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Die Akte Nr. 113

Titel: Die Akte Nr. 113 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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also erst
Tatsachen
gesammelt werden und darum ließ der Bajazzo seine Idee, einen
Stadtsergeanten zu seiner Hilfe anzurufen, wieder fallen. Indes
mußten
die Verfolger um jeden Preis irregeführt werden – er
konnte unmöglich
länger mehr mit seinem schmerzenden Arm ziellos durch die
Vororte
wandern.
    Ein Entschluß war bald gefaßt und raschen
Schrittes eilte er
vorwärts. Als er mehrere Straßen kreuz und quer
gewandert war, blieb er
plötzlich stehen, zwei Schutzleute kamen ihm entgegen, er
grüßte und
fragte sie um eine unbedeutende Auskunft.
    Sein Kunstgriff hatte die erwartete Wirkung, Raoul und der
Marquis
blieben in einiger Entfernung zurück und wagten sich nicht
vorwärts.
    Dieser Vorsprung genügte dem Bajazzo, noch
während er sprach,
läutete er an dem Hause, vor welchem sie standen, als er den
Riegel
klirren hörte, grüßte er die
Schutzmänner und trat rasch in das
geöffnete Tor.
    Sobald sich die Wachmänner entfernt hatten,
näherten sich Clameran und Lagors dem Hause und
läuteten ebenfalls.
    Sie fragten den Hausmeister, wer der Mann wäre, der
eben in einem Maskenanzug nach Hause gekommen sei?
    »Ich weiß von keiner Maske,«
entgegnete der Hausmeister, »von
unseren Mietern war niemand auf einem Ball soviel ich weiß, es
muß ein
Fremder gewesen sein, der nur durchgegangen ist, denn das Haus hat
rückwärts noch einen zweiten Eingang.«
    »Wir sind betrogen,« rief Lagors,
»und werden nun und nimmer herausbringen, wer dieser Bajazzo
ist!«
    »Wenn wir es nur nicht zu unserem Schaden allzubald
erfahren,« antwortete der Marquis nachdenklich.
    Während die beiden Spießgesellen voll
Besorgnis ihren Heimweg einschlugen, flog der Bajazzo wie ein Pfeil dem
»Erzengel« zu.
    Prosper, der am Fenster lehnte und ihn schon von weitem
erblickte,
eilte ihm entgegen. »Kommen Sie endlich?« rief er,
»seit Mitternacht
erwarte ich Sie und jetzt ist es drei Uhr! Haben Sie Magda gesehen?
Waren auch Raoul und Clameran anwesend? Haben Sie etwas
erfahren?«
    »Gedulden Sie sich wenigstens, bis wir in Ihrem
Zimmer sind, hier
ist doch wahrlich nicht der Ort für vertrauliche
Mitteilungen,«
antwortete der Gefragte, ȟbrigens, geben Sie mir
vorerst etwas Wasser,
damit ich meine Wunde auswaschen kann, sie brennt wie Feuer.«
    »Um Gottes willen, Sie sind verwundet?«
    »Ja, ein kleines Andenken von Ihrem lieben Freunde
Raoul. Nun, er soll nicht so leichten Kaufes davon kommen!«
    Prosper half Verduret den Arm verbinden und dann sagte dieser:
»Ich
hatte mich getäuscht, ich war der Meinung, daß Frau
Fauvel ein
sträfliches Verhältnis mit Raoul unterhalte. Ich
dachte, um
unauffälliger mit ihm verkehren zu können, habe sie
dem hübschen
Abenteurer den Namen eines ihrer Verwandten gegeben und ihn ihrem Manne
als Neffen vorgestellt. Sie hat ihm ihr ganzes Geld, dann ihren Schmuck
– den er ins Leihhaus getragen, gegeben, und als sie nichts
mehr besaß,
ließ sie ihn die Kasse ihres Mannes berauben. – So
dachte ich mir die
Sache.«
    »Und auf diese Weise ließe sich alles
erklären.«
    »Nein, nicht alles, und das habe ich zuerst
übersehen. Wie wäre Clamerans Einfluß zu
erklären?«
    »Er ist einfach Raouls Mitschuldiger.«
    »Das ist eben der Irrtum. Auch ich habe Raoul
für die Hauptperson
gehalten, aber nun weiß ich, daß er nur das Werkzeug
in den Händen des
anderen ist. In einem Streit, den Josef gestern erlauschte, sagte
Clameran: Übrigens, mein Junge, laß es dir nicht
einfallen, mir zuwider
handeln zu wollen, ich würde dich zerschmettern wie Glas.
– Das läßt
tief blicken. Clameran hält alle in seinen Teufelskrallen,
Raoul, Frau
Fauvel und selbst Magda muß ihm gehorchen.«
    Gegen letztere Behauptung lehnte sich Prosper auf. Verduret
begnügte
sich, die Achsel zu zucken. Er hätte ihm ja einen
vollgültigen Beweis,
durch die Mitteilung von der Verlobung, die er aus Clamerans eigenem
Munde hatte, geben können, allein er wollte ihm den Schmerz
ersparen,
war er ja doch überzeugt, daß es ihm rechtzeitig
gelingen werde, die
Heirat zu verhindern.
    »Woher Clameran die Macht über Frau Fauvel
hat,« fuhr Verduret fort,
»ist ein Rätsel, dessen Lösung nicht in der
Gegenwart, sondern in der
Vergangenheit zu suchen ist. Es handelt sich also darum, Clamerans
Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Ich habe heute zufällig
den
Namen seines Bruders Gaston ausgesprochen und da erschrak er so, als
sähe er

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