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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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gehabt hatte –, denn er war regelmäßig schon morgens um zehn sternhagelvoll. Und seine Hilfskraft war zu sehr mit Putzen und heimlicher Lektüre beschäftigt, um immer alle Pannen für ihn aufzufangen. Außerdem bekam sie nie ihre neue Scheuerbürste, deswegen dauerte es so viel länger, bis der Boden sauber war.
    Und so kam es, dass nach Nummer vier und fünf das nächste Bombenpaar produziert wurde, also die Bomben Nummer sechs – und siebe n !
    Versehentlich war also eine Atombombe zu viel gebaut worden, eine Bombe jenseits aller Protokolle.
    Es gab eine Bombe, die es gar nicht gab.
    Als die Putzfrau des Ingenieurs die Bescherung entdeckte, unterrichtete sie ihren Chef, der darüber so bekümmert war, wie es sich gehörte. Bomben, die es nicht gab, taten gut daran, nicht zu existieren, sonst machten sie nichts als Ärger. Der Ingenieur konnte sie ja schlecht hinter dem Rücken des Präsidenten und der Regierung wieder zerstören. Im Übrigen wusste er sowieso nicht, wie das ging. Und den Rechenfehler vor den Forschungsteams aufzudecken, hatte er auch nicht vor.
    Nombeko tröstete Ingenieur van der Westhuizen damit, dass mit der Zeit vielleicht noch mehr Bomben bestellt werden würden, und die Bombe, die es gar nicht geben durfte, konnte in ihrem Versteck einfach weiterhin nicht existieren, bis sie es eines Tages doch durfte.
    »Genau, was ich mir gerade gedacht habe«, sagte der Ingenieur, obwohl er sich in Wirklichkeit gedacht hatte, dass die Putzfrau zu einer richtig appetitlichen Frau herangewachsen war.
    Die Bombe, die es nicht gab, wurde daher in den verbliebenen leeren Lagerraum neben dem Raum mit den sechs anderen Bomben gesperrt. Dort hatte nur der Ingenieur selbst Zutritt. Abgesehen von Wiehießsienochgleich natürlich.
    Nach über zehn Jahren innerhalb des Doppelzauns der Forschungsanlage hatte Nombeko alles gelesen, was in der überschaubaren Bibliothek von Pelindaba lesenswert war. Und anschließend auch noch den Großteil von dem, was nicht lesenswert war.
    Die Dinge wurden nicht besser dadurch, dass sie inzwischen eine richtige Frau von bald sechsundzwanzig Jahren geworden war. Während sich Schwarze und Weiße immer noch nicht mischen durften, wenn sie richtig informiert war, denn das hatte Gott so bestimmt, behauptete das Erste Buch Mose beziehungsweise die Reformierte Kirche. Nicht dass sie irgendein interessantes Objekt auf der Anlage gefunden hätte, mit dem sie sich gerne gemischt hätte, aber trotzdem. Sie träumte davon, dass es irgendwo einen Mann für sie gab, und von dem, was sie zusammen machen könnten. Nicht zuletzt aus gewissen Perspektiven. Sie hatte Bilder davon gesehen, in Literatur von unwesentlich höherer Qualität als der, die der britische Friede-auf-Erden-Professor 1924 fabriziert hatte.
    Nun, lieber war sie ohne so etwas wie Liebe hinter dem Zaun der Forschungsanlage am Leben, als jenseits dieses Zauns nicht mehr am Leben zu sein. Denn dann würde sie nur den Maden näherkommen, in der Erde, in der man sie begrub.
    Daher hörte Nombeko auf sich selbst und erinnerte den Ingenieur immer noch nicht daran, dass aus den sieben Jahren mittlerweile elf geworden waren. Sondern blieb, wo sie blieb.
    Noch ein Weilchen.
    * * * *
    Den südafrikanischen Streitkräften wurde laufend der Etat von einer Wirtschaft erhöht, die sich diese Ausgaben nicht leisten konnte. Immerhin ging ein Fünftel des hoffnungslos unausgeglichenen Staatshaushalts ans Militär, während sich das Ausland ständig neue Embargos ausdachte. Was die südafrikanische Volksseele am meisten schmerzte, war die Tatsache, dass sie Fußball und Rugby mit sich selbst spielen mussten, weil sonst keiner mehr mit ihnen spielen wollte.
    Doch die Nation kam trotzdem noch irgendwie zurecht, weil das Handelsembargo ja auch alles andere als weltweit galt. Es gab noch genügend Politiker, die sich gegen weitere Sanktionen aussprachen. Premierministerin Thatcher in London und Präsident Reagan in Washington verliehen ungefähr der gleichen Meinung Ausdruck, dass nämlich jedes weitere Embargo den ärmsten Teil der Bevölkerung am schlimmsten traf. Oder wie es der Vorsitzende der Schwedischen Liberalen Ulf Adelsohn so elegant ausdrückte:
    »Wenn wir Waren aus Südafrika boykottieren, werden die armen Neger da unten doch arbeitslos.«
    Gleichzeitig drückte der Schuh aber noch woanders. Das Unangenehmste für Thatcher, Reagan (und auch Adelsohn) war nicht die Ablehnung der Apartheid an sich – Rassismus war schon seit mehreren

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