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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Der Brief war das gefälschte Empfehlungsschreiben des ehemaligen SS-Standartenführers Eberhardt, der selbst nichts davon ahnte. Da Miller Eberhardt nie begegnet war, konnte er nur hoffen, daß der Mann in dem Haus in Nürnberg ihn ebensowenig kannte.
    Er schlenderte zum Marktplatz zurück und sah sich nach einem Restaurant um, wo er zu Abend essen konnte. Nachdem er an zwei oder drei traditionellen fränkischen Gasthäusern vorübergekommen war, sah er aus dem Schornstein auf dem roten Ziegeldach des kleinen Würstchenhauses Rauchwolken in die frostklare Nacht aufsteigen. Es lag gegenüber dem Portal der St.-Sebalds-Kirche in einer Ecke des Marktplatzes. Ein hübsches kleines Lokal, mit einer Terrasse davor. Um die Blumenkästen war purpurnes Heidekraut gepflanzt; den Schnee hatte der Wirt sorgfältig entfernt. Wärme und Fröhlichkeit herrschten in der Gaststube. Die blankgescheuerten Holztische waren fast alle besetzt, aber ein Paar in einer Ecke war gerade beim Aufbruch. Miller trat an den Tisch und nickte den beiden lächelnd zu. Sie wünschten ihm guten Appetit beim Weggehen. Er entschied sich für die Spezialität des Hauses, die kleinen gewürzten Nürnberger Bratwürstchen, und dazu bestellte er sich eine Flasche Frankenwein.
    Nach dem Essen blieb er noch eine Weile beim Kaffee sitzen und schickte zwei Asbach-Uralt hinterher. Er hatte noch keine Lust, sich schlafen zu legen. Es war angenehm, nur so dazusitzen und in das offene Kaminfeuer mit den dicken flimmernden Holzscheiten zu starren. Eine Gruppe von Gästen hatte sich zum Schunkeln untergehakt. Sie sangen ein fränkisches Trinklied, und am Ende jeder Strophe hoben sich ihre Stimmen und Gläser gleichzeitig.
    Lange Zeit fragte sich Miller, warum er sein Leben aufs Spiel setzte bei der Suche nach einem Mann, dessen Verbrechen zwanzig Jahre zurücklagen. Es fehlte nicht viel und er hätte sich entschlossen, seinen Vorsatz aufzugeben. Auf seinen Wink trat der Kellner an seinen Tisch und überreichte ihm mit einer kleinen Verbeugung und einem freundlichen ›Bitteschön« die Rechnung.
    Als Miller nach seiner Brieftasche griff, berührte er ein Photo in seiner Brusttasche. Er zog es hervor und starrte eine Weile auf das frontal aufgenommene Bild; blutunterlaufene helle Augen blickten ihn stechend an. Darunter der Rattenmund und am Hals der Kragen mit der zweifachen silbernen Siegrune auf schwarzem Grund. Lange betrachtete er das Bild, dann hielt er eine Ecke des Photos über die brennende Kerze auf seinem Tisch. Als das Bild zu Asche verbrannt war, zerkrümelte er sie auf der Kupferschale. Er brauchte es nicht mehr. Dieses Gesicht würde er jederzeit wiedererkennen.
    Peter Miller zahlte seine Rechnung, knöpfte sich den Mantel zu und ging in sein Hotel zurück.
    Um die gleiche Zeit saß Mackensen dem Werwolf gegenüber.
    »Wie, zum Teufel, kann er denn verschwunden sein?« erregte sich der ODESSA-Chef. »In Luft aufgelöst! Vom Erdboden verschluckt! So was gibt’s doch nicht. In ganz Deutschland gibt es keinen auffälligeren Wagen als seinen – den sieht man doch schon aus einem Kilometer Entfernung! Sechs Wochen suchen Sie nun schon nach ihm! Und niemand soll ihn gesehen haben!«
    Mackensen wartete ab, bis sich der Wutausbruch des Werwolfs gelegt hatte. »Trotzdem stimmt es«, sagte er schließlich. »Ich habe in seiner Hamburger Wohnung nachgefragt; ich habe seine Freundin, seine Mutter und seine Kollegen durch angebliche Freunde Millers aushorchen lassen. Keiner weiß etwas, keiner hat auch nur das geringste von ihm gehört. Sein Wagen muß die ganze Zeit über in irgendeiner Garage gestanden haben. Er muß untergetaucht sein. Seit er nach seiner Rückkehr aus London den Flughafen Köln-Wahn verließ, ist er wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Wir müssen ihn finden«, wiederholte der Werwolf. »Er darf unter gar keinen Umständen in die Nähe dieses Kameraden vordringen. Das wäre eine Katastrophe.«
    »Er wird schon auftauchen«, erklärte Mackensen zuversichtlich. »Früher oder später muß er raus aus seinem Mauseloch. Und dann kriegen wir ihn.«
    Der Werwolf ließ sich von der Geduld und der Logik des professionellen Mörders überzeugen. Er nickte nachdenklich. »Also gut. Unter diesen Umständen bleiben Sie am besten in meiner Nähe. Nehmen Sie sich inzwischen ein Zimmer in irgendeinem Hotel hier in der Stadt, und dann warten wir erst mal ab. Wenn Sie in meiner Nähe sind, kann ich Sie rascher benachrichtigen.«
    »Jawohl, Chef. Ich suche mir

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