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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Langschopf durchs Lager zu folgen.
    Das Zelt des Prinzen war vollkommen überfüllt. Er, Chade und Dick waren dort zusammen mit Peottre, Oerttre, Kossi und der Narcheska. Dick hatte die Unterlippe vorgeschoben, und ich fühlte seinen Ärger. Die Narcheska saß auf dem Boden, eine Decke um die Schultern geschlungen. Sie hatte mir den Rücken zugekehrt. Ich begrüßte alle höflich und wartete.
    Der Prinz sprach als Erster. »Wir haben hier ein kleines Problem mit den Tätowierungen der Narcheska. Sie würde sie gerne entfernt haben, aber sie haben Dicks Gabe nicht nachgegeben. Chade glaubt, dass du uns vielleicht helfen könntest, da du dich ja auch schon um deine eigenen Narben gekümmert hast.«
    »Eine Narbe ist etwas vollkommen anderes als eine Tätowierung«, erklärte ich. »Aber ich bin bereit, es zu versuchen.«
    Der Prinz beugte sich zur Narcheska hinunter. »Elliania? Darf er sie sehen?«
    Sie antwortete nicht. Ihr Rücken war gerade und die Missbilligung auf dem Gesicht ihrer Mutter offensichdich. Dann, langsam und ohne ein Wort, legte Elliania den Kopf nach vorn und ließ die Decke den Rücken hinuntergleiten. Ich kniete mich nieder und hob das Licht, um besser sehen zu können. Und dann knirschte ich mit den Zähnen, als ich erkannte, warum sie an mich gedacht hatten.
    Die Schönheit der Schlangen und Drachen war verschwunden. Die Tätowierungen waren förmlich in ihren Rücken gesunken, die Haut straff darüber gespannt, als wären sie eingebrannt. Ich vermutete, dass dies der letzte Racheakt der Bleichen Frau gewesen war. »Von Zeit zu Zeit bereiten sie ihr noch immer Schmerzen«, erklärte der Prinz ruhig.
    »Ich spekuliere jetzt einmal«, sagte ich. »Vielleicht kann Dick sie nicht so einfach heilen, weil diese Verletzung nicht frisch ist. Es ist eine Sache, dem Körper dabei zu helfen, was er ohnehin gerade tut. Doch diese Tätowierungen sind alt, und ihr Körper hat sie akzeptiert.«
    »Deine Narben sind auch weggegangen, als wir dich geheilt haben«, erinnerte mich der Prinz.
    »Sie sind nicht ihr«, bemerkte Dick düster. »Ich will sie nicht berühren.«
    Ich ließ Dicks rätselhafte Bemerkung unkommentiert. »Ich glaube, der Narr hat mich nach dem Bild geheilt, wie er mich immer gesehen hat. Ohne Narben.« Ich wollte nicht weiter darüber sprechen, und ich glaube, das wussten alle.
    Ellianias Stimme erschreckte mich ein wenig, als sie plötzlich sagte: »Dann brenn sie heraus und heil die Verbrennung. Mir ist egal, was mich das kostet. Ich will sie einfach los sein. Ich werde ihre Zeichen nicht auf meinem Körper tragen.«
    »Nein!«, rief der Prinz entsetzt.
    »Wartet. Bitte. Lasst mich es versuchen«, sagte ich, hob die Hand und erinnerte mich daran, erst zu fragen. »Darf ich Euch berühren?«
    Sie senkte den Kopf noch ein wenig tiefer, und ich sah, wie sich jeder Muskel auf ihrem Rücken verspannte. Dann nickte sie knapp. Peottre ragte über uns auf, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich schaute ihm in die Augen. Dann setzte ich mich möglichst bequem hinter die Narcheska und legte vorsichtig beide Hände flach auf ihren Rücken. Durch schiere Willenskraft hielt ich sie dort. Meine Hände spürten den warmen Rücken eines jungen Mädchens, doch meine Gabe fühlte sich windende Drachen und Schlangen unter den Fingern. »Da ist mehr als nur Tinte unter ihrer Haut«, sagte ich, wusste aber nicht,
was
ich da fühlte.
    Elliania sagte mit großer Mühe: »Sie hat die Tinte aus ihrem eigenen Blut gemacht, damit sie ihr stets gehören und gehorchen.«
    »Sie ist böse«, bemerkte Dick düster.
    Elliania hatte uns genau die Information gegeben, die wir brauchten. Dennoch war es eine aufreibende Gabenarbeit. Ich kannte Elliania nicht wirklich gut, und Dick wollte sie nicht anfassen. Er ließ uns seine Kraft, doch jede komplizierte Figur musste einzeln aus ihr herausgetrieben werden. Ihre Mutter und Schwester schauten uns schweigend zu. Peottre blieb eine Zeit lang, ging dann für einen Spaziergang raus, kam wieder zurück und ging erneut hinaus. Ich machte ihm das nicht zum Vorwurf. Ich wünschte selbst, ich hätte es nicht mit ansehen müssen. Faulig stinkende Tinte sickerte widerwillig aus den Poren. Schlimmer noch, es tat ihr weh. Elliania biss die Zähne zusammen und schlug dann stumm auf den Boden. Ihr langes schwarzes Haar, das sie nach vorn gelegt hatte, damit es mir nicht im Weg war, war schwer von Schweiß. Pflichtgetreu saß ihr gegenüber, die Hände auf ihren Schultern, um sie

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