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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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andere, eher intellektuelle Kriterien anlegen müsse. Ein professioneller Atombombendieb würde sich ja wohl kaum mit seiner Bombe in einem schwedischen Wald verstecken. Der Agent sollte nach Hause kommen. Und zwar sofort. Nein, nicht »ganz bald«. Sofort.

5. TEIL
    Hab Geduld, wenn dein Gesprächspartner nicht zuzuhören scheint. Vielleicht hat er einfach nur etwas Pelz im Ohr.
    Pu der Bär

17. KAPITEL
    Von dem Risiko, eine exakte Kopie seiner selbst zu haben
    In Südafrika trug es sich zu, dass ein Mann, der einst als Terrorist verurteilt worden war, nach siebenundzwanzig Jahren freikam, den Friedensnobelpreis erhielt und zum Präsidenten des Landes gewählt wurde.
    Auf Sjölida geschah zu ungefähr derselben Zeit umso weniger.
    Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate. Der Sommer ging in den Herbst über, es wurde Winter und wieder Frühling.
    Irgendwelche gefährlichen Agenten ausländischer Geheimdienste tauchten nicht mehr auf (einer von ihnen lag in zweihundert Meter Tiefe auf dem Grund der Ostsee, der andere saß einsam an einem Schreibtisch in Tel Aviv).
    Nombeko und Holger 2 verdrängten die Bombe und alles andere Elend eine Weile aus ihrem Bewusstsein. Waldspaziergänge, Pilzesuchen, Angelausflüge im Fjord in Gertruds Boot – all das wirkte wunderbar beruhigend auf ihre Gemüter.
    Als die Wärme in den Boden zurückkehrte, bekamen sie außerdem die Erlaubnis der alten Dame, die Kartoffeläcker wieder zum Leben zu erwecken.
    Der Traktor und die landwirtschaftlichen Geräte waren nicht modern, aber Nombeko hatte die Sache durchgerechnet und war zu dem Ergebnis gekommen, dass man trotzdem noch einen Überschuss von ungefähr zweihundertfünfundzwanzigtausendsiebenhundertdreiundzwanzig Kronen pro Jahr erwirtschaften konnte. Außerdem war es wichtig, dass Nummer eins und Celestine beschäftigt waren (und zwar nicht mit dem Ausbrüten von Dummheiten). Bei aller ländlichen Ruhe konnten ein paar kleine Einnahmen nicht schaden, nachdem sowohl der Kissengroßhandel als auch die neunzehn Komma sechs Millionen in Rauch aufgegangen waren.
    Erst als im November der erste Schnee fiel, warf Nombeko im Gespräch mit ihrer Nummer zwei mal wieder die ewig junge Frage nach der gemeinsamen Zukunft auf.
    »Es geht uns doch ziemlich gut hier, findest du nicht?«, sagte sie, während sie gemeinsam ihren gemächlichen Sonntagsspaziergang absolvierten.
    »Ja, hier geht es uns gut«, nickte Nummer zwei.
    »Nur schade, dass wir nicht richtig existieren«, fuhr Nombeko fort.
    »Und dass die Bombe in ihrer Kiste es umso mehr tut«, sagte Nummer zwei.
    Sie diskutierten die Möglichkeiten, wie man diese Zustände dauerhaft verändern könnte, so lange, dass sie am Ende darüber diskutierten, wie oft sie dieses Thema schon besprochen hatten.
    Wie sie es auch drehten und wendeten, sie kamen regelmäßig zur selben Schlussfolgerung: Man konnte die Bombe nicht einfach irgendeinem Gemeinderat in Norrtälje in die Hand drücken. Sie mussten direkten Kontakt zu höchster Stelle suchen.
    »Soll ich den Ministerpräsidenten noch mal anrufen?«, fragte Holger 2.
    »Was versprichst du dir davon?«, fragte Nombeko.
    Sie hatten es ja schon drei Mal versucht, bei zwei verschiedenen Assistentinnen, und zweimal mit ein und demselben Hofmarschall – und hatten jedes Mal eine gleichlautende Antwort erhalten. Der Ministerpräsident und der König empfingen weder Mensch noch Tier. Vielleicht gäbe es bei Ersterem noch eher die Möglichkeit, wenn man ihm die Angelegenheit zuvor detailliert per Brief auseinandersetzte, doch das konnten sie sich beide nicht vorstellen.
    Nombeko holte die alte Idee wieder hervor, dass Holger noch einmal unter dem Namen seines Bruders die Schulbank drücken sollte, um auf diesem Wege eine Stelle in der Nähe des Ministerpräsidenten zu ergattern.
    Diesmal bestand die Alternative nicht darin, in einem Abbruchhaus zu wohnen, bis es eines Tages von selbst einstürzte, denn dieses Abbruchhaus gab es ja gar nicht mehr. Stattdessen bauten sie jetzt Kartoffeln auf Sjölida an. Und so gemütlich das auch war, als Zukunftsvision wollte es auch nicht so recht taugen.
    »Aber man wird ja auch nicht einfach so im Handumdrehen Akademiker«, meinte Holger. »Du vielleicht, ich nicht. Das wird ein paar Jahre dauern. Bist du denn bereit, so lange zu warten?«
    Aber ja doch. Es waren ja schon einige Jahre vergangen, Nombeko hatte sich ans Warten gewöhnt. Sie würde die Zeit auch fürderhin schon herumkriegen. So war die Bibliothek in

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