Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
Vom Netzwerk:
Anne warf sie einen verächtlichen Blick zu. «Bis morgen!», sagte sie.
    «Ja, bis morgen», antwortete er nur. «Ich hasse dich, Mama.»
    Er sammelte ein paar Aschenbecher vom Dielenboden und ging in Richtung Küche. Auf seinem Weg erklärte er seinen Freunden im Vorbeigehen kurz die Situation. Es schien einen Geheimcode unter dieser Generation zu geben, denn ohne viele Worte und innerhalb von Sekunden waren alle verschwunden.
    «Du bist echt krass!», sagte Pavel und half seinem Bruder beim Aufräumen.
    «Das ist mir scheißegal! Euch ist ja auch scheißegal, was ich denke. Und ihr haltet euch auch an keine Regel, also bitte!», sagte sie und ging ins Bad, um zu kontrollieren, ob Luis sich wirklich die Zähne putzte.
    Eine Stunde später lag sie im Bett neben Wolf. Es war Ruhe eingekehrt. Ihre beiden Ältesten hatten kein Wort mehr mit ihr gewechselt. Aber sie hatte andere Sorgen. Ihre Gedanken wanderten zurück zu Paul. Sie lag im dunklen Schlafzimmer und starrte zur Decke. Wolf schlief offenbar schon, obwohl sie noch nicht sein sonst so wüstes Schnarchen vernahm.
    Schnarchen. Sie musste an ihr letztes Badewannengespräch mit Ebba denken. Es war ein wohlvertrautes Ritual, dass sie Ebba besuchte und bei ihr badete. Vor Jahren hatte ihre Freundin ihr angeboten, bei ihr zu baden, weil es in der Wohnung der Familie Alberti nur eine Dusche gab und Anne ohnehin zu Hause nie Ruhe genug hatte, sich der ausgiebigen Körperpflege hinzugeben. Ebba ließ ihr dann das Wasser ein, während sie sich entkleidete, goss herrlich duftendes und teures Öl dazu, holte dann, wenn Anne in den Schaum eingetaucht war und wohlig die Augen schloss, zwei Gläser mit Champagner oder Wein, setzte sich auf den Klodeckel und quatschte mit ihr, bis das Wasser kalt war und Anne wieder herauskam, sich in einen Kaschmirbademantel hüllte und sie ihr Gespräch auf dem Sofa fortsetzten.
    An jenem Abend hatte Ebba erzählt, dass sie in der Nacht davor einen Liebhaber bei sich gehabt hatte, der sie nach ein «paar schönen Runden Sex» langweilte. «Tödlich. Töd-lich!» Um ihn wieder loszuwerden, hatte sie nachts um drei den Staubsauger angemacht und den Teppichboden im Schlafzimmer so inbrünstig gesaugt, dass der Liebhaber «völlig genervt» die Flucht ergriffen hatte. Ebba war bei ihrem Lieblingsthema angelangt, bei dem üblicherweise jedes Gespräch endete: Männer.
    «Ich habe mal so gedacht, du weißt, ich bin immer auf der Suche nach Geschäftsideen, man müsste mal eine CD herausbringen ... für ganz junge Frauen, weißt du, solche, die noch glauben, Männer seien die Krönung der Schöpfung, was sie ja nicht sind, wie wir beide wissen, kurz, für solche Mädels und für jene in unserem Alter, die irgendwie in einer Beziehungskrise stecken, weil sie unter ihrem Kerl leiden, aber nicht von ihm lassen können. Scheidungsfälle. Situationen, wo sie mehr liebt als er. Also: Das ganz normale Ding ...»
    «Und?» Anne patschte wie ein Mädchen mit den Händen ins Wasser, damit sich mehr Schaum bildete. «Was soll das für eine CD sein?»
    «Eine mit Männergeräuschen.»
    «Männergeräusche?»
    Ebba lachte auf. «Kennst du irgendeine Frau, die solche Geräusche macht, wie sie ... na, ich sage mal: von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, jeder Mann macht? Das ist doch das Grauenhafte am Zusammenleben mit Kerlen, und sag mir jetzt nicht, das wäre mit Wolf nicht genauso ... schätze, der hat sogar ein Diplom im Geräuschemachen ...» Sie machte eine Pause. «Wie sie schnarchen ...»
    «Ja, er schnarcht.»
    «Ihr Brüllen, wenn sie sauer sind.»
    «Stimmt.»
    «Nase hochziehen. Bis zum Anschlag. Rülpsen, wenn sie sich so richtig heimelig fühlen.»
    Sie lachten.
    Ebba legte noch einen drauf: «Furzen im kleinen Kreis. Nur du und er.»
    «Erspare mir weitere Details, Ebba!»
    «Und das Schlimmste: Wenn sie morgens ins Bad gehen ...»
    «Und pfeifen.»
    «Nee, Anne, pfeifen geht ja noch.»
    «Gurgeln.»
    «Wenn's nur das Gurgeln wäre.» Ebba trank genüsslich einen Schluck Rotwein. «Ich rede vom Abschleimen.»
    «Du bist so ekelhaft!» Anne tauchte unter im Wasser, kam prustend wieder hoch, strich sich die nassen Haare glatt nach hinten.
    «Erzähl mir nicht, Wolf würde morgens nicht im Bad abschleimen. Das ist ein typisches Männergeräusch. Kennst du irgendeine Frau, die so was macht? Ich nicht. Ich weiß nicht einmal, woher die Männer diese Chuzpe, im Beisein der Frau, der Geliebten oder sonst wem, so hemmungslos ...»
    «Du hast immer

Weitere Kostenlose Bücher