Die Albertis: Roman (German Edition)
du machen.»
«Nein.» Anne legte den Apparat auf den Tisch.
«Doch.»
«Ebba. Ich laufe ihm nicht nach. Ich mache das nicht. Die Sache ist erledigt. Fertig. Nein!» Wie zur Bestätigung trank sie in einem Zug ihr Glas leer. «Gib mir Wein.» Sie lächelte Ebba liebevoll an. «Bitte.»
Ebba schenkte nach.
«Was soll ich ihm sagen?»
«Spreche ich chinesisch oder hörst du schlecht?»
«Also gut.» Anne tippte die Nummer ein. Sie hielt sich den Apparat ans Ohr, während Ebba sich etwas Käse abschnitt und ein Stück Baguette mit Butter bestrich. Es klingelte. Doch ehe jemand abnahm, passierte etwas Überraschendes: Ebba riss plötzlich ihrer Freundin das Telefon aus der Hand, drückte den roten Knopf und löschte die Verbindung.
Anne guckte erstaunt. «Was ist denn jetzt los?»
«Also, wenn ich es mir ...» Ebba sprach gedehnt und eindringlich, «genau überlege: Wir lassen das. Du lässt es. Du lässt die ganze Sache auf sich beruhen.» Mit den Händen umfasste sie Annes Knie: «Anne, das ist ein Wahnsinn. Du spielst mit dem Feuer.»
«Ebba! Das sagst du mir? Ausgerechnet du? Hast du mir nicht neulich noch vorgebetet, wie langweilig mein Leben sei und dass ich mir endlich einen Liebhaber nehmen solle und so weiter und so fort? Du bist doch immer so ... so eine Vorprescherin ... und so ...»
Ebba unterbrach sie: «Ich habe meine Meinung geändert. Du bist nicht wie ich. Du bist eine verheiratete Frau, du hast drei Söhne, und so wie du lebst, ist es ganz richtig für dich. Du hast deinen Platz gefunden. Du solltest glücklich sein. Und davon mal ganz abgesehen: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dich dieser Paul nicht glücklich macht, sondern dich im Gegenteil ins Unglück stürzt. Ich meine, denke mal: Wie soll das weitergehen? Ich rede jetzt nicht von Wolf. Der würde sich, wenn er es erfährt, aufregen, so weit ein Mann wie er dazu in der Lage ist ... aber deine Söhne! Luis besonders klebt an euch beiden, Anne! Er braucht eine intakte Familie, seine Mutter ... und seinen Vater! Dann Sybille und Paul und deren Töchter! Was glaubst du, wie die dich hassen würden! Die Kleine da ...»
«Laura.»
«Laura: ist vierzehn, oder? Nein, nein. Ich sage es dir noch einmal, ganz kühl und ganz analytisch: Man reißt nicht mit klarem Verstand zwei Familien auseinander.»
Anne wurde wütend: «Wer sagt denn, dass ich zwei Familien auseinander reißen will?»
«Das wäre die Folge. Ich spreche über die Folgen.»
Kleinlaut ergänzte Anne: «Und wer sagt dir, dass ich klaren Verstandes bin?»
«Genau. Deshalb denke ich ja für dich.»
«Kannst du dir nicht vorstellen, Ebba, dass ich nicht dieselben Überlegungen angestellt habe? Warum glaubst du habe ich ...», sie umfasste ihre Hüften, «... sieben Pfund abgenommen in zwei Wochen? Warum ich nicht schlafen kann? Warum ich zu dir komme?»
«Weißt du, Anne: Ich sprech natürlich auch als jemand, der ... was ist, wenn es eine Affäre wird? Und auch eine bleibt? Ich kenne mich da aus. Du nicht. Du bist immer: verheiratet gewesen. Immer die Ehefrau. Ich aber kenne die andere Seite. Gut. Zu gut. Ich war immer, mein Leben lang: nur die Geliebte. Glaube mir: Das ist nichts für dich. Das ist schrecklich.» Ebba konnte manchmal unerbittlich sein. «Aber bitte. Es ist dein Leben. Ich habe dir meine Meinung gesagt. Nun mach, was du willst!» Genüsslich biss sie von ihrem Käsebrot ab. «Und sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.»
Doch es war zu spät. Anne wollte dem Hin und Her ein Ende bereiten, sie wollte den Fall für sich klären, sie musste zur Ruhe kommen. Sie drückte die Wahlwiederholungstaste. Es klingelte erneut. Es wurde abgenommen.
«Sybille Ross.»
«Sybille!», entsetzt riss Anne ihre Augen auf und starrte Ebba an. Ebba zuckte ungerührt mit den Schultern und aß weiter.
«Ist ... äh ... Paul im Hause? Guten Abend übrigens. Hier ist Anne! Entschuldige die späte Störung.»
«Tja, Anne ... guten Abend ... ist es was Dringendes?»
«Na ja, ich ... hätte ihn gerne was gefragt.»
«So kann man es auch nennen!», murmelte Ebba mit vollem Mund und kickte ihren linken Pumps weg.
«Leider nein!», antwortete Sybille. «Er hat ein Abendessen mit Pharma-Vertretern ... es wird sicher spät ... soll ich ihm etwas ausrichten?»
«Nein. Danke. Nicht nötig.»
«Ist jemand krank? Was mit den Jungs?»
«Nein nein, Sybille, alles in Ordnung. Es war nur wegen ...» Verzweifelt suchte sie Ebbas Blick.
Ebba setzte ihre fiesestes
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