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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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rote Sonne, die von den Terranern die »Blutige Sonne« genannt wurde, erschien hinter den Gipfeln und goß rotgoldenes Licht über die hohen Schneefelder. Es war aufregend, ein solches Farbenspiel in dieser Einsamkeit zu erleben.
    Danach herrschte Stille und Einsamkeit, und sie hatte viel Zeit zum Nachdenken. Warum tue ich das? fragte sie sich immer wieder. Liebe ich denn diesen Kerl noch immer? Ich kann doch diesen Mann, der, wenn auch nur für kurze Zeit, mein Bett geteilt hat, nicht einfach im Stich lassen! Dafür haben wir als die Spielgefährten von Darkovanerkindern viel zu sehr von ihren Moralbegriffen in uns aufgenommen. Für Terra war Peter ein Angestellter, der sich ersetzen ließ; das ist für mich eine abgrundtiefe Gemeinheit ...
    Allmählich spürte sie die Höhe. Der Druck auf die Ohren nahm zu, und sie war froh, als sie den Paß überschritten hatte und das nächste Dorf im Tal erreichte, wo sie sich in einer Essensbude heiße Suppe und Pfannkuchen kaufte. Es war das erste frisch gekochte Essen, seit sie Thendara verlassen hatte.
    Einige Kinder umdrängten sie, und sie waren neugierig wie junge Katzen. Als sie ihnen erzählte, daß sie aus Thendara komme, machten sie so verwunderte Augen, als sei diese Stadt das Ende der Welt. Was sie denn in diese Gegend führte, wollten sie wissen, und sie antwortete lächelnd, das sei das Geheimnis ihrer Herrin, der Lady Rohana.
    Das hatte ihr Rohana ausdrücklich erlaubt, denn ihr Name galt etwas bei den Leuten in den Vorbergen des Hellers, von denen viele ihr und ihrem Mann Gabriel dienten. Und wenn man sie nach ihrem Gildehaus und dem Namen der Frau frage, die ihren Amazoneneid abgenommen habe, solle sie sagen, das sei Kindra n'ha Mhari. Sie sei zwar seit drei Jahren tot, war aber ihre Freundin und hätte nichts dagegen, wenn man ihren Namen so verwende. »Wenn die Götter dir aber freundlich gesinnt sind, kommst du hin und zurück, ohne daß dich jemand danach fragt«, hatte sie hinzugefügt.
    Als sie ihre Tiere gefüttert und getränkt hatte, sah sie zwei Männer auf den Marktplatz reiten. Ihrer Kleidung nach stammten sie aus dem Hellers; sie waren bärtig und hatten Messer im Gürtel stecken. Ihr Blick auf ihre Satteltaschen verhieß nichts Gutes. Eiligst kletterte sie also auf ihr Pferd und ritt zum Dorf hinaus in der Hoffnung, die beiden möchten sich möglichst lange dort aufhalten.
    Lange führte die Spur aufwärts durch tiefe Wälder. Eis und Schnee schmolzen in der Mittagssonne, und der Pfad war stellenweise recht rutschig. Als das Sträßchen sehr steil wurde, stieg sie ab und führte ihr Pferd am Zügel. Wo die Bäume in großer Höhe ziemlich dünn standen, schaute sie nach unten und sah, daß ihr die beiden Männer, die sie im Dorf gesehen hatte, folgten. Einer schaute nach oben, sah Magda stehen, die sich vom verschneiten Hintergrund abhob und redete auf den anderen ein.
    Da bekam Magda Angst und ritt schnell aus der Sichtweite dieser Männer. Ich bin bewaffnet und kann kämpfen, redete sie sich selbst zu, aber sie wußte, wenn es zum Kampf kommen sollte, mußte sie den Platz wählen. Auf der Paßhöhe wäre es besser als am Hang, überlegte sie, aber besser wäre es natürlich, ein Kampf wäre gar nicht nötig.
    Sie tat es unbewußt, daß sie ihr Pferd bergab antrieb; das hätte sie sonst nie getan, denn gerade hügelabwärts mußte sich das Pferd seine eigene Gangart wählen können. Aber sie hatte das dringende Gefühl: versteck dich, laufe, so schnell du kannst, verschwinde aus dem Blickfeld dieser Männer. Die Frau, die sie aus einer fernen Welt trainiert hatte, prägte ihr damals ein: jeder gute Geheimagent ist parapsychisch veranlagt, sonst lebt er nicht lange.
    Davonlaufen konnte sie den beiden nicht, da sie zuviel Gepäck hatte. Im frisch gefallenen Schnee sähe man ihre Spuren nur allzu deutlich. Im Matsch verschwanden sie jedoch völlig. Deshalb bog sie vom Sträßchen ab, ritt ein Stück durch den lichten Wald und verwischte ihre Spuren dort, wo sie über den Kamm geritten war. Dann zog sie sich mit den Tieren in ein dichtes Gebüsch zurück und wartete. Zwischen Bäumen und Büschen konnte sie das Sträßchen beobachten.
    Fast eine Stunde später kamen die beiden Reiter den Hügel herab und jagten ihre Pferde mehr als gut war. Keiner schaute aber in ihre Richtung. Als sie außer Sichtweite waren, kroch sie vorsichtig aus ihrem Versteck. Ihre Knie waren weich, und ihre Hände fühlten sich feucht an.
    Sie wußte zwar, daß sie sich

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