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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wir mal davon aus, das alles entspräche den Tatsachen. Dann hätte Sophia einen Weg gefunden, wieder jung zu werden und sich diese Jugend über Jahrhunderte hinweg zu erhalten.«
    Axelle nickte.
    »Dann begreife ich allmählich«, sagte Aura, »was Lysander hier in Prag treibt.«
    Sylvette richtete sich schlagartig auf. »Wovon redet ihr da?«
    So ruhig und emotionslos wie möglich berichtete Aura von ihren Befürchtungen. Ihre Schwester sackte langsam in sich zusammen, während ihre Hände sich zu Fäusten ballten und wieder erschlafften. Schließlich schüttelte Sylvette den Kopf, brachte aber keinen Widerspruch zustande. Sie hatte zwanzig Jahre mit der Gewissheit gelebt, dass Lysander in Swanetien gestorben war. Und nun behauptete Aura, sie wären alle einer Lüge aufgesessen.
    Aber Sylvette hatte ihren Vater so viel besser gekannt als jeder andere von ihnen, und die Tatsache, dass sie Auras Vermutungen
wortlos akzeptierte, deutete darauf hin, dass sie die Möglichkeit nicht ausschloss. Axelle setzte sich neben sie und zog sie an sich.
    »Nehmen wir also an«, fuhr Aura schließlich fort, »dass sich hinter diesem Graugast tatsächlich Lysander verbirgt, der in Swanetien mit Mühe und Not die sieben Jahre überlebt hat, um das Gilgameschkraut von Christophers Grab zu ernten. Dann hätten wir es mit einem alten Mann zu tun, der wahrscheinlich sehr verzweifelt ist – er ist unsterblich, aber auf ewig im Körper eines Greises gefangen.«
    »Wieder jung zu werden dürfte sein größtes Ziel sein«, stimmte Gillian ihr zu. »Reichtum und Macht besitzt er zur Genüge. Nur seine Jugend hat er für immer verloren.«
    Aura nickte aufgeregt, als sich das Bild allmählich vervollständigte. »Sophia dürfte über allen Drohungen stehen, die er gegen sie ausstoßen kann. Töten kann er sie nicht, dann wäre ihr Geheimnis verloren. Und an ihrer Familie scheint ihr nicht genug zu liegen, als dass Lysander sie als Druckmittel einsetzen könnte.«
    Axelle lachte bitter. »Wir sind ihre Spielzeuge, ein Kuriosum, mit dem sie es hält wie mit einem Garten – mal pflegt sie ihn, dann wieder verliert sie die Lust und lässt ihn verwildern. Ich fürchte, meine Generation und die meiner Stiefeltern ist ihr ziemlich über den Kopf gewachsen. Sie kommt her, um sich über unsere Unzulänglichkeiten zu amüsieren und uns vorzuführen, aber im Grunde bedeuten wir ihr nichts. Erst recht seit Nestors Tod. Ich bin das letzte Kind, das sie von ihm empfangen hat, und ich glaube, genau dafür hasst sie mich. Wenn sie mich ansieht, dann sieht sie nur, was nie wieder sein wird.«
    Sylvettes Lippen zitterten. Sie war noch ein Mädchen gewesen, als Morgantus Lysander gezwungen hatte, sie zu vergewaltigen und ein Kind – Tess – mit ihr zu zeugen. Und dennoch hatte sie ihrem Vater verziehen und jahrelang an seiner Seite
gelebt. Selbst Aura hatte bei ihrer Begegnung in Swanetien den Eindruck gehabt, dass er seine Taten bereute.
    »Er hat geglaubt, über mich an Sophia ranzukommen«, sagte Aura leise. »Wenn sie mir vertraut, vielleicht etwas von Nestor in mir wiedererkennt ... Er hat gehofft, sie würde das Geheimnis mit mir teilen. Und ich bin so viel erpressbarer als sie, durch euch und Gian und Tess. Am Ende hätte ich es ihm verraten, wenn er einen von euch bedroht hätte. Ich bin anders als Sophia.« Sie senkte den Blick. »Schwächer.«
    Gillian nahm ihre Hand. »Du bist anders als Sophia«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Er hat dich von Tolleran quälen lassen, um mich nach Prag zu locken. Ich sollte glauben, dass es meine eigene Entscheidung wäre, aber in Wahrheit hat er jeden einzelnen Schritt geplant. Mein Besuch im Variete, die unvermeidliche Begegnung mit Sophia ... Und er hat uns gut genug einschätzen können, um vorauszusehen, dass sie mich mögen würde.«
    »Oh«, bemerkte Sylvette, »das ist wirklich ganz erstaunlich.«
    »Hey«, sagte Gillian ruhig.
    Aura rieb sich die Unterarme, so sehr fröstelte sie mit einem Mal. Womöglich musste sie akzeptieren, dass sie ihre Schwester verloren hatte. Und dass nicht Axelle Octavian der Grund dafür war.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Aber das ist es doch, oder?« Sie blickte Gillian an. »Sophias Geheimnis gegen Lysanders Gilgameschkraut. Wenn das der einzige Weg ist, um Gian zu retten, dann –«
    »Was ist mit Gian?«, fiel Sylvette ihr ins Wort.
    »Er stirbt.« Sie wusste selbst nicht, wie sie es schaffte, diese beiden Wörter über die Lippen zu bringen. »Jetzt gerade, in

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