Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao
das Old Cataract Hotel empfohlen, »wo Grace immer abgestiegen ist, wenn sie in Assuan war, Täubchen. Saladin, Schätzchen, nimm bitte deine Krallen aus meinem Arm, danke sehr …«
Dan folgte ihr, wobei er so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Amy legte. Theo ging vor Amy und wühlte in der Tasche seines Hemdes auf der Suche nach seiner Sonnenbrille. Horden von Touristen, die auf ihr Gepäck warteten, liefen umher und ein Fremdenführer rief: »Hier entlang, Leute!«, während sich eine weitere Ansammlung von Touristen auf eine Reihe Busse zubewegte.
Theo ließ seine Sonnenbrille fallen und lehnte sich vor, um sie wieder aufzuheben. Amy fühlte, dass jemand von hinten gegen sie stieß, als sie stehen blieb. Jetzt scheuerte die Gürteltasche aber, und sie fasste nach unten, um ihre Position leicht zu verändern. Zu ihrer Überraschung streifte sie dort eine Hand. »He!«
Sie fühlte, wie an der Gürteltasche gezogen wurde. Die Menge zwängte sie ein. Sie konnte sich weder umdrehen noch weitergehen. Amy geriet in Panik. »Hilfe!«, schrie sie, aber niemand hörte sie. Theo drehte sich nicht um. Er winkte Nellie zu. Sie fühlte sich, als würde sie in einen Raum hineingepresst, der mit sich windenden Schlangen angefüllt war. Sie konnte kaum Luft holen. Es war so heiß. Und die Körper, die sich um sie herum bewegten, hielten sie fest. Sie konnte sich nicht befreien. »H-H-Hilfe!« Ihre Stimme klang kläglich, kaum mehr als ein Winseln.
Vor ihr sah sie, wie Dan sich umdrehte. Seine Augen blickten in die ihren, in denen Panik zu lesen war. Er wusste sofort, dass sie in Schwierigkeiten war. Er drängte sich durch die Menge zu ihr zurück.
»Dan!« Sie versuchte, sich auf ihn zuzubewegen und wäre dabei fast zu Boden gegangen. Ihre Hand umklammerte die Tasche.
»Dan, hilf mir! Meine Tasche!«
Auf einmal fuhr sein Arm durch die Menge und umfasste ihr Handgelenk. Er zog so fest er konnte, wobei er eine Frau aus dem Weg rempelte. Amy fühlte, wie sich der Zug auf ihre Gürteltasche löste.
Sie fuhr herum und suchte die Menge ab. Statt sich windender Schlangen erblickte sie nur schweißnasse Touristen, die sich hektisch nach einem Transportmittel umsahen. Im Augenwinkel sah sie, wie sich etwas bewegte, doch es war nur ein älteres Ehepaar, ein dicker Mann mit einem Strohhut und seine Frau, die irgendetwas in ihrer prall gefüllten Tragetasche suchte. Da sah Amy, wie das Licht auf ihrem silbernen Ring in Form einer Schlange reflektiert wurde.
»Beeilt euch, ihr zwei!« Theo stand neben der geöffneten Tür des Taxis. Amy stolperte auf den Rücksitz neben Dan.
»He, irgendwer hat versucht, das von hinten durchzuschneiden«, sagte Dan.
Amy nahm die Gürteltasche mit zitternden Fingern ab. Sie sah, dass sich die Spur eines Messers in dem Segeltuch abzeichnete. Beim Anblick des frischen Schnitts lief es ihr kalt den Rücken herunter. »Das war knapp.«
»Du musst in Menschenmengen auf deine Sachen aufpassen«, belehrte sie Theo. »Ich bin froh, dass du so schnell reagiert hast, Amy.«
»Eigentlich war es Dan«, korrigierte Amy.
»Na, immerhin habe ich es geschafft, irgendetwas richtig zu machen«, sagte Dan.
Theo sah aus dem Fenster. »Warum lassen wir unsere Taschen nicht im Hotel und nehmen gleich ein Boot zur Agilika-Insel?«
»Warte mal«, sagte Dan. »Ich dachte, die Insel heißt Philae. Im Reiseführer stand, dass da der Tempel ist.«
»Philae ist der Name des Ortes, doch die Insel heißt Agilika«, erklärte Theo. »Die Insel Philae steht seit den 1960ern komplett unter Wasser.«
»Was?«, platzte Amy heraus. Der Hinweis befand sich unter Wasser?
»Da wurde der große Staudamm gebaut. Aber auch schon vorher, nach der Errichtung des ersten Staudamms 1902, war die Insel einige Male im Jahr überschwemmt. Man konnte sie sich von oben durch das Wasser anschauen.«
»Was ist denn mit den Gebäuden auf der Insel passiert?«, fragte Amy.
»Sie wurden erhalten und nach Agilika gebracht«, erklärte Theo. »Die Insel wurde so hergerichtet, dass sie genau wie Philae aussieht. Authentischer könnte es nicht sein. Das Einzige, was sich verändert hat, ist die Insel selbst. Doch der Tempel der Isis sieht noch genau so aus wie damals auf Philae.«
»Du meinst, dass die richtige Insel Philae immer noch existiert, dass sie jetzt nur unter Wasser liegt?«, fasste Dan zusammen.
Theo nickte. »Unter der Oberfläche des Sees, der durch die Errichtung des Damms entstanden ist. Aber dort gibt es jetzt nichts mehr
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