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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Wallace
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Richtungen, schließen Sie alle mit ein. Erkennen  Sie, dass jede Person im Grunde so ist wie Sie und dass sich praktisch jede als das Zentrum ihrer Welt empfindet.
    Stellen Sie sich die reinen Tiefen Ihres Gewahrseins von den Verdunkelungen selbstbezogener Anhaftung und Ablehnung ungetrübt als Kreis strahlend weißen Lichtes auf Höhe Ihres Herzens vor. Lassen Sie mit jedem Ausatmen dieses Licht gleichmäßig in alle Richtungen auf alle Personen ausstrahlen mit dem sehnlichen Wunsch: »Möge ein jeder, auch ich, Glück finden. Möge eine jede, auch ich, frei sein von Leiden und den Ursachen des Leidens.« Stellen Sie sich vor, dass eine Flut des Lichts in alle Richtungen ausströmt, alle, die Sorgen und Kummer haben und in Not sind, beruhigt und jedermann Heilung, Glück und Wohlbefinden bringt. Ziehen Sie mit jedem Einatmen den Kummer, die Sorgen und die Ursachen des Unglücklichseins und des Schmerzes eines jeden fühlenden Wesens in sich hinein. Stellen Sie sich das als dunkle Wolke vor, die sich im Licht bei Ihrem Herzen auflöst, und stellen Sie sich weiterhin vor, dass alle Wesen frei sind von Leiden und den Ursachen des Leidens.
    Bevor Sie dann die Sitzung abschließen, ruhen Sie sich einen Augenblick aus, ohne sich irgendetwas vorzustellen. Lassen Sie das Gewahrsein in seiner eigenen Natur zur Ruhe kommen, ohne Objekt und ohne Subjekt. Das ist die ruhige innere Ausgeglichenheit und der gelassene Gleichmut, die eine fruchtbare Grundlage für alle spirituellen Praktiken bilden.
    DIE MITTLEREN STUFEN  
    DEN GEIST ZUR RUHE BRINGEN
     
    STUFE 5
    GEZÄHMTE ACHTSAMKEIT
    D
    urch das geschickte anhaltende Praktizieren von Den-Geist-
in-seinem-natürlichen-Zustand-zur-Ruhe-Bringen werden
    Sie schließlich die fünfte Stufe, gezähmte Achtsamkeit, erreichen.
An diesem Punkt stellen Sie fest, dass Sie Befriedigung aus Ihrer
Praxis gewinnen können, auch wenn noch immer ein gewisser Wi-
derstand gegen sie vorhanden ist. Sie haben gute Fortschritte ge-
macht und die Ergebnisse Ihrer Bemühungen sind für Sie ersicht-
lich. Nach wie vor kommen unfreiwillige Gedanken auf, doch
fließen sie jetzt glatt wie ein Fluss durch eine Felsenschlucht und
sind nicht mehr mit einem tosend herabstürzenden Wasserfall zu
vergleichen.
    Bei diesem Ubertritt von der vierten zur fünften Stufe sehen Sie
sich vor eine der größten Herausforderungen gestellt, die der Sha-
matha-Pfad insgesamt zu bieten hat. Von grober Erregung frei,
müssen Sie nun ein anderes Problem angehen, das schon die ganze
Zeit in den Schattenbereichen Ihres Geistes lauerte: grobe Lasch-
heit. Wie schon erwähnt, zeigt sich diese Aufmerksamkeitsstörung
in Form des Symptoms, dass sich Ihre Achtsamkeit der Dumpf-
heit ergibt, was dazu führt, dass sie sich von ihrem Meditations-
objekt weitgehend abkoppelt. Das tibetische Wort für Laschheit
hat die Mitbedeutung von Sinken (und so wird im deutschsprachi-
gen buddhistischen Sprachgebrauch dieses Symptom auch als
     »Sinken« bezeichnet. A.d.Ü.). Es ist gleichsam so, als ob die Achtsamkeit, statt zu ihrem Objekt aufzusteigen, von diesem in tiefe geheime Geisteswinkel hinabsinkt. Sie verschwindet sozusagen, aber nicht in dem Sinne, dass sie sich hinausschleicht, sondern sie schleicht sich quasi nach Innen und begibt sich auf einen schlüpfrigen Abhang, der in die Trägheit, Schlaffheit, Lethargie und schließlich zum Schlaf führt. Es ist ein friedvoller Geisteszustand, weshalb ihn die Unkundigen mit dem Erlangen von Shamatha verwechseln könnten, was ja in seiner buchstäblichen Bedeutung Stille, Ruhe, heitere Gelassenheit meint. Doch wahres Shamatha zeichnet sich nicht nur durch eine Stabilität aus, die weit über den auf dieser Stufe erlangten Grad hinausgeht, sondern auch durch eine außerordentliche Bewusstseinsklarheit und Geistesschärfe, die man an diesem Punkt des Trainings noch kaum zu entwickeln begonnen hat.
    Auf der fünften Stufe arbeiten Sie am Überwinden grober Laschheit, ohne dabei den Achtsamkeitszustand zu destabilisieren. Abgesehen vom beständigen Problem der mittleren Erregung - die entsteht, wenn unfreiwillige Gedanken das Zentrum der Aufmerksamkeit besetzen, während das Meditationsobjekt an den Rand geschoben ist -, stehen Sie nun noch vor der Aufgabe, ein mittleres Maß an Laschheit zu erkennen und ihm entgegenzusteuern. Wenn dieser Grad an Laschheit einsetzt, tritt das Meditationsobjekt zwar in Erscheinung, aber ohne große Klarheit und Schärfe. Es besteht hier ein feiner Unterschied zur

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