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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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eines kleinen Staus. Meredith schaltete das Radio aus, drückte den Knopf, um das Seitenfenster zu öffnen, und streckte den Kopf hinaus, um besser sehen zu können. Weiter vorne standen ein paar Arbeiter neben einem gelben Straßenschild: ROUTE BARRÉE .
    Der Fahrer des Peugeot stieg aus und ging laut schimpfend auf die Männer zu. Meredith wartete, und als zwei weitere Fahrer aus ihren Autos stiegen, tat sie es auch. Just in dem Moment kam der Peugeot-Typ zurück. Er war Ende fünfzig, hatte graumelierte Schläfen und ein paar Pfunde zu viel, was ihm aber gut stand. Ein attraktiver Mann mit der Haltung und dem Auftreten eines Menschen, der es gewohnt ist, sich durchzusetzen. Meredith fiel seine Garderobe auf. Sehr förmlich, schwarzer Anzug mit Krawatte, glänzend geputzte Schuhe.
    Sie warf einen Blick auf sein Nummernschild. Es endete mit 11 . Ein Einheimischer.
    »
Qu’est-ce qui se passe?«,
fragte sie, als er an seinem Auto war.
    »Umgestürzter Baum«, erwiderte er barsch, ohne sie anzusehen.
    Meredith war sauer, weil er nicht auf Französisch geantwortet hatte. So stark war ihr Akzent nun auch wieder nicht.
    »Und? Haben die gesagt, wie lange das dauert?«, zischte sie.
    »Mindestens eine halbe Stunde«, antwortete er und stieg in sein Auto. »Das kann aber auch bis zu drei Stunden heißen, Midi-Zeit. Vielleicht sogar bis morgen.«
    Er hatte es offensichtlich eilig. Meredith trat vor und legte eine Hand auf die Tür. »Gibt es einen anderen Weg?«
    Diesmal sah er sie wenigstens an. Stahlblaue Augen, sehr direkt.
    »Zurück bis Couiza, dann über die Berge nach Rennes-le-Château«, sagte er. »Dafür brauchen sie um diese Zeit bestimmt vierzig Minuten. Ich würde warten. Ist im Dunkeln schwer zu finden.« Er sah kurz auf ihre Hand, dann wieder in ihr Gesicht. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden?«
    Meredith wurde rot. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte sie und machte einen Schritt zurück. Sie sah zu, wie er auf den Bürgersteig zurücksetzte, ausstieg und die Hauptstraße hinuntermarschierte. »Keiner, mit dem man sich anlegen sollte«, murmelte sie vor sich hin und wusste selbst nicht, warum sie so wütend auf ihn war.
    Einige andere Fahrer wendeten vorsichtig auf der engen Straße und fuhren in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Meredith zögerte.
    Auch wenn der Mann ziemlich schroff gewesen war, der Rat, den er ihr gegeben hatte, war sicherlich richtig gewesen. Es brachte nichts, sich jetzt in den Bergen zu verfahren.
    Sie beschloss, das Städtchen zu Fuß zu erkunden. Auch sie fuhr ihren Wagen rückwärts auf den Bürgersteig und parkte ihn hinter dem blauen Peugeot. Meredith wusste nicht, ob Rennes-les-Bains tatsächlich der Ort war, aus dem ihre Vorfahren stammten, oder ob es bloßer Zufall gewesen war, dass das Foto mit dem Soldaten 1914 gerade hier aufgenommen worden war. Aber es war eine der wenigen Spuren, die sie hatte. Da konnte sie auch noch heute Abend anfangen, ihr nachzugehen.
    Sie nahm ihre Tasche vom Beifahrersitz – nicht auszudenken, wenn ihr Laptop geklaut werden würde – und vergewisserte sich, dass der Kofferraum mit ihrer Reisetasche darin abgeschlossen war. Nachdem der Wagen sicher abgestellt war, ging sie die paar Stufen zum Haupteingang der Station Thermale et Climatique hinunter.
    Ein handgeschriebener Zettel an der Tür informierte darüber, dass die Einrichtung den Winter über geschlossen war: vom 1 . Oktober 2007 bis zum 30 . April 2008 . Meredith starrte fassungslos auf den Zettel. Sie war einfach davon ausgegangen, dass das Bad ganzjährig geöffnet war, ohne überhaupt auf die Idee zu kommen, vorher anzurufen.
    Die Hände in den Taschen, blieb sie eine Weile stehen. Die Fenster waren dunkel, das ganze Gebäude offenbar völlig leer. Obwohl sie sich eingestand, dass die Suche nach Spuren von Lilly Debussy zumindest teilweise ein Vorwand gewesen war, um hierherzukommen, hatte sie doch einige Hoffnung auf das Thermalbad gesetzt. Alte Unterlagen, Fotografien aus der Zeit der Jahrhundertwende, als Rennes-les-Bains zu den beliebtesten Kurorten der Gegend zählte.
    Doch jetzt, wo sie vor der verschlossenen Tür stand, konnte sie wohl die Hoffnung begraben, irgendetwas zu finden, selbst wenn es in der Station Thermale Belege dafür gab, dass Lilly sich im Sommer 1900 zur Erholung hier aufgehalten hatte. Und auch die Suche nach ihrem jungen Mann in Soldatenuniform würde fruchtlos bleiben.
    Möglicherweise könnte sie jemanden aus der Stadtverwaltung

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