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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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unausstehlich fand. Doch B hatte noch nie die Neigung gehabt, aus solchen unfundierten Motiven heraus zu töten. So zerschoss er stattdessen die zwei Porzellanschweine, die Frau Blomgren auf dem Kamin stehen hatte, und erklärte dem Paar, dasselbe Schicksal würde auch sie ereilen, wenn sie nicht sofort vergaßen, dass er hier gewesen war. Die Schweine hatten fünfzig Kronen pro Stück gekostet, entsprechend schmerzlich war es für das alte Ehepaar, sie in Scherben zu sehen. Doch der Gedanke, zu sterben und sich damit auf ewig von den fast drei Millionen Kronen zu trennen, die sie im Laufe der Jahre hatten zusammensparen können, war noch schlimmer. Daher nickten sie und versprachen aufrichtig, für immer zu schweigen.
    Der Agent setzte seine Arbeit fort. Holger Qvist erwies sich als alleiniger Besitzer einer Holger & Holger AG mit der Anschrift Fredsgatan 5. Eine Firma, die nun also abgebrannt war. Terroristen? Äh … Natürlich hatte diese verdammte Putzfrau nicht nur den Mossad gelinkt, sondern auch die Spezialeinheit der Polizei. Eine außerordentlich irritierende Frau. Und eine würdige Gegnerin.
    Des Weiteren war Qvist immer noch unter einer Anschrift in Blackeberg gemeldet. Der Agent observierte die Wohnung drei volle Tage und Nächte. Es wurden keine Lichter ein- oder ausgeschaltet. Durch den Briefschlitz sah man einen Haufen jungfräuliche Postwurfsendungen. Qvist war nicht da, war nicht mehr da gewesen seit dem Tag, an dem etwas passiert war.
    Agent B nahm das Risiko in Kauf, mit seinen Nachforschungen Staub aufzuwirbeln, als er anschließend zur Helikoptertaxi AG ging, sich als der deutsche Stern -Journalist Michael Ballack vorstellte und fragte, ob Herr Holger Qvist wohl für ein Interview zu sprechen wäre.
    Nein, Qvist hatte gekündigt, nachdem er ein paar Tage zuvor ziemlich schwer zusammengeschlagen worden war. Herr Ballack war natürlich über die aktuellen Ereignisse im Bilde, nicht wahr?
    Wo er sich jetzt aufhielt? Tja, das wusste man nicht. Vielleicht in der Gegend um Gnesta, dort hatte er ja einen Kissengroßhandel, den er zwar nicht aktiv führte, aber soweit der Eigentümer der Helikoptertaxi AG wusste, hatte er dort trotzdem regelmäßig Dinge zu erledigen. Außerdem wohnte doch seine Freundin dort, oder?
    »Seine Freundin? Weiß der Herr Direktor zufällig, wie sie heißt?«
    Nein, das konnte er nicht sagen. Vielleicht Celestine? Auf jeden Fall irgendwas Außergewöhnliches.

    Wie sich herausstellte, waren in ganz Schweden vierundzwanzig Celestines gemeldet. Aber nur eine von ihnen, Celestine Hedlund, war bis vor ein paar Tagen noch in der Fredsgatan 5 gemeldet gewesen.
    »Ich frage mich, ob du am Ende nicht mit einem roten Toyota Corolla mit Anhänger herumgefahren bist, Celestine«, sagte der Agent zu sich selbst. »Mit Nombeko Mayeki und Holger Qvist auf dem Rücksitz. Und einem Mann, den ich nicht kenne, neben dir.«
    Die Celestine-Spur verzweigte sich bald in vier Richtungen. Inzwischen war ihre gemeldete Adresse ein Postfach in Stockholm. Davor war es Fredsgatan 5 gewesen. Davor bei einer Gertrud Virtanen in der Nähe von Norrtälje. Davor im mutmaßlichen Elternhaus in Gnesta. Man konnte davon ausgehen, dass sie sich früher oder später wieder zu einer dieser Adressen begeben würde.
    Aus der Perspektive eines Ermittlers war die Adresse, die nun nur noch ein Häufchen Asche war, die uninteressanteste. Die interessanteste das Postfach. Danach in absteigender Reihenfolge das Elternhaus und Gertrud Virtanen.
    * * * *
    Als Nombeko Celestine genauer befragte, fand sie heraus, dass das Mädchen schon einmal eine Weile in Sjölida gemeldet gewesen war. Das konnte einem Sorgen machen. Andererseits glaubte sie nicht, dass der Agent von ihrer Existenz wusste.
    Die illegale südafrikanische Migrantin hatte bis jetzt nicht übermäßig viel Glück im Leben gehabt, angefangen bei dem Tag, an dem sie in Johannesburg von einem betrunkenen Ingenieur überfahren wurde. Doch von dem Glück, das Nombeko nun zuteilwurde, sollte sie nie erfahren.
    Es war nämlich so, dass Agent B erst eine geschlagene Woche das Postfach in Stockholm überwachte, dann ebenso lange Celestines Elternhaus. In beiden Fällen ergebnislos.
    Aber als er sich dem unwahrscheinlichsten Objekt widmen wollte, dem Gut bei Norrtälje, hatte der Chef des Agenten in Tel Aviv die Faxen dicke. Er meinte, es komme ihm so vor, als hätte sich die Sache zu einer persönlichen Vendetta ausgewachsen, wohingegen der Mossad bei seiner Tätigkeit

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