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Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition)

Titel: Die Affäre Mollath: Der Mann, der zu viel wusste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Ritzer , Olaf Przybilla
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ihm an den Tisch in der Straubinger Hochsicherheitsklinik gesetzt, da warnt ihn der für wahnkrank erklärte Mann vor: Unglaubwürdig höre sich seine Geschichte an. Das, was ihm da widerfahren sei, empfinde er ja selbst so, als ob er geradewegs in einen Film geraten sei.
    Der Patient ist über seine Betreuungsangelegenheit bestens informiert. Hinter weißen Wänden muss man das so nicht erwarten. Mollath lehnt von vornherein kategorisch ab, vom Straubinger Gericht unter Betreuung gestellt zu werden. Hinter dem Versuch, ihn de facto zu entmündigen, wittert er einen handfesten Grund: die drohende Zwangsversteigerung seines Hauses. Seines Elternhauses, in dem er aufgewachsen ist. Wo er mit seiner Ehefrau seine glücklichsten Jahre verlebt hat. Das Haus steht in Erlenstegen, Nürnbergs teuerstem und feinstem Stadtteil. Eine lukrative Immobilie. Das Haus eines Insassen, der in seiner Situation keinen vernünftigen Schriftverkehr führen kann, dürfte eigentlich nicht zwangsversteigert werden. Wenn er aber unter Betreuung steht, kann das sehr wohl passieren. Mollath weiß das.
    Simmerl dokumentiert die Geschichte Mollaths in seinem Gutachten. Den Plot, den er zu Ohren bekommt, kann er eigentlich kaum glauben. Zu verschlungen, zu viele Zufälle, zu viel Schludrigkeit und möglicherweise sogar Niedertracht, sollte diese Geschichte auch nur in Ansätzen wahr sein. Von einem berühmten Berufskollegen aus Berlin muss er sich später dafür durch den Kakao ziehen lassen.
    Die Geschichte, die Gustl Mollath dem Gutachter Simmerl am 21. September 2007 im Hochsicherheitstrakt des Bezirksklinikums Straubing erzählt, geht im Kern so:
    Seine Frau sei eine erfolgreiche Vermögensberaterin der Hypovereinsbank in Nürnberg. Irgendwann habe sie samt einigen Kollegen mit undurchsichtigen Schwarzgeldgeschäften in der Schweiz für reiche Kunden begonnen – an ihrem Arbeitgeber und wohl auch dem Gesetz vorbei. Er sei selbst Augenzeuge solcher Transaktionen geworden. Immer wieder habe er seine Frau gewarnt, sie aber habe sich nicht für ihn interessiert. Auch daran sei ihre Ehe zerbrochen. Es habe zu einem Rosenkrieg geführt. Er, Mollath habe die beteiligten Banken, die bayerische Justiz und einige Politiker über die fragwürdigen Geschäfte informiert. Geschehen sei jedoch nichts. Mollath fühlte sich hingehalten, ignoriert, hereingelegt. Die Banken, auch die in der Schweiz, würden »auf blöd« machen.
    Gustl Mollath erzählt auch von sich, wie er sich neben seiner Frau zunehmend wie ein »angeheiratetes Anhängsel« vorgekommen sei. Sie, die erfolgreiche Bankerin. Er, der Weltverbesserer, der bei Treffen mit den Schweizer Bankerfreunden seiner Frau über schmutzige Waffengeschäfte diskutieren wollte.
    Er habe keine Ruhe gegeben beim Thema Schwarzgeld, auch nicht nach der Trennung. Sehr gut noch könne er sich an den letzten Anruf seiner Frau erinnern, erzählt Mollath: »Jetzt machen wir dich fertig«, soll sie gesagt haben. Mollath erzählt dem Psychiater, wie wenig später zwölf Polizisten sein Haus auf den Kopf stellten, angestiftet von seiner Frau, auf der Suche nach womöglich illegalen Waffen. Er berichtet von ihrer Anzeige wegen Körperverletzung, erzählt von den Prozessen, den aus seiner Sicht hanebüchenen psychiatrischen Gutachten, dem Urteil, das ihn im August 2006 endgültig als wahnkranken Straftäter in die geschlossene Psychiatrie bringt.
    Er wirft einem psychiatrischen Gutachter »zementierte Vorurteile« vor und dem Nürnberger Landrichter, dass dieser ihm immer das Wort abgeschnitten habe, sobald er zum Kern kommen wollte, dem Schwarzgeldthema. Dann erzählt er noch von der fehlgeschlagenen Revision gegen den Nürnberger Richterspruch beim Bundesgerichtshof und von seinem Anwalt, der diese Revision aus seiner Sicht dilettantisch, lustlos und fehlerhaft betrieben habe. Mit entsprechendem Ausgang.
    Simmerl fragt Mollath, ob er sich vorher jemals in nervenärztlicher Behandlung befunden habe, vor seiner Zwangseinweisung. Mollath antwortet, dies sei vor dem Konflikt mit seiner Frau niemals Thema gewesen. Ob er Medikamente nehme, will Simmerl auch noch wissen. Nein, sagt Mollath, noch nie habe er Psychopharmaka genommen. Die Einnahme solcher Mittel verweigere er grundsätzlich, weil er in seiner Situation nicht auch noch wolle, dass man ihm jeglichen Willen nehme. Er habe schon erlebt, sagt Mollath zu Simmerl, was Medikamente bei anderen angerichtet hätten.
    Im Übrigen: Er wisse mit großer Sicherheit, dass er nicht

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