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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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während Holger 1 und Celestine Inventur des Vorrats an Klebeband, Kulis und anderen Büromaterialien machen sollten. Und das, während die fertige Zeitung ihnen von Nummer zweis PC entgegenleuchtete.
    »Die sitzen jetzt und schlemmen in ihrem Luxusladen, während wir hier Büroklammern zählen«, klagte Celestine.
    »Und in dieser Ausgabe steht auch wieder kein verdammtes Wort zum Scheißkönigshaus«, sagte Holger 1.
    »Oder auch bloß zur Anarchie«, sagte Celestine.
    Nombeko schien zu glauben, dass das Geld von Gertruds Kartoffelhof ihr allein gehörte. Für wen hielt sie sich eigentlich? Jetzt wollten Nummer zwei und sie anscheinend die Millionen auf den Kopf hauen, indem sie dem konservativen Ministerpräsidenten, der den König so liebte, in den Arsch krochen.
    »Komm, meine Liebe«, sagte Holger 1 und betrat die verbotene Zone rund um Nummer zweis Schreibtisch.
    Er setzte sich auf den Platz seines Bruders und klickte sich bis zu Gertruds Kolumne auf Seite zwei. Irgendein Quark über die Unfähigkeit der Opposition. Natürlich verfasst von Nummer zwei. Holger 1 konnte sich nicht dazu aufraffen, den ganzen Dreck durchzulesen, bevor er ihn löschte.
    Während er stattdessen das hineinschrieb, was in diesem Moment sein Herz erfüllte, murmelte er, dass Nummer zwei gerne über die anderen dreiundsechzig von vierundsechzig Seiten bestimmen durfte. Aber die vierundsechzigste war hiermit annektiert.
    Als er fertig war, schickte er die neue Version an die Druckerei, mit einem Kommentar an den Chef der Setzerei, dass man noch einen schwerwiegenden Fehler ausgebessert hatte.
    * * * *
    Am nächsten Montag wurde die zweite Nummer der Zeitschrift Svensk Politik gedruckt und an dieselben fünfzehntausend mächtigen Persönlichkeiten ausgeliefert wie das erste Heft. Auf Seite zwei erklärte die verantwortliche Herausgeberin:
    Es wird Zeit, dass der König – diese Sau – endlich abdankt. Dann kann er seine Königin – diese Sau – gleich mitnehmen. Und die Kronprinzessin auch – diese Sau. Und den Prinzen und die Prinzessin auch noch – diese Säue. Und Lilian, die alte Krähe.
    Die Staatsform der Monarchie ist nur was für Säue (und vielleicht Krähen). Schweden muss eine Republik werden – JETZT !
    Mehr fiel Holger 1 nicht ein, aber da in den zwei Spalten noch fünfzehn Zentimeter frei waren, malte er mit einem Zeichenprogramm, das er nicht richtig beherrschte, ein Männchen mit der Aufschrift »König« auf der Brust an einem Galgen. Aus seinem Mund kam eine Sprechblase – offenbar war der Gehenkte noch nicht so gehenkt, dass er nicht noch sprechen konnte. Und in der Sprechblase stand:
    »Oink.«
    Als würde das noch nicht reichen, durfte Celestine unten noch eine Zeile hinzufügen:
    Für weitere Informationen nehmen Sie bitte Kontakt mit der Anarchistischen Vereinigung Stockholm auf .
    Fünfzehn Minuten nachdem das zweite Heft der Zeitschrift Svensk Politik in der Regierungskanzlei gelandet war, rief die Assistentin des Ministerpräsidenten an, um Bescheid zu geben, dass das vereinbarte Interview hiermit abgesagt war.
    »Warum das denn?«, fragte Holger 2, der die neueste Ausgabe noch nicht in der Hand gehabt hatte.
    »Was, zum Teufel, glauben Sie wohl?«, fragte die Assistentin zurück.
    * * * *
    Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt weigerte sich, den Vertreter der Zeitschrift Svensk Politik zu treffen. Trotzdem sollte er binnen Kürze genau das tun. Und eine Atombombe würde er gleich noch gratis dazu kriegen.
    Der Junge, der einmal Ministerpräsident werden sollte, war der älteste von drei Söhnen einer Familie, in der Liebe und Ordnung herrschten. Alles immer schön an seinem Platz. Wenn jemand Unordnung geschaffen hatte, räumte er grundsätzlich hinter sich auf.
    Das prägte den jungen Fredrik in so hohem Maße, dass er als Erwachsener einräumen musste, Staubsaugen mache ihm viel mehr Spaß als Politik. Trotzdem wurde er Ministerpräsident und nicht Raumpfleger. Talent hatte er jedenfalls für beides. Und für andere Dinge noch dazu.
    Unter anderem wurde er schon als Elfjähriger zum Schulsprecher gewählt. Ein paar Jahre später war er Kursbester, als er seinen Militärdienst beim Jägerregiment in Lappland leistete. Wenn der Russe denn kommen sollte, würde er einem Mann gegenüberstehen, der wusste, was es hieß, bei achtundvierzig Grad minus zu kämpfen.
    Aber der Russe kam nicht. Dafür kam Fredrik nach Stockholm, wo er sich an der Universität seinem Wirtschaftsstudium, dem Studentenkabarett und

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