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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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verschlungen, aber Ebba pflegte zu sagen, dies sei ihr «Fluchtpunkt», der «jedes Geld der Welt wert ist». Zum Glück für ihre Freundschaft kannte Anne das Gefühl von Neid nicht. Sie gönnte Ebba diesen Luxus, freute sich für sie und genoss es, eine so wohlhabende Freundin zu haben, an deren Stil und Geschmack sie Anteil haben durfte.
    Ebba kam, wie sie selbst immer wieder gerne erzählte, «aus der kleinbürgerlichen Suppenküche». Ihr Vater war abgehauen, als sie gerade mal zehn Jahre alt gewesen war, die Mutter hatte mit Jobs wie Adressentippen, als AVON -Beraterin und Kartenverkäuferin in der Hamburgischen Staatsoper ihr einziges Kind ernährt und großgezogen und ihr eine gute Ausbildung ermöglicht. Die beiden hatten ein inniges Verhältnis zueinander gehabt, und manchmal schien es Anne, als habe Ebba bis heute den Tod ihrer Mutter nicht verwunden, obwohl er mehr als zehn Jahre zurücklag. «Ich habe ja keinen Menschen auf der Welt ...», sagte sie in ihren sentimentalen Momenten oft, «außer dir: du bist meine Familie, Anne!» Sie war für sie nicht nur die Freundin, sondern war zu einer Art Schwester geworden. Kleine Schwester Anne, große Schwester Ebba. Manchmal gab es Streit, doch meistens hatten sie Spaß zusammen; sie sorgten sich umeinander, sie waren im Umgang miteinander respektvoll, offen, direkt, kritisch, herzlich. Besser hätte es nicht sein können.
    Ebba goss den Rotwein in zwei Gläser. «Wir gäben zwei prächtige Alkoholikerinnen ab, du und ich.» Sie hielt ihr Glas gegen das Licht des Kristalllüsters, der tief über dem Esstisch hing. «Diese Farbe ...» Sie probierte. «Guuut ... warte noch zwei Minuten, er braucht noch etwas Luft. Nimm dir.» Sie zeigte auf das Essen. «Moment!» Sie holte zwei weiße Kurland-Teller aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. «Besteck ... ist da ... ah! Servietten.» Ebba legte auch Servietten hin. Dann ließ sie sich auf einen der drei Stahl-Küchenstühle fallen. «Booh ... das war heute ein Tag, Darling. Bis auf die halbe Stunde Maniküre ... hier guck ...»
    «Perfekt.»
    «... keine ruhige Minute. Eine Sitzung nach der anderen. Fünf Kundengespräche, keines unter 'ner Stunde ... Millionen von Anrufen ... dann meine Sekretärin: schwanger! Fasst du das? Ich fasse es nicht. Die ist kein Jahr bei mir. Jetzt muss ich nächste Woche einen Ersatz finden.»
    «Und nun belatscher ich dich auch noch, Ebba.»
    «Unsinn. Das ist die reine Entspannung!» Sie nahm mit den Fingern ein Stück Tomate und schob es sich in den Mund. «Warum isst du nicht?»
    «Ich habe noch keinen Hunger.»
    «Dann stoßen wir jetzt aber erst mal an. Prost. Auf unsere Freundschaft.»
    «Auf dich, Ebba.»
    Sie tranken.
    «Herrlich!», sagte Anne.
    «Du bist so piepsig!», konstatierte Ebba.
    «Ich bin doch nicht piepsig!«
    «Doch du bist piepsig.» Ebba füllte sich Flusskrebse auf den Teller. «Weshalb wolltest du mich sprechen?»
    «Es ist ...» Anne war verlegen. Sie nahm ein Baguette und brach sich ein Stück ab, doch statt zu essen, zerkrümelte sie das Brot. «Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ...»
    «Am besten am Anfang.»
    «... wie ich es dir sagen soll ...»
    «Sag mal, sind wir blöd im Koppe? Was hast du nur schon wieder?» Sie nahm den anderen Teller und belud ihn mit Lachs. «Hier!» Sie stellte ihn ihrer Freundin hin. «Den magst du doch so. Hab ich extra für dich ...»
    Anne naschte ein wenig von dem Lachs. «Ich stecke in einer unmöglichen Situation, Ebba. Ich fühle mich wie ein Teenager.»
    «Nee!» Ebba beugte sich vor. «Das glaube ich nicht!»
    «Was glaubst du nicht?»
    «Du hast dich ...»
    «Ich habe gar nichts. Kann ich eine Zigarette kriegen?»
    Ebba stand auf, holte aus ihrer Handtasche die leichten Filterzigaretten, nahm zwei heraus, steckte sie zwischen die Lippen, zündete sie mit ihrem Plastikfeuerzeug an und gab eine davon Anne. Ebba inhalierte tief. Anne paffte. Dann endlich erzählte sie, was passiert war, an jenem Sonntag, draußen in der Kleinstadt, im Wald, zwischen ihr und Paul.
    Ebba glaubte ihren Ohren nicht zu trauen: «Das bist doch nicht du, der so was passiert! Lass mich nicht den Glauben an die Welt verlieren! Du und ... und ... Paul? Ich denke, das ist so ein Vorzeigemann, der ideale Gatte ...»
    «Eben. Das dachte ich auch.»
    «Na, das sind ja sowieso die Schlimmsten. Ihr habt Sex gehabt? Im Wald. Am Tag? Während dein Mann und deine Kinder und deine Hassliebe Sybille ...? Na also: Es gibt noch Skandale!» Sie

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