Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)
Organisation zum traditionsreichsten sämtlicher israelischer Sicherheitsorgane und ihr Leiter automatisch Chef aller fünf Abteilungen.
Zu seiner Rechten sitzt der Chef der Aman, des militärischen Geheimdienstes, dessen Aufgabe es ist, Israel über den jeweiligen Stand der Kriegsvorbereitungen seiner Gegner auf dem laufenden zu halten. Der Mann, der zu jenem Zeitpunkt diesen Posten innehatte, war General Aharon Yaariv.
Zur Linken des obersten Geheimdienstchefs sitzt der Chef der Shabak, die häufig unzutreffend als Shin Beth bezeichnet wird. Diese Initialen stehen für Sherut Bitachon, was Sicherheitsdienst bedeutet. Der volle Name der Organisation, die für Israels innere Sicherheit – und nur für sie – verantwortlich ist, lautet Sherut Bitachon Klali, und aus diesen drei Wörtern ist die Abkürzung Shabak gebildet worden. Neben diesen beiden Männern sitzen die letzten beiden der fünf. Einer ist der Leiter der Nachrichtenstelle des Außenministeriums, der insbesondere die Auswertung der politischen Lage in den arabischen Hauptstädten obliegt, eine Aufgabe, die für die Sicherheit Israels von entscheidender Bedeutung ist. Der andere ist Direktor einer Dienststelle, die sich ausschließlich mit dem Schicksal der Juden in solchen Ländern befaßt, in denen jüdische Minderheiten Verfolgungen ausgesetzt sind. Zu diesen Ländern zählen neben allen arabischen Ländern auch alle kommunistischen. Da die wöchentlichen Besprechungen es jedem der fünf Chefs ermöglichen, sich über die Tätigkeit der anderen Abteilungen zu informieren, können Überschneidungen weitgehend vermieden werden.
Die beiden Männer, die der Sitzung als Beobachter beiwohnen, sind der Generalinspektor der Polizei und der Leiter des Spezialdienstes, der als Exekutivorgan der Shabak den Terrorismus innerhalb des Landes bekämpft.
Die Sitzung verlief zunächst wie üblich. Meir Amit nahm seinen Platz an der Stirnseite des Tisches ein, und die Diskussionen begannen. Er wartete mit der Bekanntgabe der brisanten Information, die er in den frühen Morgenstunden erhalten hatte, bis zu dem Augenblick; zu dem er sonst die Sitzung geschlossen hätte. Als er seine Erklärung abgegeben hatte, herrschte Schweigen. Es gab wohl niemanden in dem Raum, den in diesen Minuten nicht die Schreckensvision von einem sterbenden Israel heimgesucht hätte, das sich unter den Einschlägen von Raketen, die Radioaktivität und Pestilenz verbreiten, in Todeskrämpfen windet.
Der Chef der Shabak brach schließlich das Schweigen: »Worauf es ankommt ist, daß diese Raketen niemals abgeschossen werden. Wenn wir sie nicht daran hindern können, die Sprengköpfe zu produzieren, müssen wir eben verhindern, daß diese Sprengköpfe jemals auf ihre Flugbahn geschickt werden.«
»Stimmt«, sagte Amit, wortkarg wie immer. »Aber wie?«
»Draufschlagen«, knurrte Yaariv. »Draufschlagen mit allem, was wir haben. Ezer Weizmanns Düsenbomber können die Fabrik 333 in einem einzigen Angriff dem Erdboden gleichmachen.«
»Und einen Krieg vom Zaun brechen, für den wir nicht gerüstet sind«, entgegnete Amit. »Wir brauchen mehr Flugzeuge, mehr Panzer, mehr Geschütze, bevor wir es mit Ägypten aufnehmen können. Ich glaube, wir sind uns alle darüber im klaren, daß der Krieg unvermeidlich ist. Nasser ist entschlossen, ihn herbeizuführen. Aber er wird ihn erst beginnen, wenn er seine Vorbereitungen abgeschlossen hat. Zwingen wir ihm den Krieg jedoch jetzt auf, so ist er dank seiner russischen Waffen immer noch besser gerüstet als wir.«
Erneut herrschte Schweigen. Der Chef des arabischen Referats im Außenministerium meldete sich zu Wort.
»Unsere Informationen aus Kairo lauten dahingehend, daß die Ägypter glauben, Anfang 1967 soweit zu sein. Das bezieht sich auch und insbesondere auf die Raketen.«
»Zu dem Zeitpunkt werden wir unsere Panzer und Geschütze haben und auch unsere neuen französischen Düsenjäger«, bemerkte Yaariv.
»Ja, und die Ägypter werden über ihre Raketen verfügen – vierhundert Stück. Meine Herren, es gibt nur eine einzige Lösung. Bis wir genügend gerüstet sind, werden diese Raketen überall in Ägypten in unterirdischen Silos lagern und damit jeglichem Zugriff entzogen sein. Denn sobald sie abschußbereit in ihren Silos lagern, genügt es nicht mehr, wenn wir 95 Prozent des Bestandes vernichten – wir müssen sie alle ohne Ausnahme vernichten. Und dazu sind nicht einmal Ezer Weizmanns Bomberpiloten imstande.«
»Dann müssen wir sie
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