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Die Akte Nr. 113

Titel: Die Akte Nr. 113 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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ging es
mit ihm rasch zu Ende. Bald stellte sich ein solcher
Kräfteverfall ein, daß der Arzt jede Hoffnung aufgab
und wenige Tage später trat die Katastrophe ein.
    Jetzt war Louis wirklich Marquis von Clameran und vielfacher
Millionär.
    Nachdem er alle Angelegenheiten geordnet hatte, kehrte er nach
Paris zurück.

18. Kapitel
    Raoul war es unterdessen wirklich wieder vollständig
gelungen, Frau Fauvels Herz wiederzugewinnen. Das war nicht schwer
gewesen, denn die Ärmste hatte ja niemals aufgehört,
ihn zu lieben, und nun er sich wieder von der günstigen Seite
zeigte, war sie ganz glücklich. Sie war überzeugt,
daß ihr Sohn im Grunde den edlen Charakter seines Vaters
besaß und nur Louis' schlechter Einfluß ihn verdarb.
    Raoul stellte keine Geldforderungen mehr und spielte seine
Rolle so gut, daß er selbst Magda täuschte und sie
von ihm eine bessere Meinung bekam.
    Als Louis endlich aus Oloron zurückkam, erfreute sich
Raoul allgemeiner Beliebtheit im Hause Fauvel.
    Der Marquis von Clameran bezog trotz seiner Millionenerbschaft
vorläufig noch sein altes Quartier im Hotel Louvre. Erst
später wollte er sich ein Palais kaufen und glänzend
einrichten, als prächtigen Rahmen für eine
schöne Frau.
    Als Raoul den Onkel besuchte, sagte er: »Ich
weiß eigentlich nicht was du willst, wir sind nun reich, gib
mir den versprochenen Anteil und laß uns gehen.«
    Aber das war nicht nach Louis' Geschmack. Er hatte das
Abenteuererleben satt; nun er reich war, würde sich niemand um
seine Vergangenheit kümmern, er wollte in Paris bleiben, eine
Rolle spielen, ein großes Haus führen und vor allem
Magda heiraten.
    Darum antwortete er kurz: »Nein, erst an meinem
Hochzeitstage bekommst du das Geld – Magdas ganze Mitgift
– gedulde dich aber.«
    Raoul versuchte keine Einwendungen mehr, er wußte,
daß sie vergeblich wären.
    »Ich bin nur neugierig,« sagte er,
»wie du es anstellen wirst zu erklären, daß
du Gastons Erbe bist, nachdem du doch bei Fauvels behauptet hast, du
kennst den Menschen gar nicht.«
    »Sehr einfach, ich werde sagen, daß Gaston
ein natürlicher, im Ausland geborener Sohn meines Vaters
gewesen, den er vor seinem Tode heimlich anerkannt habe. Du selbst
wirst die Güte haben, die Geschichte deiner Frau Mutter zu
erzählen.«
    »Das ist höchst genial, aber –
wenn man Erkundigungen einzieht...?«
    »Wer sollte das? Dem Bankier kann es ganz
gleichgültig sein, ob er das Geld, das auf dem Namen Clameran
bei ihm steht, mir oder einem Fremden auszahlt; und Frau Fauvel meinst
du? Selbst wenn sie einen Verdacht hätte, wird sie sich
hüten, etwas gegen uns zu unternehmen.«
    »Du magst recht haben, Onkel, aber Geld darf ich
jetzt wohl keines mehr von ihr fordern, da du doch reich bist.«
    »Warum? Das ist kein Grund. Hast du nicht gesagt,
daß wir entzweit sind, warst du nicht so entrüstet
über mich, daß du erklärtest, du
würdest lieber verhungern als etwas von mir anzunehmen? Glaube
mir, mein Plan ist gut vorausberechnet, es wird uns alles
gelingen.«
    »Ich möchte eigentlich nur wissen, wie weit
du es noch treiben willst.«
    »Die Sache muß sich
naturgemäß entwickeln und kommt dann von selber ans
Ende,« entgegnete der Oheim lächelnd,
»laß uns einmal Rückschau halten und das
Ergebnis zusammenfassen: Also, zuerst erschien ich auf der
Bildfläche, so ziemlich wie ein Räuberhauptmann und
forderte: die Börse oder – die Ehre! Dann habe ich
dich erscheinen lassen. Schon die erste Begegnung war
großartig – ganz Cäsar, du kamst,
sähest und siegtest. Das Mutterherz war im Sturm
erobert.«
    »Ja, und ohne dich...«
»Laß mich ausreden. Der liebevolle, wiedergefundene
Sohn – das war der erste Akt. Im zweiten Akt begann der junge
Herr den leichtsinnigen Kavalier, den Verschwender hervorzukehren, und
das ängstliche Mutterherz wendet sich, trotz ihrer
ursprünglichen Antipathie, an den Onkel. Dieser ist moralisch
entrüstet und die Mutter froh, den Freund gefunden zu haben.
Aber der Sohn bessert sich nicht, und da nun gar der Onkel die Nichte
begehrt, wird die Lage immer verwickelter, besonders, da das junge
Mädchen zwar einwilligt sich zu opfern, aber die Tante gegen
beide einzunehmen weiß. Im nächsten Akt aber
erscheint der Sohn wieder, er ist lammfromm, schiebt alle Schuld auf
den bösen Onkel und gewinnt wieder das Herz der
Mutter.«
    »Ja, so weit sind wir im gegenwärtigen
Augenblick.«
    »Nun muß dem Stück

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