Die 4 Kraefte der Selbstheilung
geraten in die Stressspirale, die leider gar nicht selten in einem Burnout oder Depressionen mündet. Der Selbstmord des jungen, erfolgreichen Torwarts und Familienvaters Robert Enke lenkte 2009 die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses lange Zeit verdrängte Thema.
Stressreaktionen – Relikte aus Urzeiten
Sobald das Gehirn Alarm schlägt, steht der Körper unter Stress. Das bedeutet zunächst, dass er in Sekundenschnelle viel Energie bereitstellt. Ein erstes Anzeichen ist die Produktion eines Peptids namens Corticotropin freisetzendes Hormon (CRH), das durch negative Gefühle angeregt wird, wenn man sich beispielweise unter Druck gesetzt fühlt. Als Folge beginnt die Nebennierenrinde das Stresshormon Cortisol auszuschütten.
Sobald dieser Signalstoff im Blut kursiert, ist der Organismus hellwach. Zudem wird Acetylcholin freigesetzt und dadurch die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin angeregt. Diese sogenannten Notfallhormone versetzen den Körper in eine Art Bestzustand.
Die Sinne sind maximal geschärft, die Pupillen weiten sich, Blutdruck und Puls steigen an, die Muskeln werden stärker durchblutet, um blitzschnell reagieren zu können, und der Atem geht schneller, damit alle Organe mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden. Außerdem mobilisiert das Adrenalin den in der Leber gespeicherten Zucker und setzt die Ausschwemmung von Fettsäuren in Gang. Jetzt hat man die besten Voraussetzungen für Kampf oder Flucht. Entschieden diese Alarmreaktionen in Urzeiten binnen Sekundenbruchteilen über Leben und Tod, ist das archaische Programm auch heute immer noch sinnvoll. Es hilft uns, in heiklen Situationen rasch zu reagieren: wenn Sie für ein kompliziertes Projekt eine schnelle Lösung finden müssen, Ihr Vordermann im Berufsverkehr auf einmal bremst oder wenn Sie auf einer eisglatten Straße ins Rutschen kommen. In solchen Fällen kann sich die gestaute Energie positiv entladen – in einer gefundenen Problemlösung oder einer richtigen Reaktion. Auch körperliche Bewegung oder gezielte Entspannung bauen die überschüssige Energie ab.
Lässt der Stress allerdings nicht nach, zum Beispiel durch eine Arbeit, die einen entweder unter- oder überfordert, oder durch ein schlechtes Betriebsklima oder Ärger zu Hause, so kursieren die Stresshormone weiter im Körper.
Zugleich verbrauchen die Nervenzellen im Gehirn die Stress-Transmitterstoffe, Eiweißpeptidhormone. Um das System wieder ins Gleichgewicht zu bringen, löst das Gehirn nun Heißhungerattacken auf Eiweiß und Zucker aus, um Nachschub für den Bau von Neurotransmittern zu liefern – das sind dann die Mahlzeiten, die man gemeinhin unter dem Begriff »Nervennahrung« kennt.
Wie Stress krank machen kann
Albträume, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Bluthochdruck bis hin zum Burnout – den Körper kann Stress empfindlich beeinflussen.
Er zehrt an den Energiereserven, Leistungsfähigkeit und Konzentration lassen nach. Außerdem schwächt Stress das Immunsystem, und der Körper wird anfälliger für Infektionskrankheiten.
Chronischer Stress begünstigt die Entwicklung psychischer Störungen. Männer haben häufiger Erektionsprobleme, bei Frauen kann der Menstruationszyklus aus dem Takt geraten.
Für die kurzfristige Bewältigung von äußeren Stressoren ist das menschliche Gehirn perfekt organisiert. Nicht vorbereitet hingegen ist das Gehirn auf chronischen Dauerstress, der zu einschneidenden Veränderungen in Gehirn und Körper führt: Der Hormon- und Gehirnstoffwechsel entgleisen.
INFO
PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN NEHMEN ZU
Aus einer 2010 veröffentlichten Studie der Techniker Krankenkasse geht hervor, dass deutschen Berufstätigen immer häufiger Antidepressiva verschrieben werden. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der verschriebenen Antidepressiva mehr als verdoppelt. Statistisch gesehen erhielt jeder Berufstätige 2009 für acht Tage Medikamente zur Behandlung von Depressionen. Frauen erhielten mit 10,5 Tagesdosen deutlich mehr Antidepressiva als Männer, die Medikamente für sechs Tage verschrieben bekamen.
Grundsätzlich sind psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch. Eine Langzeitanalyse der DAK-Gesundheitsreporte zeigt, dass sich in den letzten zwölf Jahren bei Krankmeldungen deutliche Verschiebungen des Krankheitsspektrums ergeben haben. So verdoppelten sich seit 1997 die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. Damit wiesen die seelischen Erkrankungen unter allen Leiden die größte
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