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Die Alchimistin 01 - Die Alchimistin

Titel: Die Alchimistin 01 - Die Alchimistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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»Und ich bin gerne bereit, bessere Ideen anzuhören.«
    Darauf verfiel Daniel in zorniges Schweigen. Niemand von ihnen kannte eine Alternative zu Gillians Plan.
    »Was geschieht, wenn uns die Fettfischer wirklich helfen wollen?« fragte Aura. »Gesetzt den Fall, es gelingt uns, in die Hofburg-Gewölbe einzudringen, wie geht es dann weiter?«
    Da lächelte Gillian, aber es sah aus, als quäle ihn bei diesem Lächeln ein tiefer Schmerz. »Dann werdet ihr Sylvette befreien, und ich töte Lysander.«
    »Das ist alles?« bemerkte Christopher sarkastisch, aber Gillian starrte ihn nur düster an und gab keine Antwort.
    Wenig später gab es nichts mehr zu besprechen, und so machte Aura den Vorschlag, daß sie alle sich bis zum Nachmittag ausruhen sollten. Daniel war anzusehen, wie widerwillig er Aura mit Gillian allein im Zimmer zurückließ, aber er sagte kein Wort. Er ahnte wohl, daß er Aura verloren hatte, und wie üblich gab er nur sich selbst die Schuld daran.
    »Deine Brüder mögen mich nicht besonders«, bemerkte Gillian, als er und Aura auf getrennten Betten lagen und nachdenklich zur Decke starrten.
    »Christopher und du – ihr kennt euch, nicht wahr?« Aura fand, daß es an der Zeit war, daß er ihr die Wahrheit sagte.
    »Wie kommst du darauf?« Das klang wenig überzeugend. Aura hatte vielmehr das Gefühl, als dränge es ihn, ihr endlich alles zu gestehen. Ein bezahlter Mörder mit schlechtem Gewissen, konnte es das geben? Und dann begriff sie: Es lag an ihr. Nur an ihr.
    »Er hat dich im Schloß überrascht«, sagte Aura und erkannte an seinem Schweigen, daß ihre Vermutung richtig war. »Vor vier Monaten, als du Vater getötet hast. So war es doch, oder?« Kein Vorwurf lag in ihrer Stimme, keine Trauer.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise, aber sie wußte, daß er damit nicht den Tod ihres Vaters meinte. Wahrscheinlich hätte Gillian selbst nicht gänzlich erklären können, wofür er um Verzeihung bat. Es war eine Entschuldigung, die für alles galt, das Aura seit ihrem Treffen im Zug widerfahren war. Und sie war unnötig.
    »Das alles ist nicht deine Schuld. Wir sind hier, weil Vater und Lysander miteinander in Fehde lagen, nicht wegen irgend etwas, das du oder ich oder sonstwer getan hat.«
    Er wandte den Kopf zur Seite und sah sie an. »Ich habe deinen Vater getötet, Aura, und doch bist du nicht einmal wütend auf mich. Wieso?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie sprach sehr leise, sanft sogar. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Ich hoffe nur, du wirst mich niemals hassen«, gab er leise zurück.
    »Wenn du mit der gleichen Kraft haßt, mit der du vergibst, dann gnade Gott deinen Feinden.«
    Sie lachte, zum ersten Mal seit Tagen. Die Laute erschreckten sie, so unpassend klangen sie in diesem Augenblick. Dennoch konnte sie nicht anders. »Du machst dich über mich lustig.«
    »Nein. Ich bewundere dich. Du bist um ein Vielfaches stärker als deine beiden Brüder zusammen, auch wenn du es selbst noch nicht weißt. Irgendwann wirst du es merken.«
    Was er sagte, verwirrte sie. Langsam richtete sie sich auf und schwang ihre Beine über die Bettkante. Er beobachtete sorgsam jede ihrer Bewegungen.
    »Du hast keine Angst vor dem, was uns bevorsteht, nicht wahr?«
    Achtung lag in ihrer Stimme, sogar ein wenig Neid. »Du sorgst dich, aber nicht um dich selbst. Wie machst du das?«
    »Ich habe Gleichgültigkeit nie für besonders erstrebenswert gehalten.«
    »Ich wäre im Augenblick froh, wenn ich nur ein wenig davon hätte.«
    Er lächelte unsicher. »Im Augenblick bin ich aber gar nicht gleichgültig.«
    »Nein.« Sie stand auf, trat an sein Bett und beugte sich über ihn. Er empfing ihren Kuß voller Erstaunen, doch nur Herzschläge später legten sich seine Arme sanft um ihre Hüften und zogen sie herab aufs Bett.
    Sie fragte sich einen Moment lang, ob sie den Mann oder die Frau in Gillian küßte, doch dann war es ihr gleichgültig, und sie ergab sich völlig der Berührung seiner Lippen. Nur widerwillig ließ sie von ihm ab, um sich zu ihm zu legen, dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände, strich die schwarzen Strähnen ihres Haars zurück und küßte sie erneut. Diesmal währte es eine Ewigkeit.
    Seine rechte Hand wanderte an ihrem Rücken herab, fand den Verschluß ihres Kleides. Aura ließ ihn atemlos gewähren, während ihre Zungen einander neckten, als besäßen sie ein verspieltes Eigenleben. Seine Finger lösten den ersten Haken, dann den zweiten, den dritten, vierten. Er ließ sich Zeit, und allmählich

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