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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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versuchte, sie zumindest noch geradeaus zu lenken, aber dann wurde die rasende Fahrt auch für sie zu schnell. Da ließ sie los und sprang beiseite. Und dann konnten sie nur noch zusehen, wie drei Megatonnen Vernichtungswaffe die immer steiler bergab führende Landstraße hinabrollten. Neben der Kiste befand sich ein festgezurrter Rucksack, der neunzehn Komma sechs Millionen Kronen enthielt.
    »Hat irgendjemand eine Idee, wie wir uns innerhalb der nächsten zehn Sekunden achtundfünfzig Kilometer von hier wegbeamen könnten?«, fragte Nombeko, während sie der durchgehenden Bombe nachsah.
    »Ideen sind nicht meine starke Seite«, sagte Holger 1.
    »Nein, aber dich am Arsch kratzen, das kannst du prima«, sagte sein Bruder und dachte sich im nächsten Moment, dass das wirklich bizarre letzte Worte waren.
    Zweihundert Meter weiter beschrieb die Straße eine leichte Linkskurve. Im Gegensatz zu der Atombombe auf Rädern, die immer noch geradeaus fuhr.
    * * * *
    Herr und Frau Blomgren hatten zueinander gefunden, weil sie beide der Meinung waren, Sparsamkeit sei die größte aller Tugenden. Margareta hielt ihren Harry seit neunundvierzig Jahren fest, und der hielt das Geld des Paares noch fester. Sie selbst hätten sich als verantwortungsbewusst bezeichnet. Jeder unbeteiligte Beobachter hätte sie eher geizig genannt.
    Harry war sein ganzes Berufsleben lang Schrotthändler gewesen, nachdem er als Fünfundzwanzigjähriger das Unternehmen von seinem Vater geerbt hatte. Letzte Amtshandlung seines Vaters – bevor ihn ein Chrysler New Yorker überfuhr – war es gewesen, ein junges Mädchen einzustellen, das die Buchhaltung besorgen sollte. Erbe Harry hielt das für eine unglaubliche Geldverschwendung, bis das Mädchen, Margareta, sich etwas ausdachte, was sie Fakturierungsgebühr und Verzugszinsen nannte. Daraufhin verliebte er sich Hals über Kopf, machte ihr einen Heiratsantrag und bekam ein Ja. Die Hochzeit fand auf dem Schrottplatz statt, ihre Gäste – die drei anderen Angestellten – wurden per Aushang am Schwarzen Brett eingeladen. Essen sollte jeder selbst mitbringen.
    Kinder bekamen sie nie. Die wären ein Kostenfaktor gewesen, den Harry und Margareta immer wieder durchkalkulierten, bis sie eines Tages keinen Grund mehr zum Kalkulieren hatten.
    Dahingegen löste sich das Problem mit der Behausung. In den ersten zwanzig Jahren wohnten sie mit Margaretas Mutter in deren Haus in Ekbacke, bis die Alte glücklicherweise starb. Sie war endgültig erfroren, nachdem sie jahrelang gejammert hatte, dass Harry und Margareta im Winter so wenig heizten, dass sich auf der Innenseite der Fenster Raureif bildete. Jetzt hatte sie es besser – auf dem Friedhof in Herrljunga wurde sie in einem so tiefen Grab beigesetzt, dass der Frost sie nicht mehr erreichen konnte. Weder Harry noch Margareta sahen irgendeine Notwendigkeit, ihr Blumen aufs Grab zu legen.
    Margaretas Mutter hatte drei Schafe gehalten, die immer auf einer kleinen Wiese an der Straße grasten. Die Gute war noch nicht mal ganz kalt – obwohl sie schon zu Lebzeiten beträchtlich heruntergekühlt war –, da schlachteten Harry und Margareta die Tiere und aßen sie auf. Nur der zugige Schafstall blieb übrig, und den ließ das Paar langsam verfallen.
    Dann gingen die beiden in Rente, verkauften ihren Schrottplatz und waren schon gute siebzig beziehungsweise fünfundsiebzig, als sie eines Tages beschlossen, dass sie wirklich mal was aus dieser Hütte machen sollten. Harry riss sie ab, und Margareta stapelte die Bretter auf einen Haufen. Dann zündeten sie alles an, und der Haufen brannte munter vor sich hin, während Harry Blomgren mit dem Wasserschlauch danebenstand und aufpasste, dass das Feuer nicht außer Kontrolle geriet. An seiner Seite stand, wie immer, seine Frau Margareta.
    In diesem Augenblick krachte es laut, als nämlich die achthundert Kilo schwere Bombe in ihrer Kiste auf Rädern geradewegs durch den Zaun brach, auf die ehemalige Schafweide der Blomgrens schoss und erst mitten in den Flammen zum Stillstand kam.
    »Was um alles in der Welt …?«, rief Frau Blomgren.
    »Der Zaun!«, rief Herr Blomgren.
    Dann verstummten sie und sahen der vierköpfigen Truppe entgegen, die dem Wagen und der Kiste folgte.
    »Guten Tag«, sagte Nombeko. »Könnte der Herr wohl so freundlich sein, Wasser auf das Feuer zu spritzen, damit es ausgeht? Bitte! Umgehend!«
    Harry Blomgren antwortete nicht. Und tat auch nichts.
    »Wie gesagt, umgehend«, sagte Nombeko. »Soll heißen:

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