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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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auch viel Geld. Aber sie hatten es nicht mehr eilig damit. Ihre Geschäfte waren ja ganz einträglich, und auch sonst war es recht nett in diesem Land (wie hieß es noch gleich?).
    Ihr Mitstreiter, der Töpfer, kämpfte nur mit der einen oder anderen heftigen Neurose, und das auch nur ab und zu. Zum Beispiel machte er sich in der Töpferwerkstatt einmal im Monat auf die Jagd nach versteckten Mikrofonen. Er fand keine. Kein einziges. Nicht ein einziges Mal. Es war ihm ein Rätsel.
    Bei der Reichstagswahl 1991 bekam die »Nieder mit dem ganzen Scheiß«-Partei wieder eine ungültige Stimme. Umso mehr gingen an die liberale Partei der Moderaten. Schweden wechselte den Ministerpräsidenten, und Holger 2 hatte einen Grund, den neuen Mann auf diesem Posten zu kontaktieren und ihm etwas anzubieten, was er sicher nicht haben wollte, aber trotzdem annehmen sollte. Leider bekam Ministerpräsident Bildt nie die Chance, mit Ja oder Nein zu antworten, weil nämlich seine Assistentin in der Frage, welche Gespräche sie durchstellte und welche nicht, dieselben Ansichten vertrat wie ihre Vorgängerin. Und als Holger es beim selben König versuchte wie vor vier Jahren, erteilte ihm derselbe Hofsekretär die gleiche Antwort wie beim letzten Mal. Nur vielleicht noch ein bisschen arroganter.
    Nombeko hatte Verständnis für die Forderung von Nummer zwei, dass die Bombe dem Ministerpräsidenten übergeben werden sollte und niemand sonst. Es sei denn, der König kreuzte zufällig ihren Weg.
    Doch nach fast vier Jahren und einem Regierungswechsel wurde ihr klar, dass es wichtig war, jemand zu sein , wenn man dem schwedischen Ministerpräsidenten näher kommen wollte, ohne Großalarm auszulösen. Am besten gleich Präsident eines anderen Landes oder zumindest Chef eines Unternehmens mit dreißig-, vierzigtausend Angestellten.
    Oder Bühnenkünstler. In diesem Jahr hatte ein Mädchen namens Carola davon gesungen, dass ein Sturmwind sie gefangen hatte, und damit einen Gesangswettbewerb gewonnen, der offenbar weltweit im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ob sie danach den Ministerpräsidenten kennengelernt hatte, wusste Nombeko nicht, aber er hatte ihr immerhin ein Telegramm geschickt.
    Oder ein erfolgreicher Sportler. Dieser Björn Borg hätte damals sicher jederzeit eine Audienz bekommen. Bekäme er vielleicht sogar heute noch.
    Man musste jemand sein. Also genau das, was Holger 2 nicht war. Während sie selbst illegal war.
    Hingegen war sie seit vier Jahren nicht mehr hinter einem Elektrozaun eingesperrt. Und sie wollte auch gern, dass das so blieb. Deswegen konnte sie sich damit arrangieren, dass die Bombe, wenn es denn unbedingt nötig war, noch ein Weilchen dort stand, wo sie nun eben stand, während Nombeko jede Woche ein neues Regal der örtlichen Bibliothek abgraste.
    In der Zwischenzeit baute Holger 2 das Importgeschäft dahingehend aus, dass er auch Handtücher und Hotelseifen ins Sortiment aufnahm.
    Er hatte zwar nicht an Kissen, Handtücher und Seife gedacht, wenn er sich als Junge von seinem Vater Ingmar wegträumte, aber es war schon irgendwie okay.
    * * * *
    Anfang 1993 verbreitete sich die Genügsamkeit im Weißen Haus ebenso wie im Kreml. Die USA und Russland waren in ihrer Zusammenarbeit gerade wieder einen Schritt vorangekommen, was die Kontrolle des Kernwaffenarsenals der jeweils anderen Supermacht anging. Außerdem hatte man im neuen Start- II -Abkommen die weitere Abrüstung beschlossen.
    Sowohl George Bush als auch Boris Jelzin fanden, dass die Welt ein sichererer Ort geworden war.
    Freilich war keiner von beiden jemals in Gnesta gewesen.
    Im selben Sommer verschlechterten sich die Möglichkeiten der Chinesenmädchen zur Fortsetzung ihrer lukrativen Tätigkeit in Schweden. Ein Kunsthändler in Söderköping entdeckte nämlich, dass auf den Märkten im ganzen Lande echte Han-Dynastie-Gänse verkauft wurden. Er kaufte zwölf Stück und ging mit ihnen zu Bukowskis in Stockholm. Statt der erhofften zweihundertfünfundzwanzigtausend Kronen pro Stück bekam er dafür Handschellen und Untersuchungshaft. Zwölf Han-Dynastie-Gänse, zusätzlich zu den fünf, die die Firma in ebenso vielen Jahren bereits verkauft hatte – das war nicht glaubwürdig.
    Der Betrugsversuch landete in den Zeitungen, wo er Nombeko ins Auge fiel. Sie erzählte den Mädchen, was passiert war, und schärfte ihnen ein, auf keinen Fall je wieder auf Bukowskis zuzugehen, mit oder ohne Strohmann.
    »Warum denn nicht?«, fragte Kleine Schwester, der jegliches

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