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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einzige Frau hier, die man für eine Darkovanerin hält.«
    »Warum blieb das Hauptquartier dann nicht in Caer Donn?«
    »Wenn du glaubst, hier sei es kalt, dann müßtest du einen Winter dort verbringen. Von der Mittwinternacht bis zum Frühjahrstau kommt alles zum Stillstand. Damit verglichen, ist das Klima in Thendara gemäßigt. Straßen und Transportmöglichkeiten waren ein Problem, weil es dort ganz einfach zu wenig Platz gibt. Man hätte einen Berg oder auch zwei völlig einebnen müssen, und dazu hätte der Ökologenrat von Terra keine Genehmigung erteilt.
    Dann die Einflußfrage. Die Aldarans in Caer Donn regieren über riesige Ländereien, über Berge, Wälder, Täler, Dörfer und etliche tausend Menschen. In den Domänen gibt es fünf ziemlich große Städte und ein gutes Dutzend kleinere, und Thendara hat fünfzigtausend Einwohner. Für das Imperium gab es also gar keine Wahl, und deshalb braucht man hier Geheimagenten. Trotzdem wissen wir erst einen Bruchteil dessen, was wir wissen sollten. Die Comyn verbieten keinem die Arbeit bei uns, aber die Leute hier tun nichts, was die Comyn nicht ausdrücklich billigen. Deshalb ist hier unsere Arbeit auch so schwierig. Besonders ich als Frau kann vieles nicht tun, was ein männlicher Agent tun kann. Man muß sich auch zum Beispiel über schmutzige Witze auf dem laufenden halten, darf sie als Frau aber nicht offiziell anhören und schon gar nicht kennen oder weitergeben.
    Sehr viele Kulturen haben für Frauen eine andere Sprache als für Männer; auf Darkover ist das nicht so, wenn auch gewisse Worte und Ausdrücke, auch Betonungen, nur von Frauen benützt werden. Aber, paß mal auf. Es ist ungeheuer interessant, darüber zu reden, doch ich muß jetzt endlich meine Arbeit tun, hörst du?«
    Doch ein paar Minuten später wurde sie von Bethany unterbrochen. »Magda, ich habe eben einen Anruf von Montray bekommen. Soll ich ihm sagen, daß du hier bist?«
    »Offiziell bin ich noch im Dienst«, antwortete sie.
    Als Montray auf dem Schirm Magdas Darkovanerkleidung sah, runzelte er mißbilligend die Brauen. »Ein Bote brachte mir eben eine Nachricht aus dem Schloß der Comyn«, sagte er. »Ein gewisser Lorill Hastur, einer von ganz oben, hat nach mir geschickt und dringend darum gebeten, daß du als Übersetzerin mitkommst. Ich nehme an, deine hohe Freundin, die Dame Ardais, ist von deiner blendenden Kenntnis ihrer Sprache angetan. Dafür stellt sich mir nun ein Problem. Ich weiß, daß es nicht dem Protokoll entspricht und es sich auch nicht gehört, eine Frau als offizielle Dolmetscherin zu den Darkovanern mitzunehmen, aber man überhört auch eine dringende Bitte der Comyn nicht, wie ich weiß. Wer sind denn übrigens diese Hasturs?«
    Wie konnte Montray auf Darkover leben, ohne das zu wissen? Sie erklärte ihm also: »Die Hasturs sind die prominenteste der Comyn-Familien, und Lorill Hastur ist die wirkliche Macht hinter dem Thron. Der Prinz, Aran Elhalyn, wird im Volksmund als der bezeichnet, ›der mit seiner königlichen Kehrseite den Thron warmhält, weil das sein wichtigster Körperteil ist‹. In den letzten beiden Jahrhunderten waren die meisten Hasturs wichtige Staatsmänner, und sie saßen auch auf dem Thron, bis sie der Meinung waren, diese ›Tätigkeit‹ lasse sich mit der tatsächlichen Ausübung einer Regierung nicht recht vereinbaren. So gaben sie den Thron an die Elhalyns ab. Lorill Hastur ist der Ratsvorsitzende, und das entspricht etwa dem Rang eines Premierministers plus dem eines Richters vom Obersten Gerichtshof.«
    »Ah, ich verstehe. Man darf ihn also auf keinen Fall kränken ... Aber, Lorne, du kannst in diesem Aufzug nicht als offizielle Dolmetscherin gehen.«
    »Das wird sie viel weniger beleidigen als das Zeug, das ich normalerweise hier trage. Weißt du, daß die normale Kleidung einer Terranerin selbst für eine Prostituierte Darkovers als schamlos gälte?«
    »Nein, das wußte ich nicht. Dann werde ich mich wohl besser nach dir richten, denn du bist ja schließlich Expertin in Modefragen auf Darkover.«
    Als sie am Posten vorbei durch das große Tor gingen, bemerkte Montray: »Verstehst du jetzt, worauf ich mich da eingelassen habe? Er glaubt, ich hätte mir eine einheimische Freundin zugelegt.«
    Magda sagte dazu nur, daß die Posten sie ja kannten und wußten, daß sie niemals in terranischer Kleidung in die Altstadt gehe. Es war eher umgekehrt: Die Terraner waren in der Altstadt nicht gerade beliebt, und wenn eine respektable

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