gehen.«
    Ich seufzte. Pflichtgetreu stand noch immer da und schaute uns mit offenem Mund an. Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist sinnlos, sich mit Burrich zu streiten. Da könntest du genauso gut mit deiner Mutter diskutieren. Gehen wir.«
    Wir verließen das Zelt und schlichen durch die Dunkelheit. Wir bewegten uns so leise, wie nur Zwiehafte es können, auch wenn einer von uns nicht zugeben wollte, dass er ein Zwiehafter war. Burrich hatte sanft die Hand auf meine gesunde Schulter gelegt. Das war das einzige Zugeständnis an seine nachlassende Sicht, und ich sagte nichts dazu. Als ich kurz zurückschaute, stand Chade in seinem Nachtgewand im Zelteingang und blickte uns nach. Dass ich ihn gesehen hatte, schien ihn verlegen zu machen, und rasch schloss er das Zelt. Doch nun wusste ich, dass er sich Sorgen machte, und ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie grundlich er sein Pulver wohl getestet haben mochte. Auch Langschopf schaute uns nach.
    Der Weg zur Grube führte bergauf. Der Anstieg war mir nie sonderlich schwer erschienen, doch die Ereignisse der letzten Tage forderten allmählich ihren Tribut. Ich keuchte, als wir schließlich die Rampe erreichten. Dort hielten wir erst einmal an, und ich nahm Burrich das Öl ab. Das Gewicht ließ mich zusammenzucken.
    »Warte hier auf uns.«
    »Mach dir keine Sorgen, dass ich euch folgen könnte. Ich weiß, dass ich nicht mehr richtig sehen kann, und ich werde euch nicht

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