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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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wicht …«
    Da legte Celestine auf. Und schaltete das Handy aus.
    »Was wollte er?«, fragte Holger 1, der am Steuer saß.
    »Er hat gesagt: ›Bitte, liebe Celestine. Wir können uns bei Gelegenheit gerne hinsetzen und die Autofrage diskutieren.‹ Kurz zusammengefasst.«
    Das fand Nummer eins nun nicht so weltbewegend. Er hätte eine heftigere Reaktion von seinem Bruder befürchtet.
    Holger 2 stand in seinem Anzug auf der Landstraße und versuchte verzweifelt mehr als zehn Minuten lang, jemand anzuhalten, der ihn mitnahm. Doch um damit Erfolg zu haben, hätten überhaupt erst Autos vorbeikommen müssen, und es kamen keine. Als Nummer zwei einsah, dass er gleich ein Taxi hätte rufen sollen, fiel ihm ein, dass er Mantel und Aktentasche an der Garderobe im Flur hatte hängen lassen. Mit hundertzwanzig Kronen in der Brusttasche beschloss er, mit dem Traktor bis Norrtälje zu fahren und von dort den Bus zu nehmen. Wahrscheinlich wäre es schneller gegangen, noch einmal zurückzufahren, die Aktentasche zu holen, wieder zur Straße zu fahren und dann ein Taxi zu rufen. Oder noch besser: zuerst ein Taxi zu rufen und, während es unterwegs war, mit dem Traktor schnell zum Haus und zurück zu fahren.
    Doch so klug Nummer zwei auch war, er hatte gerade einen Adrenalinspiegel, der dem des Töpfers damals – Gott hab ihn selig – in nichts nachstand. Er war auf bestem Wege, die Verteidigung seiner Doktorarbeit zu verpassen. Nach jahrelangen Vorbereitungen. Wenn das nicht zum Wahnsinnigwerden war!
    Aber das war erst der Anfang.
    Das erste und letzte Quäntchen Glück an diesem Tag hatte Holger, als er in Norrtälje vom Traktor in den Bus umstieg. In vorletzter Sekunde konnte er den Bus an der Weiterfahrt hindern und gerade noch zusteigen. Der Fahrer stieg aus, um den Treckerfahrer zusammenzustauchen, überlegte es sich dann aber anders, als sich der vermeintliche Bauerntölpel als sorgfältig frisierter Mann mit Anzug, Krawatte und Lackschuhen entpuppte.
    Als Holger endlich im Bus saß, rief er den Rektor an, Professor Berner, und erklärte, dass er aufgrund außergewöhnlich unglücklicher Umstände fast eine halbe Stunde zu spät kommen würde.
    Der Professor erwiderte pikiert, dass Verspätungen im Zusammenhang mit Disputationen nicht ganz im Einklang mit den Traditionen der Universität stünden, aber nun gut. Er versprach, sowohl Kommission als auch Zuschauer um Geduld zu bitten.
    * * * *
    Holger 1 und Celestine waren unterdessen in Stockholm angekommen und hatten auch schon ihre Flugblätter abgeholt. Celestine, die Strategin des Duos, beschloss, als erstes Ziel das Naturhistorische Reichsmuseum anzusteuern. Dort hatte man Charles Darwin und seiner Evolutionstheorie gleich eine ganze Abteilung gewidmet. Darwin hatte den Ausdruck »survival of the fittest« einem Kollegen geklaut und umschrieb damit, dass es ganz natürlich war, wenn der Starke überlebte und der Schwächere unterging. Darwin war also Faschist, und dafür würde er jetzt, hundertzweiundzwanzig Jahre nach seinem Tod, seine Strafe bekommen. Celestine und Holger wären nie auf den Gedanken gekommen, dass auch ihre Flugblätter deutlich faschistoide Züge trugen. Hier wollten sie die Wände also heimlich mit ihren Zetteln pflastern. Im ganzen Museum. Im Namen der heiligen Anarchie.
    Und so geschah es denn auch, ohne irgendwelche Zwischenfälle. Holger 1 und Celestine konnten ganz ungestört arbeiten. In schwedischen Museen herrscht nämlich weiß Gott nicht immer Gedränge.
    Nächste Station war die Universität Stockholm, nur einen Steinwurf entfernt. Celestine marschierte in die Damentoiletten und überließ Holger die Herrentoiletten. Da passierte es: Nummer eins begegnete in der Tür Professor Berner.
    »Ach – sind Sie doch schon hier?«
    Dann packte er den verdutzten Holger und schleifte ihn durch die Flure zu Saal 4, während Celestine weiter die Damentoiletten tapezierte.
    Bevor Nummer eins wusste, wie ihm geschah, stand er auch schon an einem Rednerpult vor einem Publikum von mindestens fünfzig Personen.
    Professor Berner sprach ein paar einführende Worte auf Englisch und verwendete ebenso viele wie schwierige Wörter, was es Holger nicht eben leicht machte, ihm zu folgen. Offenbar sollte er etwas zum positiven Effekt einer Atombombendetonation sagen. Freilich konnte man sich fragen, was das Ganze sollte.
    Aber er tat es gern, auch wenn sein Englisch nicht ganz so gut war. Es kam doch schließlich mehr darauf an, was man meinte, als wie man es

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