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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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war niemand zu sehen. Wenn er der Passage bis zu ihrem zugemauerten Vordereingang folgte und durch einen Quergang in das Palais zurückkehrte, mochte es ihm gelingen, einige seiner Gegner zu umrunden. Mit etwas Glück konnte er ihnen in den Rücken fallen, ehe sie Alarm schlugen.
    Irgendwo vorne im Haus war Aura. Wie viel Zeit ihm noch blieb, wusste er nicht. Aber gnade Gott jedem, der ihm auf dem Weg zu ihr in die Quere kam.

KAPITEL 51
    Lysander empfing Aura in der Bibliothek des Palais. Sie fragte sich, ob er ihr damit das Gefühl geben wollte, hier träfen sich zwei Gleichgesinnte, denen es im Grunde doch nur um eines ging: die Anhäufung und Entschlüsselung alten Wissens. Die Wände voller Bücher verbreiteten eine Behaglichkeit, der sie sich selbst in dieser Lage nicht ganz verschließen konnte. Gerade deshalb musste sie wachsam bleiben.
    Es war kein Gespräch unter vier Augen, wie sie es gefordert hatte, aber damit hatte sie gerechnet. Bavor war nicht dabei, wohl aber Lysanders Leibwächter. Die beiden Männer hatten kurz geschorenes Haar, breite Gesichter und den Körperbau von Männern, die Jahre militärischen Drills hinter sich hatten; kein Vergleich zu den unbeholfenen Schwachköpfen, von denen Lysander die Octavians bewachen ließ.
    Als Sophia abgeführt worden war, hatten Aura und sie einander ein letztes Mal in die Augen gesehen. Die Fronten zwischen ihnen waren geklärt. Aura hatte sich bereits mit dem Meuchelmörder zusammengetan, der Sophias Geliebten getötet hatte; jetzt machte sie gemeinsame Sache mit seinem Auftraggeber.
    »Reden wir nicht um den heißen Brei herum«, sagte Lysander. »Was hast du mir anzubieten?«
    Aus der Nähe war sein Zustand bemitleidenswert. Schon damals war er ein alter Mann gewesen, aber Aura erinnerte sich, dass ihr seine wachen Augen aufgefallen waren. Jetzt waren sie rot geädert und milchig. Ein Geschwür hatte seinen linken Nasenflügel zerfressen, und er stank entsetzlich aus dem Mund; eine Magenkrankheit, vermutete sie. Die Erneuerung seiner Unsterblichkeit
mochte den Verfall aufgehalten haben, aber die Schäden der Jahre zuvor waren dadurch nicht wiedergutzumachen.
    Aura ersparte ihnen beiden jegliche Vorhaltungen und kam umgehend zur Sache. Sie berichtete ihm, was sie über Zuzanas Fund am Mittelmeer erfahren hatte; dass die Hesperide sowohl ihrer Retterin als auch Sophia die ewige Jugend geschenkt hatte; und dass Iduna auch heute noch eine Gefangene war, festgehalten in einem Körper, der nicht ihr eigener war.
    Erschöpft ließ Lysander sich in einen Sessel sinken. »Du kannst dir vorstellen, wie schwer es mir fällt, dir das zu glauben.« Seine Leibwächter rückten von beiden Seiten näher, als fürchteten sie, Aura könnte die Gelegenheit ausnutzen und sich auf ihn stürzen.
    Sie rührte sich nicht von der Stelle. »Mir ging es nicht anders. Iduna lebt, und wahrscheinlich besitzt sie noch immer die Macht, dir zu geben, wonach du suchst. Ich kann dir keine Garantie geben, dass es funktioniert, es ist eine Menge Mutmaßen und Hoffen und auch eine gute Portion Wünschen dabei. Aber wenn die alten Geschichten einen wahren Kern haben, dann müssen Wesen wie die Hesperide demjenigen gehorchen, der sie aus ihrem Gefängnis befreit.«
    »Komm schon, Aura«, sagte Lysander mit einem Seufzer. »Es ist kein Flaschengeist, nach dem ich suche.« Er beugte sich im Sessel vor und krallte die Hände um die Holzknäufe der Armlehnen. »Aber nehmen wir an, du sagst die Wahrheit und lieferst mir diese ... Kreatur aus. Und gehen wir um Himmels willen sogar mal davon aus, dass ich sie mir gefügig machen kann.« Sein Blick gewann an Schärfe, als er Aura fixierte. »Was willst du dafür von mir? Sylvettes Leben? Du weißt genau, dass ich ihr niemals etwas antun würde. Sie bleibt meine Tochter, egal, wie sehr sich die Dinge seit damals verändert haben. Und die Octavians? Ob sie leben oder sterben kann doch für dich kaum eine Rolle spielen. Sie sind Nestors zweite Familie – ja, ich weiß
Bescheid über diese Geschichte –, und ich kann nicht glauben, dass dein Herz allzu sehr an ihnen hängt.«
    »Ich bin nicht wie Nestor und du«, gab sie zurück. »Ich will, dass du sie laufen lässt. Sie alle.«
    »Alle bis auf eine – das ist dir klar, oder? Und du solltest mir dankbar sein. Sophia will meinen Tod und nun auch deinen.«
    Es hatte keinen Zweck, mit ihm zu handeln, darum nickte sie. »Aber da ist noch etwas. Das Wichtigste von allem.«
    »Das sind eine Menge

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