Die Akte Daniel (German Edition)
versprochen, dass ich erst einmal in Sicherheit sein soll. Er hat versprochen, dass wir uns wiedersehen. Jetzt fürchte ich, dass er eigentlich nur noch sterben will.« Berenice senkte den Kopf.
»Wird er nicht. Wir lassen uns was einfallen«, versprach Sunday. In dem Moment klingelte es an der Haustür, und Diadree hopste los, um zu öffnen. »Entschuldigung, sind Sie von den Zeugen Jehovas?«, hörten Berenice und Sunday sie im Flur piepsen.
»Also Diadree«, hörte Berenice eine sonore Stimme an der Tür. Ein Mann lachte und brachte Diadree zum Quieken. Offenbar wurde sie gekitzelt. Kurz darauf kam der Besucher. Es war ein Hüne von Mann, schwarz wie die Nacht, gekleidet in einen weißen Anzug. Er wirkte furchterregend. Fast konnte man glauben, dass er das zarte Mädchen auf seinem Arm erdrücken musste.
»Hast du ihr das beigebracht, Sunday?«, polterte er gutmütig.
»Schuldig im Sinne der Anklage«, gab Sunday zu und grinste. »Hallo, Doc. Uns ist ein Kätzchen von der Firma zugelaufen.«
»Ich habe es gehört. Und eine Katze?«
Fearman sah Berenice prüfend an. »Wunderbar. Mein Name ist Fearman. Ich bin Arzt.«
Berenice rutschte das Herz in die Hose. Der Mann sollte sie untersuchen? Sie fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
Sunday klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. »Hey, keine Bange. Der Doc frisst niemanden, auch wenn er so aussieht. Und Diadree und ich bleiben dabei, wenn’s dich beruhigt.«
Fearman setzte Diadree ab und reichte Berenice die Hand, um sie zu begrüßen. »Ich werde Sie nicht persönlich untersuchen. Ich bin nur für alles verantwortlich. Wir haben hier auch sehr viel zarter gebaute Wesen. Ich denke da an meine Kollegin. Sie ist auch Ärztin.«
Das beruhigte Berenice gleich. Sie stellte sich mit Namen vor, und während sie noch redeten, wurde die Tür wieder aufgeschlossen. Herein kam eine Frau in einem Arztkittel. »Entschuldigt die Verspätung, aber ich hatte noch was vergessen.«
»Wir waren noch in der Vorstellung, Doktor Terranto. Hier ist ein neuer Gast in Ihrem Haus. Ihr Name ist Berenice Stockwell. Direktlieferung aus den Fängen der Firma. Das volle Programm. Wir können kein Risiko eingehen«, erklärte Doktor Fearman.
Die Frau nickte ernst. Sie trat vor, um Berenice die Hand zu geben. »Sylvia Terranto, freut mich. Und willkommen bei uns.« Sie öffnete die Tür zum angrenzenden Zimmer. »Besser, wir kümmern uns schnell darum. Wenn ein Sender da ist, umso dringender. Kommst du bitte her, Berenice?«, forderte sie freundlich auf. »Ich hoffe, ich darf Du sagen!«
Berenice nickte etwas eingeschüchtert von der forschen Art, aber sie folgte ihr. Sie fürchtete sich. Die Untersuchungen im Labor waren meist schmerzhaft und häufig demütigend gewesen, aber Berenice hoffte, dass das hier schnell vorbei war.
Doktor Terranto beruhigte sie aber gleich dahingehend, dass sie noch nicht einmal verlangte, dass Berenice sich ausziehen möge. Stattdessen fuhr sie ihren Körper mit einem scannerähnlichen Gerät ab und nickte schließlich zufrieden. »Jetzt müsste ich dir noch etwas Blut abnehmen, in Ordnung?«
»Ich habe soviel Blut verloren, dass es okay sein müsste«, antwortete Berenice. »Aber was war das für ein Gerät? Und was haben Sie untersucht?«
»Das war eine spezielle Art von Detektor für Peilsender jeglicher Art, auch auf Nano-Ebene«, erklärte die Ärztin. »Zum Glück bist du frei davon. Vermutlich wärst du sonst auch nicht weggekommen, oder?« Sie sah das Mädchen mitfühlend an, während sie eine leere Spritze präparierte.
»Ich denke auch. Ich glaube, sie dachten, dass niemand flieht. Ich hoffe, dass sie nicht die anderen jetzt damit quälen.« Berenice hielt ihren Arm hin, so wie sie es gelernt hatte. Allerdings war Doktor Terranto so vorsichtig, wie Berenice es nie bei den Wissenschaftlern erlebt hatte; sie spürte den Einstich kaum, und die Ärztin war schnell fertig. »So, das war es fürs Erste. Wir werden dich später noch röntgen müssen und eine Tomographie, EKG und so weiter machen, um sicherzugehen, dass nichts an dir manipuliert wurde. Aber das hat etwas Zeit.«
»Manipuliert?« Berenice sah sie besorgt an. »Was meinen Sie damit?«
»Nun, wir haben das ein paar Mal erlebt, dass an den besonderen Hirnströmen von Nachtlingen herumgepfuscht wurde. Allerdings war das im Verhalten sofort bemerkbar, und du scheinst mir eine sehr robuste kleine Lady zu sein.« Sie lächelte Berenice aufmunternd an, weil sie nicht glaubte, dass
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