Die alte Villa (German Edition)
versuchte er mit letzter Kraft, die eingerostete Tür zu öffnen.
„Wir müssen wieder zurück!“ rief Torsten in Panik.
„Nein, das geht nicht“, sagte Rebecca den Tränen nahe. „Da liegt viel zu viel Geröll!“ Ein Knacken und leises Dröhnen drang von der Decke des Ganges zu ihnen herab.
Gleichzeitig drängte sich eine alle Hoffnungen zerschmetternde Gewissheit mit Macht in ihr Bewusstsein.
Es ist der Fluch!… wir hatten niemals auch nur den Hauch einer Chance gehabt..
Hart und unerbittlich verlangte das seit Jahrhunderten ungesühnte Verbrechen nach weiteren Opfern…
~
Ein wenig umständlich nahmen Elisabeth und Heinrich Stein auf der Rücksitzbank des Geländewagens Platz. Dann setzte Jeremy das großvolumige Auto in Bewegung und wollte zurück in die Buchenallee zu Tamara fahren, aber Maja hatte anscheinend plötzlich eine andere Idee:
„Bitte Jeremy, machen wir doch jetzt gleich noch einen Abstecher zu dem Freund von Rebecca. Vielleicht erfahren wir dort ja doch noch etwas.“
Herr Stein erklärte Jeremy den Weg zum Libellenweg und schon nach wenigen Minuten hielten sie vor einem nicht besonders ansehnlichen Mehrfamilienhaus.
Alle stiegen aus dem Auto und suchten anschließend die Leiste der Namensschilder ab, um den richtigen Klingelknopf zu finden. Eine schwache Lampe spendete Licht.
Inzwischen war es schon kurz vor Mitternacht und in dem Haus schien alles ruhig zu sein.
Beherzt drückte Heinrich Stein auf die Klingel neben dem Schild mit der Aufschrift ‚Klimm’.
Sie warteten eine Weile, doch öffnete niemand.
„Dann soll uns der Hausmeister die Tür öffnen“, sagte Maja und hatte schon auf die Klingel neben dem Schild mit der Aufschrift ‚Hausmeister’ gedrückt.
„Der wird bestimmt nicht begeistert sein, wenn wir ihn mitten in der Nacht rausklingeln“, sagte Elisabeth Stein unsicher, aber ihr Mann brummte nur ärgerlich: „Wenn er sich weigert, treten wir die Tür ein.“
Überraschend schnell ertönte ein Summton und Maja drückte rasch die Tür auf.
Im erleuchteten Flur öffnete sich eine Etagentür. Eine Frau mit Lockenwicklern erschien. Verschlafen blickte sie auf die nächtlichen Besucher.
Herr Stein ergriff sofort das Wort: „Entschuldigen Sie bitte vielmals, dass wir Sie mitten in der Nacht überfallen, aber es handelt sich um einen Notfall. Wir suchen meine Tochter, die wir bei einem ihrer Mieter vermuten. Womöglich hält er sie sogar gegen ihren Willen fest.“
Im Nu war der verschlafene Ausdruck im Gesicht der Hausmeisterfrau wie weggeblasen.
Sie drehte sich um und rief laut nach ihrem Mann. „Hans, komm schnell. Es ist jemand gekidnappt worden. Hier im Haus. Und bring die Zweitschlüssel mit.“
Mit wichtiger Mine wandte sie sich wieder an die kleine Besuchergruppe. „Um welchen Mieter handelt es sich denn?“, fragte sie und in ihren Augen brannte es vor Neugier.
„Klimm...“, sagte Herr Stein. „...der wohnt doch bei Ihnen, oder nicht?“
Die Hausmeisterfrau machte ein überraschtes Gesicht. „Der Herr Klimm? Das kann doch nicht sein! Also der... nee, das sieht man dem gar nicht an. Aber... na ja, so ganz geheuer war der mir eigentlich noch nie.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist schon verdächtig, wenn einer immer so freundlich grüßt. Da hat der die ganze Zeit nur darauf gelauert, dass er mal eine Frau alleine auf dem Flur trifft... nee, nee...“
Ihr Entsetzen schien allzu gespielt. Man meinte sogar ein gewisses Bedauern in ihrer Stimme mitschwingen zu hören, als sie hinzufügte: „So ein attraktiver Mann, nee, nee, wie man sich täuschen kann..“
In dem Moment erschien ihr Mann an der Tür. Er sah einer Bulldogge erschreckend ähnlich und blickte die nächtlichen Störenfriede alles andere als freundlich an.
„Na, dann kommen sie mal. Hab’ schon gehört, der Herr Klimm. Da sind sie aber auf dem Holzweg, das sage ich ihnen gleich. Der tut so etwas nicht. Wir haben hier nur anständige Mieter.“
Er stapfte missgelaunt und mit schweren Schritten die Treppe hoch und alle im Flur Versammelten, einschließlich seiner Ehefrau, folgten ihm.
Im ersten Stock stand bereits eine Tür offen und ein älterer Herr stand dort im Schlafanzug auf der Fußmatte vor seiner Wohnungstür.
„Was ist denn passiert?“, fragte er mit zittriger Stimme.
„Nichts besonderes, Herr Schaldach. Gehen Sie wieder ins Bett“, riet ihm der Hausmeister. Herr Schaldach blieb aber weiterhin auf der Fußmatte stehen, so als
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