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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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eigenen Befreiung oder des Nirvana. Die Mahayana-T^dixion gründet sich auf die Buddha zugeschriebenen Lehrreden, wie sie in Sanskrit niedergeschrieben wurden, und hat die Verwirklichung der Buddhaschaft zum Wohle aller Wesen zum Mittelpunkt. In einem Mahayana-Sutra steht zum Beispiel zu lesen: »Wie beobachtest du mit der Kraft der Achtsamkeit die Ein- und Ausgangsbewegung des Atems auf richtige Weise? Du zählst sie korrekt.« 13 Der klassischen Abhandlung Der Weg zur Reinheit (Visuddhi Magga) Folge leistend, empfiehlt ein auf Sri Lanka ansässiger Gelehrter unserer Zeit, von eins bis zehn zu zählen, wobei jeder volle Atemzug als einer gezählt wird. Wenn man hier den Bogen raus hat, so sagt er, kann man zu folgender fortgeschritteneren Technik übergehen. 14  Der Meditierende nimmt so, wie es ihm richtig erscheint, entweder das Einatmen   oder das Ausatmen zum Ausgangspunkt. Er beginnt mit "eins" und wiederholt so lange, bis der nächste Atemzug einsetzt. Er setzt dieses "Eins, eins",  »Zwei, zwei« bis zehn fort und beobachtet so das Entstehen der Atemzüge in ihrer Folge. Wenn er auf diese Weise zählt, ersteht der ein- und ausströmende Atem klar und deutlich vor seinem geistigen Bewusstsein.
    Asanga schlägt eine andere Technik vor: 15  Wenn das Einatmen erfolgt ist, zähle mit auf das Einatmen und das Ausatmen gerichteter Achtsamkeit »eins«. Wenn das Einatmen aufgehört hat und das Ausatmen zu Ende ist, zähle »zwei« und zähle so weiter bis zehn. Die jeweils gezählte Zahl muss richtig sein und darf nicht darunter oder darüber liegen. Das nennt man einzeln zählen.
    Buddhadasa, ein thailändischer Lehrer des zwanzigsten Jahrhunderts, übersetze das Wort a napanasati, das üblicherweise mit »Achtsamkeit auf die Atmung« übersetzt wird, mit »Achtsamkeit bei der Atmung.« 16 Bei dieser Praxis richten wir unser achtsames Gewahrsein auf das Feld der taktilen Sinneswahrnehmungen und sind mit unserer gerichteten Achtsamkeit bei der Atmung. Tun Sie Ihr Bestes, nicht den Kontakt mit dem sich auf Ihren Unterleib auswirkenden Ein- und Ausströmen der Atemgezeiten zu verlieren. Halten Sie Ihr geistiges Bewusstsein offen und entspannt, ver- krampfen Sie es nie.
    Sie werden vielleicht überrascht feststellen, wie viel Unbehagen in Ihren Körper entsteht, selbst wenn Ihre Praxissitzungen relativ kurz ausfallen und Ihr Meditationskissen bequem ist. Das ist ganz normal, lassen Sie sich nicht davon entmutigen. Sie können die unfreiwilligen Gedanken und körperlichen Verspannungen als Zeichen ansehen, die Sie über tie fer liegende mentale und körperliche Unausgewogenheiten informieren, und daraus lernen. Die Unruhe, die Sie in Körper und Geist erleben, ist nicht das wirk liehe Problem; sie ist lediglich symptomatisch für das Ausmaß, in dem Ihr ganzes psychosomatisches System aus den Fugen geraten ist. Nehmen Sie diese Symptome als Erinnerung daran, dass Sie den Geist entspannen und in die Körperbereiche atmen, die verspannt sind.
    EINE ACHTSAME LEBENSWEISE
    Waren Sie je auf der Autobahn unterwegs und ließen die Kilometer an sich vorbeisausen, ohne sich anschließend daran erinnern zu können, wo Sie waren oder was sich in der Zwischenzeit ereignet hat? Oder haben Sie sich mal mit jemandem unterhalten und mussten plötzlich feststellen, dass Sie nicht die geringste Ahnung haben, was der andere in den letzten paar Minuten gesagt hat? Das sind nur zwei Beispiele, die vielleicht auf eine Kognitionsdefizit- störung schließen lassen. Wenn wir einer solchen mentalen Unausgeglichenheit nachgeben, beurlaubt sich unser Geist unerlaubt und wir werden erst nach diesem Ereignis wieder für unsere Unachtsamkeit wach. Je mehr wir uns in Unachtsamkeit üben, desto besser werden wir darin — es gibt keine bessere Methode, Zeit totzuschlagen. Unser Leben rauscht einfach an uns vorbei, ohne dass wir es merken. Psychiatrische Kliniken kümmern sich um Leute, deren gravierende Unachtsamkeit sie zu Behindertenfällen macht, aber Kognitionsdefizitstörungen sind in der Gesellschaft allgemein verbreitet und wirken sich bei allen von uns behindernd aus.
    Schauen wir uns einen anderen Fall von Kognitionsstörung an. Haben Sie je etwas gesehen, das ganz einfach nicht da war, oder jemanden eine Bemerkung machen hören, die nie über seine Lippen kam? Das sind Fälle einer Kognitionshyperaktivitätsstörung, bei der wir Dinge auf die Welt projizieren und dann annehmen, dass unsere Projektionen dort wirklich existieren. Wir

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