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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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einen dahergelaufenen Chinesen empfing? Wenn er die alle empfangen wollte und jedem auch nur ein paar Sekunden widmete, würde er über dreizehntausend Jahre brauchen. Und Botha glaubte nicht, dass er so lange leben würde. Im Gegenteil, er fühlte sich schon ganz schön verbraucht, trotz seines neuen Titels.
    Gleichzeitig verstand er, was für eine Taktik dahintersteckte, wenn China ihm einen solchen Handlanger schickte. Peking wollte sich nicht der Anschuldigung aussetzen, sich mit der Regierung in Pretoria zu verbrüdern. Was umgekehrt genauso galt.
    Blieb nur die Frage, was sie von ihm wollten. Hatte es mit Taiwan zu tun? Das wäre komisch, weil die Zusammenarbeit mit den Taiwanesen beendet worden war, ohne dass jemals etwas dabei herausgekommen wäre.
    Na, es war wohl das Beste, wenn Botha diesen Boten trotzdem empfing.
    »Ich bin ja neugierig wie ein Kleinkind«, sagte er zu sich selbst und lächelte, obwohl er im Grunde genommen nichts zu lächeln hatte.
    Um den Verstoß gegen die Etikette zu umgehen, dass ein Präsident einen Botenjungen empfängt, kam Botha auf die Idee, ein Treffen und ein gemeinsames Abendessen mit dem Chinesen so einzurichten, wie es dessen Rang entsprach. Er würde einfach zufällig vorbeikommen, und dann … Ach, Sie hier? Darf man sich dazusetzen? So in der Art.
    Daher rief Botha den Chef des streng geheimen Kernwaffenprogramms an und befahl ihm, einen chinesischen Gast zu empfangen, der ein Treffen mit dem Präsidenten wünschte. Der Ingenieur sollte mit dem Gast auf Safari gehen und danach am Abend noch was Feines essen. Beim Abendessen sollte der Ingenieur dem Chinesen zu verstehen geben, dass man mit der Kompetenz südafrikanischer Militäringenieurskunst rechnen musste, ohne direkt die Wahrheit über die Kernwaffen zu sagen.
    Es war wichtig, dass diese Botschaft ankam. Man musste Stärke zeigen, ohne etwas Konkretes zu sagen. Und dann würde zufällig Präsident Botha vorbeikommen, und essen muss der Mensch ja schließlich, daher würde er dem Ingenieur und dem Chinesen an ihrer Tafel gerne Gesellschaft leisten.
    »Vorausgesetzt, dass Ingenieur van der Westhuizen nichts dagegen hat?«
    Dem Ingenieur schwirrte der Kopf. Er sollte also einen Gast empfangen, den der Präsident nicht selbst treffen wollte. Er sollte dem Gast erklären, wie sich die Dinge verhielten, ohne die Dinge dabei beim Namen zu nennen, und mittendrin würde dann der Präsident, der den Gast nicht treffen wollte, doch noch auftauchen, um den Gast zu treffen.
    Dem Ingenieur war klar, dass er akute Gefahr lief, sich bis auf die Knochen zu blamieren. Im Übrigen wusste er nur, dass er den Präsidenten nun sofort zu dem Abendessen einladen musste, das der Präsident ihm selbst auszurichten befohlen hatte.
    »Der Herr Präsident ist mir selbstverständlich herzlich willkommen zum Abendessen!«, sagte Ingenieur van der Westhuizen. »Das versteht sich doch von selbst! Wann soll das Essen denn stattfinden? Und wo?«
    Und so wurde das, was ursprünglich Deng Xiaoping in Peking Kopfzerbrechen bereitet hatte, das Problem von Ingenieur van der Westhuizen in Pelindaba. Er verstand nämlich überhaupt nichts von dem Projekt, das er hier leitete. Small Talk betreiben und schlau wirken, wenn man es mitnichten ist, ist gar nicht so einfach. Die Lösung musste so aussehen, dass er Wiehießsienochgleich als Gehilfin und Gepäckträgerin mitnahm. Dann konnte sie dem Ingenieur diskret kluge Bemerkungen zu seinem Projekt einflüstern, natürlich sorgfältig abgewogene, damit nicht zu viel verraten wurde. Oder zu wenig.
    Dieses Abwägen würde Wiehießsienochgleich bestimmt ganz galant hinbekommen.
    Wie alles andere, was dieses verdammte Weibsstück anfasste.
    * * * *
    Vor der Chinesensafari mit anschließendem Abendessen, zu dem auch der Präsident dazustoßen sollte, war die Putzfrau des Ingenieurs genau instruiert worden. Zur Sicherheit half Nombeko dem Ingenieur auch noch mit diesen Instruktionen, damit er sich nicht vertat.
    Sie sollte sich nie weiter als eine Armeslänge vom Ingenieur entfernen, und wann immer es die Konversation erforderte, sollte sie ihm kluge Kommentare ins Ohr flüstern. Ansonsten sollte sie schön den Mund halten und sich wie die Nichtexistenz benehmen, die sie ja im Grunde auch war.
    Neun Jahre zuvor war Nombeko zu sieben Jahren im Dienste des Ingenieurs verurteilt worden. Als ihre Strafe abgelaufen war, unterließ sie es jedoch, ihn daran zu erinnern, denn sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie lieber

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