Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)
Bombe zu bohren.
Also, es sei so, sagte Celestine, dass sie im Gespräch mit der Bullerei vielleicht ein bisschen laut geworden war, obwohl im Grunde ja die damit angefangen hätten, die hatten sich nämlich mit »Hier ist die Polizei« gemeldet, als sie anrief, und das in einem ganz schön provozierenden Tonfall.
Nombeko bat Celestine, zur Sache zu kommen.
Zur Sache, ja. Die Sache war die: Wenn die Gruppe jetzt die Drohung wahr machte, die Celestine ausgesprochen hatte, würden die Schweine da draußen ganz schön aus dem Konzept kommen. Garantiert. Und zwar nicht zu knapp. Es wäre natürlich … wie nennt man so was noch mal? … unethisch, aber der Töpfer hatte sicher keine Einwände.
Die junge Zornige unterbreitete ihnen ihre Idee. Was hielten die anderen davon?
»Noch vier Minuten«, sagte Nombeko. »Holger, du nimmst die Beine. Und du den Kopf, Holger. Ich helfe in der Mitte.«
Gerade als Nummer eins und zwei jeweils ein Ende der fünfundneunzig Kilo des ehemaligen Töpfers ergriffen hatten, klingelte das Handy, das Holger 1 vom Hubschrauberunternehmen bekommen hatte. Es war sein Chef, der ihm die traurige Mitteilung machte, dass einer der Helikopter entwendet worden war. Typisch – natürlich genau nachdem Holger heimgefahren war, um seine Verletzungen auszukurieren, sonst hätte er den Diebstahl ja verhindern können. Ob er wohl die polizeiliche Anzeige und den Schriftverkehr mit den Versicherungen regeln könnte? Nein? Ach, einem Bekannten beim Umzug …? Okay, aber nicht so schwer heben, gell?
* * * *
Der Kommandant der Eingreiftruppe hatte beschlossen, mit Schweißgeräten einen neuen Eingang in die südliche Blechwand des Lagers schneiden zu lassen. Die Drohung war so dramatisch gewesen, und man konnte unmöglich sagen, wer da drinnen sein Unwesen trieb. Am leichtesten wäre man natürlich hineingekommen, wenn man mithilfe eines Traktors den Lkw abgeschleppt hätte. Doch das Auto konnte ja irgendwie mit Bombenzündern verkabelt sein, wie übrigens auch sämtliche Fenster des Hauses. Daher auch der Entschluss, durch die Wand zu gehen.
»Machen Sie das Aggregat an, Björkman«, befahl der Kommandant.
In diesem Augenblick erschien ein Mensch hinter der Gardine eines der kaputten Fenster im Dachgeschoss. Er war kaum zu sehen, aber man hörte seine Stimme.
»Ihr kriegt uns niemals! Wenn ihr mit Gewalt reinkommt, springen wir hier einer nach dem anderen aus dem Fenster! Habt ihr gehört?«, rief Holger 2 und bemühte sich, einen möglichst wilden und verzweifelten Ton in seine Stimme zu legen.
Der Kommandant hielt Björkman zurück. Wer schrie da oben rum? Und was wollte er?
»Wer seid ihr? Was wollt ihr?«, fragte er durch sein Megafon.
»Ihr kriegt uns niemals!«, rief die Stimme hinter der Gardine noch einmal.
Und dann sah man, wie der Mann sich über den Rand schob, es sah sogar fast so aus, als würde ihm jemand helfen … oder? Wollte der etwa da runterspringen? Wollte der sich da etwa in den Tod stürzen, nur um …
Verdammt!
Der Mann ließ sich fallen. Und segelte dem Asphalt entgegen. Es sah aus, als hätte er seinen Entschluss in aller Seelenruhe gefasst. Er gab keinen Laut von sich, während er fiel und fiel. Und streckte auch nicht instinktiv die Hände aus, um sich vor dem Aufprall zu schützen.
Dann landete er auf dem Kopf. Ein Krach und ein Rums. Jede Menge Blut. Keine Chance, dass der überlebt hatte.
Der Versuch, sich durch die Lagerwand Zutritt zum Gebäude zu verschaffen, wurde sofort abgebrochen.
»Verdammte Hacke«, sagte der Polizist mit dem Schweißaggregat, dem ganz schlecht wurde von dem, was er hier sah.
»Was sollen wir denn jetzt machen, Chef?«, fragte sein Kollege, dem es auch nicht viel besser ging.
»Wir brechen alles ab«, sagte der Kommandant, dem von allen wahrscheinlich am übelsten war. »Und dann rufen wir die Spezialeinheit in Stockholm an.«
* * * *
Der amerikanische Töpfer war nur zweiundfünfzig Jahre alt geworden, und die Erinnerungen an den Vietnamkrieg hatten ihn ein Leben lang verfolgt, wozu sich noch weitere eingebildete Verfolgungen gesellten. Doch seit Nombeko und die Chinesenmädchen in sein Leben getreten waren, schienen die Dinge endlich wieder in die richtige Richtung zu gehen. Er war seine paranoide Angst fast losgeworden, so dass sein permanent hoher Adrenalinspiegel endlich mal ein wenig absank. Daran hatte sich sein Körper nun auch wieder gewöhnt. Als dann, wie stets befürchtet, die CIA tatsächlich an die Tür zu klopfen
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