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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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es wimmelte nur so von Schildern, die kein Mensch deuten konnte. Nombeko erfuhr auch nicht, dass der VW -Bus mit dem schwedischen Nummernschild, der einfach nur nach Vergnügungstouristen aussah, durch sämtliche Grenzkontrollen gewinkt wurde, so auch an der österreichisch-schweizerischen Grenze. Ebenso wenig erfuhr sie, dass die Mädchen daraufhin ins erstbeste Chinarestaurant gingen, um zu fragen, ob der Besitzer möglicherweise Herrn Cheng T ā o kannte. Natürlich kannte der Besitzer ihn nicht, aber er kannte jemand, der vielleicht denjenigen kennen könnte, der wiederum jemand kannte, der behauptete, dass er einen Bruder hatte, der eventuell einen Mieter dieses Namens hatte. Tatsächlich fanden die Mädchen ihren Onkel in einem Vorort von Basel. Das Wiedersehen war sehr herzlich.
    Aber wie gesagt, all das sollte Nombeko nie erfahren.
    Sämtliche verbliebenen Mieter der Fredsgatan waren noch am Leben. Holger 2 und Nombeko blieben am liebsten unter sich. Letztere merkte, dass es sie schon glücklich machte, wenn sie einfach nur mit ihrem Holger zusammen war, und er wiederum war jedes Mal so grenzenlos stolz, wenn sie den Mund aufmachte. Sie war der klügste Mensch, den er kannte. Und der schönste.
    Bei ihren Bemühungen, ein Kind zu zeugen, hielten sie zwischen den Kissen im Lager ein ehrgeiziges Niveau. Trotz der Komplikationen, die es bedeuten würde, wenn es denn wirklich gelang, wurden die beiden immer frustrierter, als es eben nicht gelang. Es kam ihnen vor, als hätten sie sich im Leben festgefahren, und das Einzige, was sie wieder flottmachen konnte, wäre ein Baby.
    Als Nächstes redeten sie sich ein, dass die Bombe schuld war. Wenn sie die nur loswerden konnten, würde es sicher auch mit dem Kind was werden. Rein rational wussten sie natürlich, dass zwischen Bombe und Kind kein unmittelbarer Zusammenhang bestand, aber es ging immer mehr um Gefühl und nicht um Vernunft. Dazu gehörte auch, dass sie ihre erotischen Aktivitäten einmal die Woche in die Töpferwerkstatt verlegten. Neuer Ort, neue Möglichkeiten. Oder auch nicht.
    Nombeko hatte immer noch achtundzwanzig Rohdiamanten im Futter der Jacke, die sie nicht mehr anzog. Nach ihrem ersten misslungenen Versuch vor ein paar Jahren hatte sie die Gruppe und sich selbst nicht dem Risiko aussetzen wollen, herumzufahren und zu versuchen, die Steine zu Geld zu machen. Doch jetzt trug sie sich doch wieder mit dem Gedanken. Denn wenn Holger und sie richtig viel Geld hatten, würden sich ihnen auch neue Wege zum lästigen Ministerpräsidenten eröffnen. Schade, dass Schweden so hoffnungslos unbestechlich war, sonst hätte man sich den Weg mit Bakschisch bahnen können.
    Holger nickte nachdenklich. Das mit dem Bestechungsgeld wäre vielleicht gar nicht so blöd gewesen. Er beschloss, es sofort zu versuchen, suchte sich die Nummer der Parteizentrale der Liberalen heraus, rief an, stellte sich als Holger vor und erklärte, er könnte sich vorstellen, der Partei zwei Millionen Kronen zu spenden, wenn er dafür den Parteivorsitzenden (der eben zugleich der Ministerpräsident war) unter vier Augen sprechen durfte.
    In der Parteizentrale zeigte man sich mehr als interessiert. Ein Treffen mit Carl Bildt würde sich sicher einrichten lassen, wenn der Herr Holger erst mal erzählte, wer er war, was für ein Anliegen er hatte, wie er genau hieß und wo er genau wohnte.
    »Ich würde es vorziehen, meine Privatsphäre zu schützen«, versuchte es Holger. Man antwortete ihm, das dürfe er natürlich, aber bei einem Parteivorsitzenden, der noch dazu Ministerpräsident des Landes war, sei schon ein gewisses Maß an Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.
    Holger überlegte kurz, ob er sich als sein Bruder ausgeben sollte, der eine Anschrift in Blackeberg und eine Arbeit bei der Helikoptertaxi AG in Bromma hatte.
    »Darf ich den Ministerpräsidenten dann auch garantiert sprechen?«, vergewisserte er sich.
    Das konnte man ihm nicht versprechen, aber man wollte versuchen, es möglich zu machen.
    »Ich soll Ihnen also zwei Millionen schenken, damit ich ihn vielleicht sprechen darf?«
    Ja, so ungefähr. Das verstünde der Herr Holger doch sicher.
    Nein, das verstand der Herr Holger nicht. In seinem Frust darüber, dass es so verdammt schwer war, mit so einem simplen Ministerpräsidenten zu sprechen, sagte er, die Moderaten sollten sich doch jemand anders suchen, dem sie das Geld aus der Tasche ziehen konnten, und er wünsche ihnen möglichst viel Pech bei den nächsten Wahlen. Dann

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