Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete
»Verfolge dein Ziel beständig.« »Oh, das werde ich!«, rief Shashaka und rannte los, als die ersten Sonnenstrahlen die Erde berührten. Als er eine Weile gelaufen war, wusste er, dass er diesmal gewinnen würde. Es war ein herrlicher Tag. Er schritt etwas langsamer aus. Aus dem kleinen Wäldchen neben dem Weg erklang Gesang und Lachen. Shashaka fühlte sich gewaltig angezogen: »Ein Hasenfest! Ein kurzer Blick kann nicht schaden – ich habe genug Vorsprung …« Was für ein Fest! Es gab große Portionen saftiger, schmackhafter Kräuter, er traf alte Freunde – und die lieblichen Hasenmädchen! Erst als die Abendsonne sich in den Augen seiner Gespielin spiegelte, erkannte er, dass er den Wettlauf abermals verloren hatte.
So gewann Kurma, die Schönheit des Tages genießend, ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren, auch den dritten Wettlauf.
Beständigkeit bedeutet, sich selbst treu zu bleiben . Es bedeutet, zu beenden, was man beginnt. Und es bedeutet, zuverlässig und vertrauenswürdig zu sein. Das alles klingt ziemlich gut. Selbst – oder gerade – Menschen, die recht unorganisiert sind, wissen Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Beständigkeit (zumindest an anderen) zu schätzen. Und sie würden von sich selbst sagen, dass sie immerhin in ihrem persönlichen Chaos stets sich selbst treu bleiben. Doch insgeheim vermissen sie ein wenig Beständigkeit und wünschten, sie könnten ihre Ziele besser im Auge behalten.
Es gibt Zeiten im Leben, da fühlt es sich einfach gut an, spontan zu sein. Warum über das Morgen nachdenken? Warum überhaupt einen Plan verfolgen? Wieso nicht einfach das tun, was einem im Augenblick als das Beste, Sinnvollste, Angenehmste erscheint?
Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht werden wir ja feststellen, dass Beständigkeit Spontaneität nicht ausschließt …
Manduki, der Frosch, war sehr unzuverlässig. Egal, was er begann – sicher war nur, dass er es nicht zu Ende brachte. Einmal wollte er den Weiher, in dem er lebte, verschönern und begeisterte viele Freunde für diese Arbeit. Doch kaum hatte die Arbeit begonnen, verlor er die Lust und dachte, dass es viel besser sei, seine Begabung als Sprungkünstler zu kultivieren. Aber kaum hatte er einen Tag lang trainiert, wurde ihm das schon wieder zu mühselig, und so verfiel er wieder auf einen anderen Gedanken. Diesmal sollte ihn sein neuer Einfall allerdings tatsächlich weiterführen: Denn er kam auf die Idee, die berühmte Schildkröte Kurma zu besuchen und von ihr Weisheit zu lernen. Er wollte der größte Weise unter allen Fröschen werden. Als er sein Anliegen Kurma vortrug, lachte sie, dass ihr die Tränen aus den Augen liefen. »Mein Lieber, du kannst einen Weg doch nicht haben. Du musst ihn gehen!«
Es spricht nichts dagegen, ein Ziel aufzugeben , wenn wir erkennen, dass es unerreichbar ist, wenn wir merken, dass es gar nicht das Ziel ist, das wir wirklich anstreben, wenn wir sehen, dass andere Ziele viel wertvoller sind. Die Schwierigkeit liegt eben nur darin, sich darüber wirklich klar zu sein.
Nehmen wir einmal an, Sie haben den Herzenswunsch, Klavier spielen zu können. Zunächst macht es noch Spaß, einfache Übungen auf den Tasten zu machen. Doch schon bald werden die monotonen Fingerübungen langweilig, das Ziel, einmal wirklich Klavier spielen zu können, wie Sie es sich vorgestellt haben, rückt in unabsehbare Ferne und wird damit winzig klein. So klein, dass sich die Frage stellt, ob es überhaupt ein interessantes Ziel ist – vielleicht wäre es doch viel schöner, gut zeichnen zu können. Und die Gedanken sind schon weit fort von den langweiligen Klavierübungen und befassen sich bereits mit den Freuden des Zeichnens. Es wird Zeit, sich für den nächsten Zeichenkurs einzuschreiben …
Kennen Sie diese oder ähnliche Situationen? Den meisten Menschen geht es so. Vielleicht ist das wirkliche Ziel, das hinter solchen Ausweichmanövern steht, der Wunsch nach Abwechslung, nach Neuem, nach dem Unbekannten. In der Tat ist die Suche nach Abwechslung in unserem Gehirn angelegt. Kurzfristige Motivationen sind immer am stärksten – und sie lassen regelmäßig sehr schnell nach.
Wenn wir jedoch unsere Ziele ständig wechseln, bevor wir sie erreichen, werden wir keines erreichen. Oder aber wir erreichen nur Ziele, die fast schon vor unseren Augen liegen. Klavier spielen lernen wir auf diese Art und Weise nie. Dazu brauchen wir Beständigkeit.
Bedeutet das, dass wir uns eben
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