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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und das Packtier, ein geweihtragendes Tier aus den Bergen von Kilghard, das für das rauhe Bergklima besser geeignet war als Pferde, schnaubten in ihrem Unterstand und stampften mit den Hufen. Sie wußte nicht, wie spät es war, denn es war noch zu dunkel, um dies festzustellen.
    An ihr Chronometer dachte sie nicht. Terraner, die auf irgendeinem Planeten Geheimaufträge auszuführen hatten, waren darin geschult, in ihrer Ausrüstung und in ihrem Gepäck nichts mitzuführen, das nicht auf der betreffenden Welt selbst hergestellt war; wenn sie also die Handelsstadt verließ, mußte sie Magdalen Lorne, die Linguistin, zurücklassen, denn auch ihren Namen durfte sie nicht gebrauchen. Magdalen – diesen Namen gab es auf Darkover nicht und konnte von den Eingeborenen auch nicht gut ausgesprochen werden. Die Spielgefährten in Caer Donn hatten sie daher Margali genannt.
    Sie drehte sich in ihrem Schlafsack um und griff automatisch an ihr kurzgeschnittenes Haar. »Ich reiste auch einmal mit einem Trupp Freier Amazonen«, hatte ihr Lady Rohana dazu erzählt, »und ich mußte mir auch das Haar kurz schneiden. Ich weinte, und die Amazonen lachten mich aus. Es war schlimm für mich, denn ich wußte, wie zornig mein Mann darüber sein würde. Und er war auch schrecklich wütend. Doch was sollte er tun? Es war schon geschehen, und sein Zorn hielt fast ein Jahr an, bis es wieder lang genug war.«
    Als der Schneeregen nachließ, kroch Magda aus ihrem Schlafsack. Sie hatte kein Feuer und fror; deshalb schlüpfte sie schnell in die weiten Amazonenhosen, die hochgeschlossene Untertunika aus besticktem Leinen und die pelzgefütterte Übertunika. Darüber kam dann noch ihr Reitmantel. Rohana hatte ihr sogar hohe Stiefel besorgen lassen.
    Magda fütterte ihre Tiere mit dem Futter aus einem nahen Schuppen und warf die Münzen in den dafür bezeichneten Behälter. Mit dem kleinen Hammer an ihrem Sattel zerbrach sie das Eis des Wassertrogs, damit die Tiere trinken konnten. Für sich selbst machte sie ein kleines Feuer, kochte Wasser und rührte vorgekochten Porridge hinein, der mit Nüssen angereichert und mit getrockneten Früchten schmackhafter gemacht wurde.
    Das Lösegeld war sicher in ihren Satteltaschen verstaut. In terranisches Geld umgerechnet, hatten die kleinen Kupferbarren nur den Wert einiger Monatsgehälter für einen guten Agenten, und wahrscheinlich würde man Peter diesen Betrag nicht einmal von seinem Spesenbetrag für »Zwischenfälle« abziehen.
    Am Pfosten vor ihrer Unterkunft fand sie genaue Angaben für die nächsten drei Übernachtungsmöglichkeiten auf ihrem Weg. Die eine war für eine schwer beladene Karawane bestimmt, die zweite für einen Trupp Reisender, die sich nicht allzu sehr anstrengen wollten und wenig Ausrüstung mit sich führen, und die dritte lag in einer Entfernung, die ein einzelner Reiter nach einem harten Tagesritt erreichen konnte. Bis dorthin wollte sie kommen.
    Sie wurde von einem unangenehmen Gefühl beherrscht, das sie sich erst nicht recht erklären konnte, doch dann fiel ihr ein, daß die wenigsten Frauen auf Darkover lesen konnten. Nicht einmal alle Männer beherrschten die Kunst des Lesens und Schreibens, und ihre Spielgefährten in Caer Donn hatten sie sehr darum beneidet und noch mehr bewundert, als sie entdeckten, daß Margali von ihrem eigenen Vater Lesen und Schreiben gelernt hatte.
    Sie rief ihrem Pferd, nahm das Packtier am langen Zügel und ritt weiter. Rohana hatte sie gewarnt: »Ich kenne nicht alle Sitten der Freien Amazonen, aber an deiner Stelle würde ich es tunlichst vermeiden, mit richtigen Amazonen zusammenzutreffen. In den Bergen wissen die wenigsten Leute etwas von ihnen. Wenn du vorsichtig bist, werden dich diese Leute nicht anzweifeln.«
    Sieben Tage lang war alles glattgegangen, obwohl sie einmal die Unterkunft mit zwei Männern, Händlern von fernen Bergen, zu teilen hatte. Gesetz und Sitte schrieben vor, daß diese Unterkünfte sogar in Kriegszeiten von den Grenzpatrouillen mit Wasser und Lebensmitteln versorgt wurden und daß alle ankommenden Reisenden sich diese Unterkunft teilen mußten, da Reisende sonst in den kalten Nächten leicht erfrieren konnten. Sogar Blutfehden ruhten dort. Die Männer hatten kurz ihr Haar und ihre Amazonenkleidung gemustert, ein paar freundliche Worte gesagt und sie sonst völlig übersehen.
    Um diese Zeit waren wenig Reisende unterwegs, und sie war keinem mehr begegnet. Als sie weiterritt, verdünnten sich die Wolken, und die große,

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