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Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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Natur.« Er sah sie aufmerksam an, als forsche er nach einer Regung. »Natürlich würdest du mitfahren«, setzte er nach.
    »Und wann reisen wir ab?«
    »Wenn Albert bei Kräften ist, vielleicht in wenigen Tagen.«
    »Kommst du mit?«
    »Nein.«
    »Dann wird es ein Abschied für immer.« Sie saß wie versteinert, die Knie aneinandergepresst. »Wirst du mich denn wenigstens vermissen?«
    »Ob ich dich vermissen werde? Helene …« Er atmete schwer. Erst dachte sie, er würde noch etwas sagen wollen, dann aber schwieg er und sah auf das Wasser. Stille breitete sich aus, und Helene glaubte, sie nicht länger ertragen zu können, also beugte sie sich vor und gab ihm einen raschen Kuss. Er sah sie erstaunt an.
    |374| Sie erschrak über ihren Mut, es war als Abschied gedacht, ein allerletzter Kuss, doch er nahm ihre Hand und drückte sie sanft.
    Sein Blick wurde zärtlich, wühlte ihr Innerstes auf, dann beugte er sich zu ihr hinüber und küsste sie, ganz behutsam erst, dann mit wachsender Glut. Ein herrliches Gefühl durchflutete sie, entzündete ihr Herz von neuem. Sie rückte nah an ihn heran, hoffte, er würde nicht damit aufhören.
    »Lass uns gemeinsam fortgehen«, flüsterte sie.
    Seine Lippen wanderten zu ihrem Hals. »Ich kann es nicht«, murmelte er.
    Sie roch sein Haar, den Geruch von Seife, als sein Mund tiefer zu ihren Brüsten glitt.
    »Bitte, Christoph, komm mit mir.«
    Er hob seinen Kopf und sah sie lange an.
    Aus Angst, er könne den Zauber des Augenblicks mit Worten brechen, die sie nicht hören wollte, schmiegte sie sich wieder an ihn, küsste seine Augen, dann wieder den Mund.
    Sie lagen ganz nah, bewegten sich langsam aufeinander zu, bis nur noch der Stoff sie trennte. Es gab nur noch sie beide und dieses pulsierende Gefühl, das ihre Körper verband, als wären sie eins. Nur sie beide und das Tasten ihrer Hände, die über die Körper strichen und Bänder lösten, Knöpfe öffneten. Einen Moment hielten sie inne und sahen einander in die Augen, staunend, überwältigt von der Stärke der Leidenschaft, um sich dann ganz der aufbrandenden Lust hinzugeben. Alles um sie herum war vergessen. Nur das Rascheln des Kleides, als sich seine Hände unter den Stoff schoben und den Rock zart über die Knie hoben. Die sanft forschenden Finger auf der Innenseite ihrer Schenkel, nackte Haut, die sich aneinander rieb. Sein leises Stöhnen, das sich mit dem ihren mischte, als sie tiefer ineinanderdrangen.
    Ein plötzliches Geräusch ließ sie innehalten, ein durchdringendes Knacken, ein Rascheln wie von sich entfernenden Schritten. Aber vielleicht war es auch nur ein Waldtier, das den Weg zum Tümpel gesucht hatte, um sich am Wasser zu erfrischen. Zuerst wollte sie es ausblenden, nicht innehalten, doch Hufeland löste |375| sich von ihr, verschloss die Hose und ließ sie zurück. Helene setzte sich auf und strich den Rock glatt, während sie in die Dämmerung lauschte und nur das Klopfen ihres Herzens hörte. Darüber hinaus war nichts, nur der Ruf eines Käuzchens.
    Hufeland war indessen zum Pfad gelaufen und sah sich nach allen Richtungen um. Er ging ein Stück in den Wald hinein und kam dann zurück, nahm wieder neben ihr Platz. Helene saß aufgerichtet, die Knie angewinkelt, und starrte in das immer dunkler werdende Schilfgras am anderen Ende des Tümpels. Vom Boden stieg eine feuchte Kühle empor, und Helene schauderte.
    »Vielleicht ein Tier«, sagte er beruhigend und legte seinen Arm um sie. Und als alles verstummt war bis auf das Singen der Vögel, strich er ihr über die Wangen und küsste sie zart. »Ich liebe dich.«
    »Wirklich?« Sie lächelte. »Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte.«
    »Du machst Scherze.«
    »Es war mir nie so ernst zumute wie jetzt.« Sie legte ihren Kopf in den Nacken und deutete zum Himmel. »Siehst du die Vögel? Sie sind frei, zu tun und zu lassen, was immer sie wollen. Sie folgen ihrem Instinkt, ohne nachzudenken und ohne alles genau zu erwägen. Manchmal wünschte ich, es ihnen gleichzutun.«
    Er folgte ihrem Blick und sah sie dabei von der Seite an. Dann lächelte er. »Erzähl mir von Königsberg.«
    Sie unterhielten sich flüsternd, saßen dicht beieinander, sein Arm um ihre Schulter, die Hände ineinander verschränkt. Sahen den Vögeln zu, die über den Baumwipfeln schwebten und sich mit zunehmender Dunkelheit verbargen, sie zählten die Fledermäuse, die nun ihr schützendes Versteck verließen und über ihren Köpfen segelten. Erst als die kühle Abendluft sie frösteln

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