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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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schlimmer, die Flöte deines Großvaters ist dabei draufgegangen.«
    »Deine Sorge um mein Wohlergehen rührt mich zutiefst, Kate.«
    »Was soll’s! Weg ist weg. Hauptsache, deiner Familie geht’s wieder gut …«
    »Ist ja auch deine, soviel ich weiß, sogar deine einzige. Aber du hast Recht, es ist fast wieder so wie früher. Mama wachsen die Haare nach, allerdings grau und kraus. Kahlrasiert hat sie mir eigentlich besser gefallen.«
    »Ich bin wirklich froh, dass es Lisa besser geht. Ich mag sie gern, und sie ist eine tolle Malerin«, sagte Kate.
    »Als Mutter ist sie auch gut …«
    In der Leitung war es kurz still, bis Alex sich so weit sortiert hatte, dass er mit dem eigentlichen Grund für seinen Anruf herausrücken konnte. Er fing damit an, dass er ein bisschen Geld gespart hatte, weil er neben der Schule Flötenunterricht gegeben und in einer Pizzeria ausgeholfen hatte. Ursprünglich hatte er damit das kaputte Regal und einige andere Sachen ersetzen wollen, aber mittlerweile war ihm eine bessere Idee gekommen.
    »Ich habe keine Zeit, mir deine Finanzplanung anzuhören. Komm zur Sache! Was willst du?«, drängelte seine Großmutter.
    »Ab morgen habe ich Ferien …«
    »Und?«
    »Ich dachte, wenn ich den Flug bezahle, könntest du mich vielleicht mitnehmen. Du fährst doch in den Himalaja, oder?«
    Wieder war es still in der Leitung. Kate Cold rieb sichinnerlich die Hände und musste sich schwer zusammenreißen, um sich nicht zu verraten: Alles lief genau nach Plan. Hätte sie ihn eingeladen, ihrem Enkel wären wieder haufenweise Ausflüchte eingefallen wie damals, als es darum ging, an den Amazonas zu fahren, aber so war er selbst auf die Idee gekommen. Damit hatte sie so fest gerechnet, dass sie sogar eine Überraschung für ihn vorbereitet hatte.
    »Bist du noch da, Kate?«, fragte Alex vorsichtig.
    »Natürlich. Wo soll ich denn sonst sein?«
    »Überleg es dir doch wenigstens.«
    »Herrje! Ich dachte, die Jugend von heute ist voll damit ausgelastet, stinkende Kräuter zu rauchen und im Internet jemanden abzuschleppen …«
    »Das mache ich dann später, Kate, ich bin sechzehn, und mit dem, was ich mir zusammengespart habe, lässt sich noch nicht einmal virtuell Eindruck schinden.« Alex lachte, wurde aber gleich wieder ernst: »Du hast doch gesehen, ich bin ein guter Reisebegleiter. Ich falle dir ganz bestimmt nicht auf den Wecker, und helfen kann ich dir auch. In deinem Alter kann man doch nicht mehr allein reisen …«
    »Aber was redest du da, du Rotzbengel!«
    »Ähem … ich meine, ich könnte zum Beispiel dein Gepäck schleppen. Und fotografieren kann ich auch.«
    »Glaubst du etwa, der International Geographic würde deine Fotos veröffentlichen? Timothy Bruce und Joel González fahren mit, die beiden Fotografen.«
    »Ist González wieder auf den Beinen?«
    »Die gebrochenen Rippen sind in Ordnung, aber ganz darüber hinweggekommen ist er noch nicht. Timothy Bruce kümmert sich rührend um ihn.«
    »Ich würde mich auch rührend um dich kümmern, Kate. Was, wenn dich im Himalaja eine Herde Yaks über den Haufen trampelt? Oder wenn du in der dünnen Luft einen Herzanfall kriegst?«
    »Ich denke nicht daran, Leblanc das Vergnügen zu gönnen, dass ich vor ihm ins Gras beiße«, knurrte sie. »Aber offensichtlich bist du über die Gegend im Bilde.«
    »Du glaubst gar nicht, wie viel ich darüber gelesen habe. Nimmst du mich mit? Bitte!«
    »Also schön, aber ich werde keine Minute auf dich warten. Wir treffen uns nächsten Donnerstag am John F. Kennedy-Flughafen und müssen um neun Uhr abends die Maschine nach London kriegen, von dort geht’s dann weiter nach Neu-Delhi. Hast du das verstanden?«
    »Ich werde da sein, versprochen!«
    »Pack warme Sachen ein. Weiter oben wird’s frostig. Bestimmt wirst du Gelegenheit zum Klettern haben, also nimm deine Ausrüstung mit.«
    »Danke, danke, Oma!« Er war völlig aus dem Häuschen.
    »Nenn mich noch einmal Oma, und du fährst bloß zur Hölle!« Genüsslich legte Kate den Hörer auf die Gabel und lachte ihr Hyänenlachen.

DRITTES KAPITEL
Der Sammler
    Dreißig Straßenzüge von Kate Colds winziger Wohnung entfernt, im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers im Herzen von Manhattan, telefonierte der zweitreichste Mann der Welt, der in der Computerbranche ein Vermögen mit den Ideen seiner Angestellten und Geschäftspartner gemacht hatte, gerade mit jemandem in Hongkong. Die beiden Personen waren einander nie persönlich begegnet, und es sollte auch nie

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