Die Achtsamkeits-Revolution
Abgeschiedenheit leben können, ohne in Depression, Apathie oder mentale Aufruhrzustände zu verfallen. Sie können das, weil sie eine innere Quelle gelassener Heiterkeit anzapfen und wahren, eine Quelle, die Körper und Geist besänftigt, sodass sich alles Gefühl von Ungeduld oder Erwartung verflüchtigt. Wenn wir uns tief in die Ruhe und leuchtende Stille des Gewahrseins begeben, steigt ein innerer Quell echten Wohlbefindens auf, der jedes Gefühl von Einsamkeit, Depression oder mentalem Unbehagen vertreibt. Das Kultivieren von Gleichmut bedeutet, dass wir jedermann mit Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit betrachten. Niemand ist ein Fremder. Als Gen Jhampa Wangdü vor dreißig Jahren auf mein Klopfen hin die Tür öffnete, strahlten sein herz erwärmendes Lächeln und seine liebenswürdige Gastfreundschaft Gleichmut aus. Das ist eine Fähigkeit, die wir alle manifestieren können.
GLEICHMUT-MEDITATION
Nachdem Sie Ihren Körper in seinen Grundzustand versetzt und sich ein paar Augenblicke Ihrer Atmung zugewandt haben, vergegenwärtigen Sie sich eine Person, die Sie gut kennen. Sie sind zwar mit ihrer Herkunft und ihren Lebensumständen vertraut, aber sie ist für Sie weder Freund noch Feind. Wenden Sie sich nun dieser Person zu. Wie Sie strebt auch sie nach Glück und nach Freisein von Schmerz, Angst und Unsicherheit. Konzentrieren Sie sich auf diese Person und versetzen Sie sich in sie hinein, um die Welt mit ihren Augen zu betrachten. Richten Sie nun aus dieser Warte den Blick auf Ihre eigene Person. Gleich welche Fehler oder hervorragenden Eigenschaften dieser Mensch aufweisen mag, seine Sehnsucht nach Glück und sein Wunsch, von Schmerz und Kummer frei zu sein, sind identisch mit Ihrer Sehnsucht und Ihrem Wunsch. Obwohl diese Person dem Mittelpunkt Ihres persönlichen Universums nicht nahesteht, ist ihr Wohlbefinden nicht weniger von Bedeutung als das eines geliebten Menschen, den Sie für Ihr eigenes Glück als absolut wesentlich ansehen.
Vergegenwärtigen Sie sich nun eine Person, die Ihrem Empfinden nach für Ihr Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung ist, eine Person, der sowohl Ihre Zuneigung wie auch Ihre Anhaftung gilt. Konzentrieren Sie sich sehr genau auf diesen geliebten Menschen und versetzen Sie sich in ihn hinein, sodass Sie ihn nun als menschliches Wesen wahrnehmen, das wie Sie selbst seine Schwächen und auch hervorragenden Eigenschaften besitzt. Erkennen Sie aus dieser Warte, dass Sie zwar von manchen Menschen geliebt werden, aber doch eine große Anzahl von Leuten Ihnen gegenüber neutral eingestellt ist, und dass es auch vielleicht einige gibt, die Ihnen nicht zugetan sind. Diese Person, für die Sie große Zuneigung empfinden, an der Sie hängen, fühlt ihre eigenen Wünsche, Hoffnungen und Ängste. Treten Sie nun einen Schritt zurück und wenden Sie sich ihr von außen zu. Dieser Mensch ist nicht die wahre Quelle Ihres Glücks, Ihrer Sicherheit oder Ihrer Freude, die alle nur aus Ihrem Herzen und Geist entstehen können. Vergegenwärtigen Sie sich nun eine Person, die vielleicht vorhat, Sie zu schädigen oder Ihres Glücks zu berauben, einen Menschen, mit dem Sie Konflikte haben. Versetzen Sie sich nun wie zuvor in diesen Menschen hinein, nehmen Sie seine Sicht an, empfinden Sie seine Hoffnungen und Ängste. Im Grunde möchte diese Person, genau wie Sie, Glück finden und frei sein von Leiden. Treten Sie nun einen Schritt zurück und wenden Sie sich ihr von außen zu, erkennen Sie, dass sie nicht die Quelle Ihrer Sorgen oder Ängste ist. Wenn Sie in Bezug auf diese Person Unsicherheit oder Ängste empfinden, ist die Quelle in Ihrem eigenen Herzen zu finden, nicht in diesem anderen Menschen.
Erkennen Sie, dass es nichts gibt, das der fremden Person, dem geliebten Menschen oder auch dem Feind innewohnt, das sie in die eine oder andere ihr zugeschriebene Kategorie fallen lässt. Die Umstände verändern sich, Beziehungen wandeln sich, und dieser sich ständig ändernde Fluss der Umstände lässt die Gedanken »dies ist mein Feind«, »dies ist mein Geliebter« entstehen. Dehnen Sie Ihr Gewahrseinsfeld aus, um jedermann in Ihrer unmittelbaren Umgebung liebevoll darin aufzunehmen, ihre Hoffnungen, Ängste, Bestrebungen und Sehnsüchte. Jede Person ist ebenso wichtig wie alle anderen. Sich wandelnde Umstände bringen uns zusammen und führen auch dazu, dass wir uns trennen. Breiten Sie nun Ihr Gewahrseinsfeld über die ganze Menschheit aus, erstrecken Sie es in alle
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