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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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Generationen werden sich dessen ohne neuerliche Irrtümer bedienen können.«
    Sofort begriff Helene die Tragweite dieses Gedankens. Ein Hoffnungsfunke glomm in ihr auf. Albert könnte gesunden, weil sich ein Doktor seiner annahm, der anders war als alle, die sie kannte. Der sich der Magie der Natur mit einer Prägnanz und Logik näherte wie kaum ein anderer vor ihm.
    »Indes«, fuhr Hahnemann nun versonnen fort, »fehlt mir noch ein Schritt, um diese Lehre zu vervollkommnen: Es muss mir noch gelingen, das Schädliche in giftig wirkenden Arzneistoffen zu entfernen, ohne deren Heilkraft zu schmälern.«
    |365| Im selben Augenblick, als seine Worte verklangen, wurde Alberts Murmeln lauter. »Est … ars analogica mirum quoddam … Ariadnae filum ductus Philosophus, sine periculo … Naturae ….« Dann verklang seine Stimme, und der Kopf sank ihm auf die Brust.
    »Das kommt mir bekannt vor.« Hahnemann sah Helene aufgeregt an. »Aber ich weiß nicht, wo ich es schon einmal gehört habe.«
    »Er hat diese Worte bereits des Öfteren rezitiert«, sagte sie. »Aber heute eindringlicher als zuvor.«
    »Und was hat er noch gesagt?«
    Helene zuckte die Schultern. »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Er sprach von dem Faden der Ariadne.«
    »Ut qualis in Terreno globo!«, schrie Albert plötzlich und sprang auf, seine Augen waren weit aufgerissen. »Qualis in microcosmo homine Mundi filio, qualis in politico, meterologico, medico, ethico, rerum …« Dann sank er wieder in sich zusammen.
    »Nein, ich habe diese Worte nicht gehört, ich habe sie schon einmal gelesen, aber mir ist entfallen, wo das war.« Er rieb sich die Stirn. »Albert war der Einzige, der die Rezeptur gelesen hat. Im Irrenhaus sprach er von einer Formel, die es vermag, Elemente zu transformieren und sie mit dem fünften Element, der den Geist beherrschenden Quintessenz, zu verbinden. Vielleicht möchte er uns hierzu etwas mitteilen?« Mit nachdenklichem Ausdruck betrachtete er Albert, dessen Brust sich heftig hob und senkte. »Das hat etwas zu bedeuten, es muss etwas zu bedeuten haben! Der Ariadnefaden, der Weg aus dem Labyrinth des Minotaurus.«
    »Ars analogica«, wiederholte Helene eines seiner Worte. »Mein Vater hatte einmal davon gesprochen. Die Erde ist ein Abbild des Himmels, alles, was sich oben ereignet, hat seine Entsprechung auf Erden.«
    Hahnemann sah sie überrascht an. »Sie haben recht«, sagte er langsam. »Und ich glaube, ich weiß, wo ich nach der Antwort suchen muss.« Damit steckte er den ledernen Beutel ein und verließ den Raum.
     
    |366| Hahnemann eilte über den Kollegienhof zur Bibliothek, in der er bereits am Vormittag gewesen war. Den fragenden Blick des Bibliothekars ignorierend, ging er geradewegs in den Teil, in dem die theologischen Bücher untergebracht waren.
    Helenes Worte hatten ihn auf etwas gebracht. Ja, er hatte schon einmal Ähnliches gelesen, als er den Bestand der Bibliothek des Barons von Brukenthal katalogisierte. Es war ein Buch vom Jesuiten Athanasius Kircher, der im 17. Jahrhundert am Collegium Romanum lehrte und sich in den Lehren der alten Mysterien außergewöhnlich gut auskannte, so dass selbst der Papst sich sein Wissen zunutze gemacht haben sollte.
    Kircher war einer der Ersten, die vermuteten, dass Krankheiten durch Ansteckung übertragen werden konnten, weshalb Hahnemann sich für seine Werke interessierte.
    Hahnemann schritt die Regale ab, die Bücher waren nach einem System geordnet, das er nicht kannte, und er musste sich erst einmal zurechtfinden, bevor er wusste, wo er zu suchen hatte. Er zog Buch für Buch heraus und studierte die Titel. Wenige Meter entfernt stand der Bibliothekar, ein faltiger kleiner Mann, und beobachtete ihn.
    Minuten verstrichen, ohne dass er vorankam, und endlich sah Hahnemann ein, dass er Hilfe brauchte.
    »Die Werke des Athanasius Kircher. Wo finde ich sie?«, fragte er, und der Bibliothekar quittierte seine Frage mit einem höflichen Lächeln.
    »Folgen Sie mir.«
    Er ging einige Regale weiter, dann bogen sie um eine Ecke, bis sich ein neues Gewölbe auftat. An einem Regal, das von zwei Säulen eingerahmt wurde, blieb der Bibliothekar stehen.
    »Welches möchten Sie?«
    »Ich … ich weiß es noch nicht, aber ich werde mich hier einfach ein wenig umsehen, das ist doch erlaubt.«
    »Nein, keineswegs«, rief der kleine Mann aus. »In diesem Bereich ist dieses nur den Bibliothekaren erlaubt. Ich werde Ihnen die Bücher reichen, die Sie zu lesen wünschen. Dort hinten steht

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