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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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umschrieben: vermutlich tot.
    »Aber es ist ja noch nichts endgültig«, versuchte Bethany ihr Trost zuzusprechen. »In diesem Wetter kann er nicht reisen. Vielleicht hat er irgendwo freundliche Leute und einen guten Unterschlupf gefunden.«
    »Es ist ja noch gar nicht richtiger Winter, und selbst im Hellers sind die Pässe noch nicht geschlossen. Bis dahin sind es noch fast vier Monate.«
    »Du machst wohl Witze! Nun ja, du müßtest es ja wissen. Im Sommer hast du ja einen beneidenswerten Job – sich nur unter die Leute zu mischen und ihrem Geklatsche zuzuhören. In diesem Wetter ... Ich hätte den Planeten lieber ›Winter‹ genannt.«
    »Den gibt es schon anderswo. Lies mal die Berichte nach. Übrigens, ich möchte meinen abgeben ... Aber so einfach ist mein Job denn doch nicht. Es genügt nicht, wenn ich dem Klatsch lausche, ich muß feststellen, was die Frauen als letzte Mode tragen, wie sich die sprachlichen Feinheiten verändern und dergleichen. Du weißt ja selbst, daß du heute die Ausdrücke, die du mit sieben Jahren gebrauchtest, kaum mehr kennst. Meistens nehmen die Kinder die Sprachgewohnheiten ihrer Eltern an, um sie später den Spielgefährten anzupassen, dann den Studienkollegen und schließlich einem Partner. Da kein Geheimagent eine Sprache so sprechen kann, wie sie in den Büchern gelehrt wird, muß ich ständig Übung haben und auf dem laufenden bleiben. Montray kommt mit seinen mangelhaften Kenntnissen deshalb durch, weil er als Terraner mit den Leuten spricht, die es als Kompliment ansehen, daß er sich ihrer Sprache überhaupt bedient. Spräche er die Sprache der Einheimischen zu perfekt, würde es bei den Darkovanern zu Mißtrauen führen, denn die müssen ja besser sprechen als er. Ein Agent, der unter Darkovanern arbeitet, darf selbst im Dialekt keinen Fehler machen.
    Es gibt da zum Beispiel ein Wort, das ›Unterhalterin‹ oder ›Sängerin‹, besser: ›singende Frau‹ bedeutet. Das ist Standard. Nennst du aber eine Balladensängerin oder eine Sopransolistin bei einem der Orchester in Thendara so, dann hast du, falls du ein Mann bist, am nächsten Tag eine Duellforderung ihres Vaters oder Bruders zu erwarten. Eine Frau, die einen solchen Ausdruck benützt, ist vulgär und schlecht erzogen.
    Lange Zeit, über Jahrzehnte sogar, war dieses Wort nämlich der Ersatz für ›Prostituierte‹. Keine anständige Frau auf Darkover würde ihren Mund mit dem zutreffenden Wort grezalis beschmutzen, denn es heißt, genau übersetzt, ›Hure‹. Vergiß nicht, wenn du in Thendara ein Konzert besuchst, dann ist der Konzertsopran eine ›lyrische Künstlerin‹.«
    Bethany schüttelte sich vor komischem Entsetzen. »Das ist ja fürchterlich! Ich hatte keine Ahnung, daß die Arbeit eines Übersetzers so kompliziert ist.«
    »Siehst du. Meine Haupttätigkeit ist ja die, daß ich offizielle Reden auf solche Feinheiten hin durchsehe, damit auch nur die Andeutung einer Beleidigung vermieden wird.
    ›Freund‹ und ›Bruder‹ sind auch sehr empfindliche Ausdrücke. Hier kommt es sogar auf die Betonung an, und sie ist unrichtig, kann es zu unglaublichen Schwierigkeiten kommen. Man muß also nicht nur die heiklen Ausdrücke in all ihren Bedeutungen genau kennen, sondern auch wissen, wie sie richtig betont werden. ›Bruder‹ kann freundschaftliche oder verwandtschaftliche Verbundenheit bedeuten, in anderer Betonung aber Homosexualität – oder deinen Liebhaber. Verstehst du nun, weshalb dieser Ausdruck in offiziellen Reden absolut verboten ist?«
    »Du lieber Gott, ist das schwierig!« Bethany kicherte. »Jetzt begreife ich, weshalb sich Montray einen Geistschreiber hält.« Es war ein ständiger Witz im Hauptquartier, daß Montray die Sprache sehr schlecht beherrschte. »Du weißt also alles über Darkover, Magda?« fragte sie.
    Magda schüttelte den Kopf. »Nein, gewiß nicht. Das kann kein Terraner, vor allem keine Terranerfrau.
    Anders wäre es gewesen, wenn das Hauptquartier in Caer Donn geblieben wäre. Dort waren die Terraner und Darkovaner Gleiche unter Gleichen, und dort brauchte man keine Geheimagenten. Hier sind sie nötig. Die Comyn verweigern die Zusammenarbeit, obwohl sie uns Land für den Raumhafen verpachtet haben. Wir dürfen Einheimische zur Arbeit einstellen, wir konnten sogar die Handelsstadt bauen, aber darüber hinaus ...
    Peter, Cargill und ich hatten eine unglaubliche Chance, als wir mit Darkovanerkindern aufwuchsen, so daß wir die Sprache von Grund auf lernten. Ich bin die

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