Die Amazonen von Darkover
da ich dir helfen kann, mein Mädchen. Bis dann wünsche ich dir Gutes.«
Magda sprach automatisch die üblichen Dankesworte, und dann ging Lady Rohana mit ihrer Begleitung.
»Nun, was meinst du?« fragte Montray.
»Die arme Frau ängstigt sich um ihren Sohn fast zu Tode.«
»Fast so wie du dich um Peter Haldane, oder?«
»Noch viel mehr. Peter ist ein erwachsener Mann und steht auf eigenen Füßen. Warum sollte ich ...«
»Verdammt noch mal, warum soll ich das wissen? Es ist aber Tatsache, und ihr Sohn ist wohl auch ein erwachsener Mann. Auf dieser verdammten Welt betrachtet man Duelle bei den Feudalen als beliebten Heimsport. Ich meine, da liegt die Ursache für jede Sorge, wenn ein Mann nicht nach Hause kommt.«
»Feudal ist kaum die richtige Beschreibung ...«
»Schon recht, Magda. Für die feinen Nuancen bist du zuständig, nicht ich, und ich will es auch nicht sein. Du kannst jederzeit meinen Job haben, wenn ich endlich eine Versetzung von diesem verdammten Planeten bekomme – falls eine Frau ihn annehmen dürfte. Elender Quatsch, daß das nicht geht. Die Sache ist die: ich habe das meiste von dem verstanden, was du mit der Dame gesprochen hast, und es sieht ganz so aus, als wäre das ein sehr nützlicher Kontakt. Für eine Frau ist es hier nicht leicht, aber wenn du jemanden ganz von der Spitze, von den Comyn hast ...«
Über diesen Punkt wollte sie aber im Moment nicht sprechen; deshalb erinnerte sie Montray ein wenig spitz, daß sie ja in ihrer Freizeit gekommen sei. Er riet ihr, sie solle um Überstundenbezahlung eingeben, und entließ sie.
Aber in ihrer eigenen Wohnung dachte Magda über all das nach, was er gesagt hatte. Erst hatte Rohana sehr formell gesprochen, dann hatte sie den Ausdruck »mein Kind« gebraucht, wie man etwa einen Untergebenen anredete, aber schließlich hatte sie »mein Mädchen« gesagt, und so sprach man nur mit den Angehörigen der eigenen Kaste. War das nur eine zufällige Freundlichkeit gewesen?
Magda ging zum Fenster und schaute durch das schalldichte Glas hinaus in den nächtlichen Schneesturm. Wo mochte Peter jetzt sein? Wenn es wirklich so etwas wie Telepathie gibt, sagte sie sich, müßte ich doch jetzt in der Lage sein, ihn irgendwie zu erreichen. Verdammt noch mal, Peter, komm endlich heim. Ich mache mir Sorgen um dich ...
Magda wußte, daß sie eine gute Angehörige des Geheimdiensts war und daß man Peter für talentiert hielt. Auf einem Planeten wie Darkover, wo viele Tabus das persönliche Verhalten regelten und einengten, konnte eine Frau nicht viel erreichen. Aber Darkover war nun einmal ihre Heimat.
Einmal, es war vor dem Ende der kurzen Ehe, hatte Peter ihr vorgehalten, sie sei nur eifersüchtig auf ihn, weil er mehr Möglichkeiten auf Darkover habe als sie; das war auch richtig, und sie gab es vor sich freimütig zu.
Und da konzentrierte sich Magda auf den Gedanken: Peter, komm nach Hause, ich mache mir Sorgen um dich. Sie hatte solche Übungen im Neuen Rhine-Rakakowski-Institut auf Terra gemacht, und sie waren ihr mitunter gelungen.
Diesmal erhielt sie keine Antwort, hatte kein Gefühl des Kontakts. Da gab sie es auf und ging zu Bett.
Nachts träumte sie von Peter Haldane.
7.
Die Kälte wurde allmählich barbarisch, doch sie machte Magda, die in den Bergen geboren war, nicht übermäßig viel aus, wenn sie die passende Kleidung trug. Die meisten Terraner vergruben sich in ihren Quartieren, und die Mannschaften der Sternenschiffe besuchten kaum je einmal die Altstadt.
Magda, der die offizielle Mißbilligung egal war, trug die warmen, weiten Darkovanerröcke meistens auch im Hauptquartier. Wenn sie nach einem Tag harter Arbeit nach Hause kam, erschien es ihr unvernünftig, nun die leichte Terranerkleidung anzuziehen, und so ging sie auch zur Personalabteilung, wo ihre Beobachtungen registriert wurden. Montrays hübsche Assistentin trug dicke Pullover und musterte Magda voll Neid. »Am liebsten würde ich mich in deine Abteilung versetzen lassen, um mich auch klimagerecht anziehen zu können«, sagte sie zu Magda. »Ich verstehe nicht, wie du dich darin bewegen kannst, aber diese Röcke sehen richtig warm aus.«
Magda lachte sie an. »Übliche Frage«, sagte sie nur.
»Übliche Antwort, fürchte ich«, erwiderte Bethany nüchtern. »Kein Wort von Peter. Offiziell wird er als vermißt gemeldet. Bezahlung ruht bis zur Wiederaufnahme persönlichen Kontakts und so weiter, wie du ja selbst weißt.«
Magda zuckte zusammen, denn das hieß
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