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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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müßten; also konnte sie auch diesen Schneesturm ertragen.
    Endlich fiel das Licht ihrer Sattellaterne auf den Pfeil, der den Weg zu einer Unterkunftshütte wies. Ihr Packtier warf den Kopf zurück und wieherte. Der Weg zur Hütte war zertrampelt und hart gefroren. Dann sah sie vor sich zwei Gebäude; es war also eine große Hütte, wenn sie getrennte Unterkünfte für Mensch und Tier hatte. Doch dann fluchte sie leise in sich hinein, weil sie das Licht sah, das durch den Türspalt schimmerte. Es war also schon jemand da.
    Aber sie konnte nicht weiterreiten; die nächste Unterkunft war etwa einen halben Tagesritt entfernt. Sie fror und war durchnäßt, und ihre Augen schmerzten. Nur ein paar Minuten der Ruhe ...
    Pferd und Packtier hatten, während die zögerte, ihre eigenen Entschlüsse gefaßt und stapften weiter zur dunklen Scheune, aus der es verlockend nach Hafer und Heu duftete. Also sattelte sie das Pferd ab und nahm dem Packtier die Lasten ab. Einige Pferde und Packtiere mahlten schon ihr Futter. Magda hätte es nicht über sich gebracht, ihre Tiere jetzt noch einmal in den Sturm hinauszujagen. Sie setzte sich und zog die hohen Stiefel aus. Unter den nassen Strümpfen kamen weiße Flecken zum Vorschein. Sie kannte diese Gefahrenzeichen. Jetzt brauchte sie Wärme und trockenes Zeug, um ihre Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
    Sie mußte sich also auf die geheiligte Neutralität der Unterkunftshütten verlassen und auf ihre Amazonenkleidung. Sie nahm ihre Satteltaschen und ging zum Hauptgebäude. Fast automatisch zog sie ihren Mantel enger um ihren Hals, doch dann fiel ihr ein, daß ihre Amazonenkleidung und das kurze Haar wohl ihr bester Schutz war. Normale Frauenkleidung wäre unter diesen Bedingungen sowieso undenkbar gewesen.
    Es waren zwei Reisegruppen da, eine an jedem Ende des langen Raumes, beide um eine Feuerstelle gruppiert. Die Männer in Türnähe waren groß, grob und wild aussehend. Die Sitte befahl, daß Magda die Anwesenden begrüßte; sie sprach die rituellen Worte und wurde ebenso begrüßt. Der Mann mit dem rötlichen Schnurrbart, der sie sagte, musterte sie mit einem Blick, der ihr vor Entsetzen die Nackenhaare aufstellte.
    Am anderen Feuer saßen fünf oder sechs Gestalten – Freie Amazonen. Während Magda sprach, kam eine große, hagere Frau auf sie zu. »Sei willkommen, Schwester«, sagte sie freundlich und mit tiefer, heiserer Stimme. »Komm zu uns ans Feuer. Ich bin Camilla n'ha Kyria, und wir reisen in einem Auftrag nach Nevarsin. Komm, leg deine Sachen ab.« Sie nahm ihr die Satteltaschen ab und führte sie zum Feuer. »Armes Kind, du bist ja halb erfroren. Zieh das nasse Zeug aus, und wenn du nichts Trockenes hast, kannst du von uns etwas bekommen.«
    Sie hatten, um ein wenig unter sich zu sein, Decken gespannt, und beim Licht der Laterne, die dort hing, konnte sie die einzelnen Frauen genauer sehen. Camilla war groß und hager, und ihr kurzes Haar war grau. Sie war nicht mehr jung, und Magda wußte sofort, daß dies eine neutralisierte Frau war.
    Magda zog hinter den Decken ihr nasses Zeug aus und schlüpfte in trockene Sachen. Hoffentlich hatte ihr Lady Rohana bezüglich ihrer Kleidung richtig geraten ...
    Eine junge, schlanke Frau mit kurzen Haaren, die wie frisch poliertes Kupfer schimmerten, lugte um die Deckenkante. »Ich bin Jaelle n'ha Melora, gewählte Führerin dieses Trupps. Sind deine Füße gefroren?«
    »Nein, ich denke nicht«, antwortete Magda, zog Strümpfe an und hängte ihre nassen Sachen auf. Über dem Feuer wurden kleine Vögel gebraten, und eine Suppe kochte im Kessel. Sie duftete so verlockend, daß Magda das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Dürfen wir nach deinem Namen und deinem Gildehaus fragen, Schwester?« wandte sich Jaelle an sie.
    Magda sagte, sie komme aus dem Gildehaus Temora, denn sie hoffte, das sei unverdächtig, weil es so abgelegen war.
    »Deine Kleider sind aber aus Thendara«, stellte Jaelle fest.
    »Ja, das sind sie«, gab Magda zu. »An den Küsten gibt es keine so warmen Kleider. Meine Patronin gab sich Mühe, mich mit den besten Kleidern für diese Reise auszurüsten.«
    »Willst du mit uns essen?« fragte sie.
    Sie brachte es nicht über sich, diese Einladung abzulehnen, wie es sich unter anderen Umständen gehört hätte. »Gerne«, antwortete sie, »wenn ich meinen Anteil bezahlen darf.«
    »Das ist nicht nötig, wird aber gerne angenommen«, erwiderte Jaelle, wie es Sitte war. Magda teilte vor allem einige ihrer Süßigkeiten

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