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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sie verwandte, eingegeben.«
      Holmes schüttelte den Kopf, er war offensichtlich noch lange nicht zufriedengestellt.
      »Das ist eine ganz heikle Sache«, sagte er. »Bitte, fahren Sie in Ihrer Erzählung fort.«
      »Seitdem sind zwei Jahre vergangen, und bis vor kurzem war mein Leben einsamer denn je. Vor einem Monat hat mir dann ein lieber Freund, den ich schon viele Jahre kenne, die Ehre angetan, mich um meine Hand zu bitten. Sein Name ist Armitage. Percy Armitage, er ist der zweite Sohn von Mr. Armitage aus Crane Water bei Reading. Mein Stiefvater widersetzt sich der Partie nicht, und so werden wir im Frühjahr heiraten. Vor zwei Tagen nun ist im Westflügel mit einigen Reparaturen begonnen worden.
      Man hat die Wand meines Schlafzimmers durchbrochen, so daß ich in das Zimmer meiner Schwester übersiedeln mußte, in dem sie starb, und in demselben Bett schlafen muß, in dem sie schlief. Stellen Sie sich meinen Schrecken vor, als ich gestern nacht, da ich wach lag und an ihr fürchterliches Schicksal dachte, plötzlich in der tiefen Stille das leise Pfeifen hörte, das der Vorbote ihres Todes war. Ich sprang aus dem Bett und entzündete die Lampe, aber ich konnte nichts im Zimmer entdecken. Ich war zu verstört, um wieder ins Bett zu gehen, und zog mich an, und sobald der Morgen graute, schlich ich mich hinaus, mietete im Wirtshaus ›Zur Krone‹ einen Dogcart und fuhr nach Leatherhead, wo ich heute früh den Zug genommen habe, mit dem einzigen Ziel, Sie zu sprechen und Sie um Ihren Rat zu bitten.«
      »Daran haben Sie gut getan«, sagte mein Freund. »Aber haben Sie mir auch alles erzählt?«
      »Ja, alles.«
      »Das haben Sie nicht, Miss Stoner. Sie decken Ihren Stiefvater.«
      »Wieso? Was meinen Sie damit?«
      Statt einer Antwort schob Holmes unserer Besucherin die schwarze Spitzenkrause von der Hand zurück, die auf ihrem Knie lag. Fünf kleine bläuliche Flecken, die Abdrücke von vier Fingern und einem Daumen, waren in das weiße Gelenk eingedrückt.
      »Man hat Sie grausam behandelt«, sagte Holmes.
      Die Dame errötete tief und bedeckte die verletzte Hand wieder.
      »Er ist ein harter Mann«, sagte sie, »und vielleicht weiß er kaum, wie stark er ist.«
      Es folgte eine lange Pause. Holmes saß, das Kinn in die Hände gestützt, und starrte in das knisternde Feuer.
      »Das ist eine sehr ernste Angelegenheit«, sagte er schließlich. »Es gibt tausend Einzelheiten, die ich wissen möchte, ehe ich den Kurs unseres Vorgehens festlege. Doch wir dürfen keinen Augenblick verlieren. Wenn wir heute noch nach Stoke Moran kämen, wäre es dann möglich, diese Zimmer zu besichtigen, ohne daß Ihr Stiefvater etwas merkt?«
      »Wie es der Zufall will, hat er davon gesprochen, daß er heute in einer äußerst wichtigen Angelegenheit in die Stadt fahren müsse. Wahrscheinlich bleibt er den ganzen Tag weg, und nichts würde Sie stören. Wir haben jetzt wieder eine Haushälterin, aber sie ist alt und ein wenig schwachsinnig; ich könnte sie leicht fernhalten.«
      »Ausgezeichnet. Sie haben nichts gegen diese kleine Reise, Watson?«
      »Gewiß nichts.«
      »Dann werden Dr. Watson und ich fahren. Wie halten Sie es?«
      »Ich möchte noch ein paar Dinge erledigen, da ich nun einmal in der Stadt bin. Mit dem Zug um zwölf Uhr fahre ich zurück, damit ich rechtzeitig da bin, wenn Sie kommen.«
      »Sie können uns zum frühen Nachmittag erwarten. Ich habe auch noch einige Kleinigkeiten zu tun. Möchten Sie warten und mit uns frühstükken?«
      »Nein, ich muß gehen. Mir ist schon leichter ums Herz, seit ich Ihnen meine Sorgen anvertraut habe. Ich freue mich, Sie heute nachmittag wiederzusehen.« Sie ließ ihren dichten schwarzen Schleier herunter und ging leise aus dem Zimmer.
      »Und was halten Sie von alledem, Watson?« fragte Holmes und lehnte sich tiefer in den Sessel.
      »Es scheint mir eine sehr dunkle und schlimme Angelegenheit zu sein.«
      »Wirklich, dunkel und schlimm.«
      »Aber wenn das stimmt, was die Dame sagt, wenn also die Wände und der Fußboden unversehrt waren und durch die Tür, das Fenster und den Kamin niemand hinein konnte, dann muß ihre Schwester allein gewesen sein, als sie ihr geheimnisvolles Ende fand.«
      »Was ist dann aber mit dem nächtlichen Pfeifen und den sehr seltsamen Worten der Sterbenden?«
      »Das weiß ich nicht.«
      »Wenn Sie es miteinander kombinieren: das Pfeifen in der Nacht, die Anwesenheit

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